Studie aus Wien bestätigt, was viele Halter immer wussten
Können Hunde unsere Gedanken lesen?
Bester Freund des Menschen - und Gedankenleser?
Es gibt sie, diese besondere Verbindung zwischen Hund und Herrchen. Sie hören auf unsere Gestik, Mimik und Stimme, begleiten uns durch den Alltag, sie sind der beste Freund des Menschen – und können offenbar auch unsere Gedanken lesen. Das sagt eine neue Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien.
Experiment mit 260 Hunden
Bestätigen soll dies ein Experiment, in dem 260 Hunde verschiedener Rassen dabei zusahen, wie Leckerlis unter einem Behälter versteckt wurden. Ein weiterer Mensch war auch im Raum und beobachtete das Verstecken des Leckerlis ebenfalls.
In der ersten Testgruppe wurde das Leckerli anschließend unter einem zweiten Behälter versteckt, während Hund und Mensch beide zusahen.
In Testgruppe 2 verließ der Mensch vorher den Raum. Nur der Hund sah, unter welcher Box das Leckerli versteckt wurde.
Hunde erkennen, ob wir uns irren oder sie absichtlich täuschen
In beiden Gruppen sollten der Mensch dem Hund nun zeigen, wo sich das Leckerli befand. In Gruppe 1 zeigte die Testperson auf Behälter 1, obwohl sie wusste, dass das Leckerli im anderen Behälter lag – sie führte die Hunde also mit Absicht in die Irre.
Die Testperson der zweiten Versuchsgruppe zeigte ebenfalls auf den ersten Behälter, allerdings diesmal, weil sie aufgrund des vorherigen Verlassens des Raumes tatsächlich glaubte, dass das Leckerli dort versteckt wäre – sie täuschte die Hunde also unabsichtlich.
Empfehlungen unserer Partner
So reagierten die Hunde
Interessant ist nun, wie sich die Hunde verhalten haben: In beiden Gruppen haben die Tiere genau gesehen, wo die Leckerlis versteckt wurden. „Wenn die Hunde sich nur auf ihre eigene Beobachtung verlassen, müssten sie ungeachtet der Fingerzeige den richtigen Behälter mit dem umgelagerten Futter wählen“, so das Forschungsteam rund um Psychologin Lucrezia Lonardo.
Doch das war nicht der Fall! In Testgruppe 1, in der der Mensch versuchte, den Hund absichtlich zu täuschen, glaubten nur 29 Prozent der Hunde, dass das Leckerli in Behälter 1 versteckt wäre.
In Testgruppe 2, bei der der Mensch beim zweiten Verstecken nicht im Raum war und darum selbst nicht wusste, dass sich das Leckerli woanders befand, folgten ganze 48 Prozent der Hunde dem Fingerzeig des Menschen zum falschen Behälter - obwohl sie wussten, dass sich das Leckerli dort nicht befand.
Hunde einfach nur gutmütig?
Für die Forscher aus Wien zeigte dies, dass die Hunde offenbar zwischen einer wahren und einer falschen Überzeugung unterscheiden und sich in die Annahme des Menschen hineinversetzen können. „Diese Unterschiede im Verhalten der Hunde sind signifikant, und daher stellen wir uns natürlich die Frage, warum sich die Tiere so verhalten“, so Ludwig Huber, Co-Autor und Leiter des Messerli Forschungsinstituts.
„Eine Möglichkeit wäre, dass sie das menschliche Verhalten der unwissenden Kommunikatorinnen wohl als gut gemeinten Fehler wahrnehmen und ihr daher trotzdem folgen.“ Sind Hunde also vor allem gutmütig? Möglich. Zusätzlich merken sie aber deutlich, wenn wir sie absichtlich in die Irre führen wollen, wie auch ein Experiment aus Japan zeigt.
Terrier vertrauen nur auf sich
Eine Ausnahme gab es aber bei dem Experiment: Terrier pfiffen auf die Gutmütigkeit und vertrauten nur auf ihren eigenen Instinkt. Die Forscher erklären dies durch die Unterschiede in der Zucht. Während Terrier darauf gezüchtet seien, selbständig und unabhängig von direkten Hinweisen des Menschen auf die Jagd zu gehen oder andere Aufgaben zu erfüllen, arbeiten Border Collies oder Retriever eng mit dem Menschen zusammen.
Übrigens: Die Hunde reagierten absolut konträr zu Kindern und Menschenaffen. Diese würden tendenziell eher denjenigen folgen, die die richtige Lösung kennen. Hunde folgen eher denjenigen, die selbst im Irrtum sind. (akr)
Lese-Tipp: Das sind die fünf klügsten und die fünf dümmsten Hunderassen