Ermittler hoffen auf neue Hinweise durch ZDF-SendungVermisste bei Aktenzeichen XY: Monika, Oliver, Samira und Evi - wo seid ihr?

Seit Jahren quält Angehörige von Monika, Oliver, Samira und Evi eine Frage!
Es ist der wohl größte Albtraum für jede Familie, wenn die eigene Tochter, der Vater, die Mutter, die Schwester oder der Bruder plötzlich spurlos verschwindet. Die Ungewissheit darüber, was mit ihren Liebsten passiert ist, ist für die Familien kaum auszuhalten. Auch die Angehörigen von Monika Liebl, Oliver Heise, Samira Semic und Eva-Maria Disch plagt die Ungewissheit. Aktenzeichen XY hat in der Sendung „Vermisst“ am 25. Oktober über die vier rätselhaften Fälle berichtet.
Monika Liebl (41) aus Erding seit 2007 vermisst – Spaziergänger findet ihre Handtasche
Monika Liebl ist 41 Jahre alt, als sie im Juli 2007 verschwindet. Mit ihrem Job als medizinische Bademeisterin ist Monika unzufrieden, plant deshalb eine größere Reise. Sie datet, wünscht sich einen Partner. Am 20. Juli 2007, dem Tag ihres Verschwindens, erscheint sie nicht auf der Arbeit. Am Abend telefoniert sie noch mit ihrer Mutter. Am nächsten Morgen findet die Betreiberin eines dortigen Minigolfplatzes die Handtasche von Monika Liebl am Ufer des Kronthaler Weihers in Erding – darin: 8.000 Euro in bar. Die Polizei leitet Suchmaßnahmen ein, doch ohne Erfolg. Auch auf dem Grund des Weihers finden sie nichts. „Aufgrund der Umstände mussten wir davon ausgehen, dass Monika Liebl einen Unfall hatte oder sich sogar selbst etwas angetan hat. Für Letzteres spricht die Tatsache, dass sie etwa einen Monat zuvor in ihre Tagebuch geschrieben hat: Abschiedsbrief verfasst“, sagt Gerd Hartmann von der Kripo Erding. Dieser Brief wird jedoch nie gefunden. Ihre Schwester geht nicht von einem Suizid aus. Sie sei unglücklich gewesen, jedoch habe sie konkrete Pläne im Leben gehabt, sagt sie im Interview.
Auf den Tag genau nach elf Jahren ging bei der Polizei dann ein konkreter Hinweis ein. In dem Hinweis hieß es, Monika Liebl sei von einem Mann am Kronthaler Weiher erschlagen worden, weil sie keinen Sex mit ihm haben wollte. Auch ein Name sei genannt worden. Die Überprüfung habe gezeigt, dass die Beschreibung aus dem Hinweis auf den Mann passt. Er zog wenige Wochen nach Monika Liebls Verschwinden aus Erding weg. Als er erfährt, dass gegen ihn ermittelt wird, meldet er sich selbst bei der Polizei. Leugnet aber, die Frau am See getroffen zu haben. In dem Hinweis heißt es auch, der Mann habe Monika in einer Schrebergartenanlage vergraben. Suchmaßnahmen bleiben erfolglos, das Ermittlungsverfahren gegen den Mann wird schließich eingestellt. Der Hinweisgeber ist bis heute unbekannt, heißt es in der Sendung. „Es wäre wichtig, wenn sich dieser Hinweisgeber melden würde, da er möglicherweise noch Details nennen könnte“, sagt die Ermittlerin im ZDF. Der Hinweisgeber soll sich selbst „Eisenbahner-Ani“ genannt haben. Gesucht werden Zeugen, die am 20. Juli 2007 oder danach auffällige Entdeckungen gemacht haben, die mit dem Verschwinden von Monika Liebl zusammenhängen könnten.
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Oliver Heise (23) verschwindet auf Backpacking-Tour
Verzweifelt nach Antworten sucht auch die Familie von Oliver Heise (23). Der junge Mann aus dem Landkreis Diepholz (Niedersachsen) bricht am 3. August 2022 für eine Backpacker-Reise nach Gran Canaria auf. Dort kommt er zunächst auch an, doch am 4. August, einen Tag später, bricht der Kontakt ab, so die Polizei. Die eigentlich für ihn üblichen Posts in sozialen Medien bleiben aus, seine Mutter meldet ihn am 8. August schließlich als vermisst.
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Auch hier startet die spanische Polizei eine große Suchaktion. Eine Auswertung der Telekommunikationsdaten ergibt, dass sich Oliver Heise zuletzt im Bereich der Ostküste von Teneriffa aufgehalten haben könnte. Dort hat er sich offenbar verirrt, schreibt er noch einem Freund. Ein älterer Mann soll ihm dann den Weg erklärt haben – er konnte bislang nicht ausfindig gemacht werden. Sein letztes Foto nimmt er in einem Naturreservat auf. Was mit Oliver passiert ist – für seine Familie und die Polizei ist das ein großes Rätsel. Dass er aus freien Stücken abgetaucht ist, scheint kaum wahrscheinlich. „Er hatte einen festen Zukunftsplan“, sagt seine Mutter Marion im ZDF-Interview. In Köln wollte er nach seiner Reise Arabisch und Japanisch studieren. In der Sendung fragt die zuständige Ermitterlin, wer Oliver Heise möglicherweise auf den Kanaren gesehen haben könnte – möglicherweise fiel Urlaubern oder Einheimischen auch der besondere Kleidungsstil des Mannes auf. Er trug ein orientalisches Tuch auf dem Kopf und einen Kaftan in brauner Farbe.
Samira Semic (34) war bei ihrem Verschwinden schwanger – wurde sie Opfer eines Verbrechens?
Rätselhaft ist auch der Vermisstenfall von Samira Semic aus Kirchhain in Hessen. Die 34-Jährige ist Mutter eines zwölfjährigen Jungen. Was Menschen in ihrem Umfeld und selbst ihr eigener Sohn nicht wissen: Samira hat ein Doppelleben. Sie ist Prostituierte. Im Juni erzählt sie ihrer Schwester dann eine überraschende Neuigkeit: Sie ist wieder schwanger, wer der Vater ist weiß sie nicht. Trotz ihrer Schwangerschaft schafft sie jedoch weiter an, heißt es in der Sendung.
Am 28. Juli verschwindet Samira schließlich spurlos. Ermittler gehen davon aus, dass die Vermisste an diesem Donnerstag zwischen 11 und 19.30 Uhr in Kirchhain in der Straße „Unterm Groth“ in ein Fahrzeug einstieg. „Wir schließen das aus dem Anschlagverhalten unserer Suchhunde“, sagt Ermittler Andreas Rautäschlein in der Sendung. Um was für ein Fahrzeug es sich handelte, sei bislang unklar. Auch die Hintergründe ihres Verschwindens bleiben mysteriös. „Es lässt sich nicht ausschließen, dass die Vermisste Opfer eines Verbrechens oder einer Straftat wurde“, teilte die Polizei dazu mit. Was ist also passiert an diesem 28. Juli? Das fragt sich auch Samiras Schwester. Sie spricht bei Aktenzeichen XY über ihre größten Ängste: „Dass sie an irgendeinen Verrückten geraten ist, der ihr etwas Schlimmes angetan hat. Der sie irgendwo festhätl und sie sich aus dieser Situation nicht befreien kann“, sagt sie unter Tränen. Für sachdienliche Hinweise, die zur Aufklärung des Falls führen, werden 3.000 Euro ausgelobt.
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Eva-Maria Disch (45) aus Kochel am See: Seit 2016 wartet ihr Mann auf neue Erkenntnisse
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Sieben Jahre ist es nun her, seit Eva-Maria Disch spurlos verschwand. Die 1,68 Meter große schlanke Frau mit ihren braunen, langen Haaren aus Kochel am See ist seither wie vom Erdboden verschluckt. Die damals 45-Jährige hat immer wieder depressive Phasen. Am Morgen ihres Verschwindens, dem 13. Oktober, geht es ihr nicht gut. „Lass mich nicht allein“, sagt sie zu ihrem Ehemann Armin, bevor er das Haus verlässt. Ein Satz, den er erst nicht so wichtig nimmt – der ihm seither jedoch immer im Gedächtnis geblieben ist, erzählt er in der Sendung.
Am Morgen des 13. Oktober 2016 entschließt sich Eva-Maria, nicht zur Arbeit zu gehen. Sie verlässt offenbar zu Fuß ihre Wohnung nahe der Grundschule in Kochel. Zuletzt wird sie gegen 13:30 Uhr auf dem Fußweg nahe des Franz-Marc-Museums gesehen, den sie in südliche Richtung verlässt. Auf eine Zeugin, ihre Nachbarin, wirkt sie ziellos, etwas unruhig. Auch um 15:30 wird sie offenbar nochmal gesehen. Ihr Mann Armin ruft noch am selben Tag die Polizei, da seine Frau keinen Zettel hinterlassen hatte und ihm die Situation merkwürdig vorkommt. Doch erst am Tag danach beginnt die Polizei mit der Ermittlung – auch eine Hundestaffel bringt keine Ergebnisse. Für Armin Disch ist die Ungewissheit zermürbend – was ist mit seiner Evi geschehen? An einen Suizid glaubt Armin Disch nicht, da sei er sich zu 99,9 Prozent sicher, sagt er. Auch Eva-Marias Bruder sagt, Suizid sei für seine Schwester ein „No Go“ gewesen. Ermittelt wird jedoch in alle Richtungen.
Nur drei Prozent der Vermissten bleiben länger als ein Jahr verschwunden
Was wurde übersehen? Hätte man selbst etwas unternehmen können, um das Verschwinden zu verhindern? Fragen, die Angehörige quälen, sich wie eine Zecke in den Gedanken einnisten. Fragen, die nicht nur die Familien von Oliver, Eva-Maria, Samira und Monika beschäftigen – denn immer wieder werden in Deutschland Menschen als vermisst gemeldet. Eine Zahl ist jedoch schwierig zu erheben, denn viele Fälle klären sich in kurzer Zeit auf. Laut dem BKA erledigen sich etwa 50 Prozent der Vermissten-Fälle in Deutschland innerhalb der ersten Woche. Der Anteil von Personen, die länger als ein Jahr vermisst werden, beläuft sich auf lediglich drei Prozent. Drei Prozent – zu denen auch Oliver, Eva-Maria, Samira und Monika zählen. Zu hoffen bliebt, dass auch ihr Schicksal eines Tages geklärt werden kann. (ibü)