Einst Kulisse für "Golden Eye"Puerto Rico: Riesiges Radioteleskop aus "James Bond"-Film stürzt ein

Wer den James-Bond-Klassiker „Golden Eye“ gesehen hat, dem sollte das riesige Gebilde in Arecibo eigentlich bekannt vorkommen – denn das einst größte Radioteleskop der Welt diente als Schauplatz für den Agentenfilm. Nun ist das Konstrukt in sich zusammengestürzt. Die 900 Tonnen schwere Instrumentenplattform stürzte auf die darunter liegende Schüssel. Bereits vor einigen Wochen waren schwere Beschädigungen an dem Instrument bekannt geworden – doch nun ist wohl gar nichts mehr zu retten. Am Donnerstag veröffentlichte Drohnenbilder zeigen den Kollaps des Riesen-Teleskops – im Video.

Keine Verletzten nach Zusammensturz des Radioteleskops

Nach ersten Erkenntnissen seien die obersten Teile aller drei stützenden Türme abgebrochen, wie die Nationale Wissenschaftsstiftung der USA (NSF) mitteilte. Neben der Schüssel sei auch das Lernzentrum des Observatoriums durch herabfallende Stahlseile schwer beschädigt worden. Die Insel Puerto Rico ist ein Außengebiet der USA.

„Wir sind traurig über diese Situation, aber dankbar, dass niemand verletzt wurde“, sagte NSF-Direktor Sethuraman Panchanathan. Auch wenn das Teleskop verloren sei, gelte es nun, die verbliebenen Teile der Anlage wieder in Betrieb zu nehmen.

Im August wollte man das Teleskop noch reparieren

Erst am 19. November hatte die NSF mitgeteilt, dass nach Einschätzung von Experten ein katastrophales Versagen der Struktur des Teleskops drohe. Seine Kabel seien möglicherweise nicht mehr in der Lage, die für sie vorgesehenen Lasten zu tragen. Reparaturen seien auf sicherem Wege nicht möglich; daher würden Vorbereitungen getroffen, das Teleskop auseinanderzunehmen.

Im August war ein rund 7,5 Zentimeter dickes Stahlseil, das eine Metallplattform stützte, aus unbekannten Gründen gerissen. Im Herabfallen hatte es einen etwa 30 Meter langen Riss in der Reflektorschüssel des Teleskops verursacht und auch die Kuppel sowie eine Plattform beschädigt. Hinzu kamen Schäden, die der Hurrikan Maria 2017 am Observatorium verursacht hatte. Das Teleskop sollte repariert werden. Dann riss am 6. November laut NSF ein Hauptkabel.

The Arecibo Observatory space telescope, which was damaged in August and in November from broken cables which tore holes in the structure, is seen in Arecibo, Puerto Rico November 7, 2020. Picture taken November 7, 2020.  UCF/Handout via REUTERS. NO RESALES. NO ARCHIVES. THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY.
So sah das Teleskop vor seinem Zusammensturz aus.
CLH/LIM, via REUTERS, UCF
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Bis 2016 war das Teleskop das größte der Welt

Das Radioteleskop im US-Außengebiet Puerto Rico war bis 2016, als in China ein noch größeres in Betrieb ging, mit 305 Metern Durchmesser das größte der Welt. Es war auch eine beliebte Touristenattraktion - besonders, nachdem es in dem James-Bond-Film «GoldenEye» von 1995 als Kulisse diente.

Das Teleskop war 1963 in Betrieb genommen worden und zuletzt noch immer eines der empfindlichsten der Welt. 1974 entdeckten die US-Astronomen Russell Hulse und Joseph Taylor mit ihm den Doppelpulsar PSR 1913+16 – zwei einander umkreisenden Neutronensterne – und beobachteten damit indirekt Gravitationswellen. Radioteleskope sammeln Radiowellen aus dem All, die in Bilder umgewandelt werden.

Quelle: dpa/RTL.de