Ukraine-Krieg: Angst vor dem Blackout

Vattenfall stoppt Rückbau: Soll Hamburgs Kohlekraftwerk wieder ans Netz?

ARCHIV - 05.05.2016, Hamburg: Das Kohlekraftwerk Moorburg ist an der Elbe zu sehen. Das Hamburger Kohlekraftwerk Moorburg könnte zum Jahresende seinen kommerziellen Betrieb einstellen. Im Rahmen einer Auktion der Bundesnetzagentur habe Vattenfall ein Gebot zur Stilllegung der Kapazitäten abgegeben, teilte der Betreiber am 04.09.2020 mit. Foto: Markus Scholz/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Das Kohlekraftwerk Moorburg in Hamburg ist zurzeit stillgelegt.
mks vfd fdt, dpa, Markus Scholz

Die Angst vor einer stockenden Energieversorgung durch den Krieg in der Ukraine wirkt sich auch auf Hamburg aus. Der Energiekonzern Vattenfall hat seine Vorbereitungen für den Rückbau des stillgelegten Kohlekraftwerks Moorburg in Teilen vorerst gestoppt.
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Rückbau bis Mitte März ausgesetzt

Was passiert, wenn Russlands Gashahn zugedreht wird? Könnte dann der Klimakiller Kohlekraftwerk wieder ans Netz gehen? Vorsorglich hat jetzt der Energiekonzern Vattenfall bestimmte Vorbereitungen für den Rückbau des Kohlekraftwerks Hamburg-Moorburg wegen des Ukraine-Konflikts vorerst gestoppt. Vattenfall habe Maßnahmen zur Vorbereitung des Rückbaus der Anlage bis Mitte März ausgesetzt, "um die Situation zu bewerten und Optionen für ein Szenario offen zu halten, in dem die Gaslieferungen aus Russland nach Deutschland möglicherweise eingestellt werden", sagte ein Vattenfall-Sprecher am Montagnachmittag der Deutschen Presse-Agentur.

Entscheidung liegt bei Bundesnetzagentur

Generell habe Vattenfall jedoch nicht die Absicht, das Steinkohlekraftwerk im Hamburger Hafen wieder in Betrieb zu nehmen. "Das Kraftwerk würde nur dann wieder in Betrieb genommen werden, wenn die Bundesregierung beziehungsweise die Bundesnetzagentur dies verlangen würde", sagte der Sprecher.

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"nicht die richtige Strategie"

Hamburgs Umweltstaatsrat Michael Pollmann (Grüne) zeigte sich wenig erfreut über eine mögliche Reaktivierung von Kohlekraftwerken. Das "kann nicht die richtige Strategie sein - zumal wir bei Steinkohle ähnlich abhängig von Russland sind wie bei Erdgas", sagte er. Vielmehr müsse der Ausbau der erneuerbaren Energien massiv vorangetrieben werden. Zudem müssten die Gasversorgung auf breitere Füße gestellt und die Speicher im Sommer konsequent gefüllt werden.

Vattenfall steht zum Kohleausstieg

Im weiteren Verlauf der Woche stellt ein Sprecher Vattenfalls zum möglichen Weiterbetriebs Vattenfall gegenüber RTL Nord allerdings dann doch klar: „Vattenfall steht uneingeschränkt zum Kohleausstieg. Wir haben keinerlei Pläne, Moorburg wieder in Betrieb zu nehmen.“ Dazu erklärt er weiter, dass die Vorbereitungen zum Kraftwerk-Rückbau in Moorburg – insbesondere dessen Genehmigung und die Ausschreibung der Abbrucharbeiten - weiter auf Hochtouren laufen würden. „Der Rückbau des Kraftwerks ist überdies die Voraussetzung, um am Standort Moorburg eine Wasserstoff-Erzeugung aufzubauen. Auch hier laufen die Planungen unvermindert weiter.“
Die Zukunft des Standorts würde in der Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff liegen, der in Moorburg mit Hilfe von Strom aus Wind und Sonne produziert und vor Ort für die Hamburger Industrie zur Verfügung gestellt werden soll.

Problemfall Moorburg

Das stets umstrittene Kohlekraftwerk Moorburg war im vergangenen Jahr knapp sechseinhalb Jahre nach seiner Inbetriebnahme 2015 endgültig stillgelegt worden. Für Vattenfall war die Anlage von Anfang an ein Fiasko, denn statt wie geplant dafür maximal rund 1,7 Milliarden Euro auszugeben, entwickelte sich das Projekt zu einem politischen und juristischen Dauerstreit. Verschärfte Umweltanforderungen, nachträgliche Bauauflagen sowie Materialprobleme bei Zulieferungen verteuerten das Projekt letztlich auf rund drei Milliarden Euro.

Es war modern und effizient

Moorburg war eines der modernsten und effizientesten Kohlekraftwerke in Deutschland und sollte eigentlich bis 2038 am Netz bleiben. Als eines der größten Kraftwerke Europas konnte es mit seinen zwei Blöcken mit jeweils 827 Megawatt Leistung technisch elf Terawattstunden Strom im Jahr erzeugen. Das sind elf Milliarden Kilowattstunden und entspricht fast dem Stromverbrauch Hamburgs. (dpa/nid)