Sie floh vor fünf Jahren von Sachsen-Anhalt nach Syrien
Am Flughafen Frankfurt: Leonora M. wegen des Verdachts einer IS-Mitgliedschaft verhaftet
Ein Haftbefehl gegen sie lag bereits seit Mai vor: Am Sonntag ist Leonora M. bei ihrer Einreise am Flughafen Frankfurt am Main durch das LKA Sachsen-Anhalt festgenommen worden. Die heute 20-Jährige ist teilweise als Jugendliche mit Verantwortungsreife, teilweise als Heranwachsende der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland in drei Fällen dringend verdächtig. Zudem besteht der dringende Tatverdacht der Beihilfe zu einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie des Verstoßes gegen das Waffengesetz. Bereits 2019 erzählte Leonora M. in einem Interview, dass sie fünf Jahre nach ihrer Flucht nach Syrien nach Deutschland zurückkehren möchte. M. kam im Rahmen einer größeren Rückholaktion nach Deutschland – ihre Geschichte zeigen wir Ihnen im Video.
Leonora M. heiratete einen IS-Kämpfer und wurde dessen Drittfrau
Leonora M. reiste als 15-Jährige im März 2015 nach Syrien aus und schloss sich dort der ausländischen terroristischen Vereinigung "Islamischer Staat (IS)" an. Sie heiratete nach ihrer Ankunft in Syrien Martin Lemke, einen Schweißer aus Leipzig – und Angehörigen des "IS"-Geheimdienstes und wurde dessen "Drittfrau". In Raqqa kümmerte sich die zweifache Mutter nicht nur um die häusliche Arbeit und die Erziehung der Kinder, sondern arbeitete zusätzlich noch einige Zeit in einem "IS"-Krankenhaus als Pflegekraft. Neben monatlichen Unterstützungszahlungen in Höhe von 50 US-Dollar erhielt sie von der Vereinigung zudem noch eine halbautomatische Selbstladepistole der Marke Glock.
Ende des Jahres 2015 kaufte ihr Ehemann im Zuge des Angriffs des "IS" gegen die Jesiden eine Frau jesidischen Glaubens als Sklavin mit dem Ziel, diese nebst ihren beiden Kindern gewinnbringend weiterzuveräußern.
Leonora M. unterstützte dieses Vorhaben und sorgte deshalb gezielt dafür, den schlechten Allgemeinzustand der jesidischen Frau zu verbessern. Gleichzeitig war sie aber bestrebt, die Jesidin von ihren aus Sicht des "IS" als Irrglauben angesehenen religiösen Überzeugungen weg und zu dem seitens des "IS" vertretenen Islamverständnis hinzuführen.
Aufgrund der anhaltenden Kämpfe um Raqqa floh die Beschuldigte zusammen mit ihrem Ehemann und den zwei gemeinsamen Kindern im Sommer 2017 aus der Stadt. Die weiteren Gebietsverluste des "IS" in Syrien zwangen sie auch im Anschluss zu weiteren Umzügen, bis Leonora M. dann mit ihren beiden Kindern Anfang Januar 2019 in ein Flüchtlingslager aufgenommen wurde, in dem sie bis zu ihrer Ausreise lebte.
M. wird am Sonntag dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt, der ihr den Haftbefehl eröffnen und über den Vollzug von Untersuchungshaft entscheiden wird.
Maas über Rückholaktion "sehr erleichtert"
Das Auswärtige Amt hat am Sonntag die Rückholaktion von drei Frauen und zwölf Kindern aus Camps in Nordostsyrien nach Deutschland bestätigt. Zwei weitere Frauen und sechs weitere Kinder seien nach Finnland gebracht worden. Bei den Personen, die nach Deutschland zurückgeholt wurden, handelt es sich den Angaben zufolge um zwölf Kinder, darunter sieben Waisenkinder, und drei Frauen aus den Lagern Roj und Al Hol im Nordosten Syriens.
„Ich bin sehr erleichtert, dass wir gestern weitere zwölf Kinder und drei dazugehörige Mütter aus Lagern in Nordostsyrien zurückholen konnten. Diese frohe Nachricht kurz vor Weihnachten stimmt zuversichtlich, dass wir auch in weiteren Fällen eine Rückkehr ermöglichen können“, erklärte Außenminister Heiko Maas (SPD). „Dafür werden wir uns in den kommenden Wochen und Monaten einsetzen.“