Unsere Zukunft mit dem VirusVirologin Sandra Ciesek macht Hoffnungen für den Corona-Sommer

Virologin Sandra Ciesek im RTL-Interview
Virologin Sandra Ciesek macht im RTL-Interview Hoffnungen für den Sommer.
RTL

Wir alle erinnern uns doch gerne an den Sommer 2019. Als wir feiern, uns umarmen und unbeschwert Urlaub machen konnten, als wir noch nicht bei allem nachdenken mussten: Ist das jetzt erlaubt? Oder an den Sommer 2020, wo das Coronavirus zwar schon längst allgegenwärtig war, trotzdem war es eine Zeit des Durchschnaufens - das Gefühl, es bald geschafft zu haben, machte sich breit. Daraus wurde dann bekanntlich noch nichts. Aber wie wird der kommende Sommer mit Corona aussehen und wie wird uns das Virus zukünftig begleiten? Darüber haben wir mit Virologin Prof. Dr. Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt, gesprochen.
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Wo wir gerade stehen

Seit einem Jahr bestimmt das Coronavirus viele Bereiche unseres Alltags – mal mehr, mal weniger. Virologin Ciesek vergleicht diese Zeit mit einem Marathon, bei dem das Ziel, die Pandemie einzudämmen, so langsam in Sichtweite erscheint. Aber jeder weiß, ein Marathonläufer, der nicht bis zur Ziellinie läuft, der wird am Ende nicht gewinnen: „Wir haben mit den Impfstoffen in kurzer Zeit ein wahnsinnig wertvolles Tool in der Hand, womit wir diese Pandemie beenden können. Deswegen ist es wichtig, die letzten Monate jetzt noch durchzuhalten, bis die Impfungen einen durchschlagenden Effekt haben.“

Der Appell also: Nicht das Ziel aus den Augen verlieren, nicht bei gutem Wetter alle Regeln vergessen. „Das wäre sehr schade. Wenn man jetzt ein Jahr durchgehalten hat, ohne sich zu infizieren, und eine Impfung in wenigen Monaten erreichbar ist, wäre es schon sehr schade, wenn jetzt viele Leute sagen ‘ist mir egal’. Das würde ich sehen, als würde man aufgeben.“

Wie der Sommer werden könnte

„Wissenschaft arbeitet eigentlich nie mit ‘das ist so’ und ‘das muss so’, sondern immer mit Wahrscheinlichkeiten“, sagt die Frankfurter Top-Virologin. Vor diesem Hintergrund ist es auch schwer, klar zu sagen, wie unser Corona-Sommer werden wird. Hoffnung macht Sandra Ciesek aber schon: „Meine Hoffnung für den Sommer ist, dass wir die Zahlen weiter unter Kontrolle haben werden, dass wir die Impfungen beschleunigen können und bis zum Ende des Sommers jeder, der möchte, ein Impfangebot bekommt.“

Trotzdem müsse man weiter das Wissen aus dem letzten Jahr nutzen, „dass Aktivitäten draußen nicht so gefährlich sind wie in geschlossenen Räumen.“ Und im Café oder Restaurant können wir uns, solange noch nicht genügend Menschen geimpft sind, ja auch ganz bewusst in den Außenbereich setzen – ist doch sowieso viel schöner, wenn das Wetter mitspielt. Auf Großveranstaltungen sollte man besser noch verzichten, sagt Sandra Ciesek, „sodass wir mit möglichst nicht so hohen Zahlen durch den Sommer kommen.“

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Was von Corona übrig bleiben wird

Aber werden wir jemals wieder ohne das Coronavirus leben können? Daran glaubt Sandra Ciesek nicht. „Wir werden auf Dauer immer wieder von diesem Virus hören. Es wird aber irgendwann vermutlich kaum noch schwere Verläufe geben.“ Trotzdem wird es aber einzelne Personen geben, die nicht geimpft sind oder die wegen bestimmter Krankheiten keinen Impfschutz aufbauen können. „Und die könnten dann auch schwere Verläufe haben, aber das hätte dann eher die Qualität von anderen Coronaviren. Und was viele nicht wissen, ist, dass man auch an Rhinoviren sehr schwere Verläufe sehen kann, dass auch da Menschen im Verlauf einer Rhinovirus-Infektion eine Lungenentzündung bekommen und daran versterben. Sehr, sehr selten, aber das gibt es.“

Die Rückkehr ins ganz normale Leben wird es also geben. Denn „bisher haben wir ja auch Restaurants besucht, obwohl es Influenza gab. Und auch Influenza kann schwere Verläufe haben.“ Das sei natürlich nicht vergleichbar mit Sars-Cov-2, aber ab einer gewissen Immunität der Bevölkerung würden die schweren Verläufe dennoch abnehmen, auch bei diesem Virus, wie bei hunderten anderen auch. „Deswegen gehe ich davon aus, dass das Coronavirus dann seinen Schrecken verliert und man zum normalen gesellschaftlichen Leben zurückfinden wird“, macht Virologin Sandra Ciesek im RTL-Interview Hoffnung auf ein ganz normales Leben – nicht nach, aber mit Corona. Und so wird auch der Marathonläufer sicher über die Ziellinie laufen.

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