Die Formel 1 sagt "Servus Seb"
Vettel ergriffen: "Da war so viel Liebe und Mitgefühl"

Den großen Glamour-Erfolg zum Abschluss seiner glanzvollen Karriere schaffte Sebastian Vettel nicht mehr: Mit Platz 10 in seinem 299. Formel-1-Rennen verabschiedete sich der 35-Jährige dennoch als Legende in den Rennfahrer-Ruhestand. Mit 53 Siegen, 57 Pole Positionen und vier Weltmeistertiteln ist der jüngste Weltmeister der Formel-1-Historie in die Geschichtsbücher gerast. Zum Abschied bereiteten ihm Fans, Fahrerkollegen und die gesamte F1-Familie noch einmal einen ganz großen Bahnhof.
Alonso: Merkwürdig, ihn nicht mehr hier zu haben

Auf dem gemeinsamen Klassenfoto vor der Fahrerparade klatschte der Deutsche seine Kollegen noch einmal alle ab. Später standen alle für den viermaligen Champion Spalier: Es gab Handshakes, Umarmungen und Zuspruch. „Es wird merkwürdig sein, ihn nächstes Jahr nicht mehr hier zu haben“, sagte Alpine-Fahrer Fernando Alonso. Der 41-Jährige war einst einer der größten Rivalen Vettels auf der Strecke, kommende Saison übernimmt der Spanier den Aston Martin des Deutschen.
Während der Fahrerparade feierten die Fans auf den Tribünen Vettel mit Jubel, Applaus und Transparenten. „Da war so viel Liebe und Mitgefühl, es fühlt sich an als ob alles, was ich in den vergangenen Jahren gegeben habe, zurückkommt“, sagte Vettel sichtlich ergriffen und machte auf der Rundfahrt mit dem Lastwagen Fotos. „Es ist ein sehr besonderes und emotionales Wochenende. Die ganzen Jahre waren unglaublich.“
Im Grid kam Alonso noch einmal zum Auto von Vettel, um seinem einstigen WM-Konkurrenten Glück zu wünschen.
Der Rennfahrerehrgeiz brennt immer noch
Dann erloschen zum letzten Mal die roten Ampeln für Vettel. Und der Altmeister fuhr im unterlegenen Aston Martin stark auf, ließ beim Duell um Platz 8 noch einmal seine Klasse aufblitzen – etwa bei Angriffen auf der Kurvenaußenbahn. Dass es am Ende nur zu Platz 10 reichte, lag nicht an ihm, sondern an der Ein-Stopp-Strategie seines Teams. Ein Fehler, wie Vettel schon während des Rennens monierte: „Wieso lagen wir bei der Strategie nur so daneben“, funkte er kurz vor Rennende in die Box.
Danach brannte er im gleisenden Flutlicht ein letztes Mal rauchende Kringel in den Asphalt des Yas Marina Circuit und stellte anschließend unter Beweis, dass er seinen Ehrgeiz noch immer nicht verloren hat: „Es hätten gerne ein paar Punkte mehr sein können“, sagte Vettel. „Aber ich habe das Rennen genossen.“
"Fantastisch, herausragend, einmalig"

Bereits im Vorfeld hatte Vettel eingeräumt: „Rennfahren war so zentral in meinem Leben, deshalb kann ich schwer sagen, dass ich es nicht vermissen werde.“ An seinem letzten Tag im Cockpit trugen alle im Fahrerlager dazu bei, dass das noch lange so bleiben wird. Es dauerte wohl Stunden, bis er sich nach Interview um Interview, Gespräch um Gespräch und unzähligen Autogrammwünschen zurück ins Motorhome gekämpft hatte.
„Fantastisch, herausragend, einmalig“, stimmte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto einen Lobesdreiklang an - auf den Fahrer, den er vor zwei Jahren per Telefon gefeuert hatte. Der anschließende Wechsel zu Aston Martin war der Anfang eines langen Abschieds. Doch Vettel scheint nichts zu bereuen: „Die letzten zwei Jahre waren in der sportlichen Sicht enttäuschen, aber sehr wichtig für mich im persönlichen Leben“, betonte er und brachte seinen Einsicht auf den Punkt: „Es gibt wichtigere Dinge im Leben, als im Kreis zu fahren, aber es ist eben das, was wir alle lieben.“
Für immer eine Formel-1-Legende
Nun freue er sich auf neue Dinge. Nach 16 Jahren im Formel-1-Zirkus will Vettel mehr Zeit für die Familie und Projekte abseits des Asphalts haben. Auch wenn noch nicht klar ist, was Vettel in Zukunft machen wird, zwei Dinge stehen fest: Alles was er anpacken wird, wird er genauso entschlossen und fokussiert tun, wie in der Formel 1. Und: Er wird für immer zu den Legenden seines Sports gehören. (wwi)