Rechtsanwalt gibt Einschätzung zu möglichem Strafmaß
Verleumdungsklage gegen Gil Ofarim: "Wenn es hier böse ausgeht, könnte er dafür im Gefängnis landen"
Im Oktober 2021 hatte Sänger Gil Ofarim behauptet, in einem Leipziger Hotel antisemtisch beleidigt worden zu sein. Unter Tränen hatte der 39-Jährige den angeblichen Vorfall in einem Video öffentlich gemacht und schwere Vorwürfe gegen einen Hotelmitarbeiter erhoben. Vorwürfe erhebt nun auch die Staatsanwaltschaft Leipzig, wie wir im Video oben zeigen. Allerdings gegen Gil Ofarim. Er muss sich demnächst wegen „Verleumdung und falscher Verdächtigung“ vor Gericht verantworten. Was Gil jetzt juristisch drohen könnte, erklärt ein Anwalt im RTL-Interview.
Anwalt Jan Siebenhüner: „Nicht unwahrscheinlich, dass Herr Ofarim bestraft wird“
Die Staatsanwaltschaft Leipzig erhebt Anklage „wegen falscher Verdächtigung und Verleumdung" gegen Gil Ofarim. Konkret geht es in zwei Fällen um den Tatvorwurf der falschen Verdächtigung, davon einmal "in Tateinheit mit Verleumdung". Laut der Staatsanwaltschaft soll sich der Vorfall in dem Leipziger Hotel „wie es von Gil Ofarim in seinem veröffentlichten Video geschildert worden ist, tatsächlich so nicht ereignet" haben. Die Ermittlungen hätten „keinen hinreichenden Tatverdacht ergeben", lautet die offizielle Erklärung.
Damit drohen Gil Ofarim juristische Konsequenzen. Im RTL-Interview erklärt Rechtsanwalt Jan Siebenhüner aus Leipzig, dass die Staatsanwaltschaft „nur dann Anklage erheben kann, wenn sie der Auffassung ist, dass das, was begangen wurde, strafbar ist – und eine Verurteilung des Beschuldigten wahrscheinlicher ist als ein Freispruch.“ Die Staatsanwaltschaft habe alle Zeugen vernommen und sich ein Bild der Lage gemacht: „Hier scheint es wohl so zu sein, dass an den Behauptungen, die Herr Ofarim seinerzeit getroffen hat, wohl wenig dran ist.“ Und: „Ich halte es nicht für unwahrscheinlich, dass Herr Ofarim bestraft wird.“
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Jurist rät Gil Ofarim, „die Wahrheit zu sagen“
Der Tatbestand der Verleumdung sieht eine Geldstrafe bis zu einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren vor, erklärt Siebenhüner weiter: „Das heißt also, wenn es hier böse ausgeht, könnte sogar am Ende der Herr Ofarim dafür ins Gefängnis gehen.“ Allerdings spielten bei der Strafzumessung viele Gesichtspunkte eine Rolle, zum Beispiel, ob man bereits vorbestraft sei.
„Wenn die Beweislage so erdrückend ist, könnte man durch einen öffentlichen Widerruf seiner Aussagen eine Schadenswiedergutmachung leisten und dadurch Einfluss auf Verurteilung und Strafmaß nehmen“, erklärt Jan Siebenhüner, welche Möglichkeiten Gil Ofarim bleiben auf die mögliche Strafe Einfluss zu nehmen.
„Wenn eine Verurteilung wahrscheinlich ist, dann könnte man über einen Täter-Opfer-Ausgleich nachdenken und hier die Hosen runterlassen“, rät der Jurist. Das sei in Fällen, in denen man andere beleidigt oder verunglimpft habe, „immer sinnvoll“. In Gils Fall wäre so ein Täter-Opfer-Ausgleich laut Anwalt: „Die Wahrheit zu sagen.“
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Trug Gil Ofarim die Kette mit dem Davidstern in der Hotel-Lobby?
Gil Ofarim hatte im Oktober 2021 behauptet, dass ein Mitarbeiter des Hotels ihn aufgefordert haben soll, seine Kette mit einem Davidstern-Anhänger „wegzustecken“, andernfalls dürfe er nicht einchecken. Das Video, in dem der Sänger den angeblichen Vorfall unter Tränen schilderte, ging viral und rief Deutschland weit großes Entsetzen hervor.
Erste Zweifel an Gils Geschichte wurden laut, nachdem die Kette in den Aufnahmen einer Überachungskamera nicht zu sehen war. Gil Ofarim blieb trotzdem bei seiner Version der Ereignisse, er habe „nicht gelogen“: „Es geht hier nicht um die Kette. Es geht eigentlich um was viel Größeres. Da ich oft mit dem Davidstern im Fernsehen zu sehen bin, wurde ich aufgrund dessen beleidigt.“ (csp)