Ute Groth will Präsidentin werden
Diese Frau will den DFB aufmischen

An der Spitze des DFB tobt seit Monaten ein erbitterter Machtkampf. Mittendrin: Präsident Fritz Keller. Der ist aber reichlich angezählt, ganz besonders seit seinem bizarren Nazi-Vergleich. Ob er nach dieser Entgleisung noch eine Zukunft als Boss des Verbands hat? Offen. Eine mögliche Nachfolgerin bringt sich bereits in Stellung: Ute Groth. Aber wer ist diese Frau, die den DFB ordentlich aufmischen könnte?
"Etwas weniger von der Glitzerwelt Bundesliga"
Sie will es noch einmal wissen und die Gelegenheit scheint günstig: Zwei Jahre nach ihrer Bewerbung als DFB-Präsidentin erwägt die Amateursportvertreterin Ute Groth bei einem möglichen Rücktritt von Amtsinhaber Fritz Keller eine erneute Kandidatur. Derzeit steht der 64-Jährige wegen eines Nazi-Vergleichs heftig in der Kritik und muss sich deswegen vor dem Sportgericht verantworten. Groth würde eine "Neuausrichtung gerne in einem Team angehen. Wichtig ist jetzt eine große Erneuerung - personell und strukturell", sagte die Düsseldorferin der "Augsburger Allgemeinen".
Groth, Vereinsvorsitzende der DJK Tusa 06 Düsseldorf, kritisierte, dass sich der Deutsche Fußball-Bund "weit von der Basis der Amateure entfernt. Viele Leute an der Basis haben keine Lust mehr auf dieses Funktionärsgeklüngel". Sie wünsche sich, so Groth, "etwas weniger von der Glitzerwelt Bundesliga, hin zum Amateurverein". Keller habe seit 2019 zwar versucht, "Änderungen zu bewirken", gestand die 62-Jährige dem Boss zu: "Die meiste Zeit war er aber damit beschäftigt, die Altlasten zu beseitigen: die Geschichten um die WM 2006, diese ganzen Verträge und Beraterzahlungen. Letztlich ist er auch darüber gestolpert."
Nicht nur wegen der Corona-Pandemie litten die Vereine an einer schwindenden Zahl von Mitgliedern. Es bräuchte mehr neue Menschen in den Vereinsstrukturen, sagte Groth. "Die Mitbestimmungsmöglichkeit für die Basis sollte dringend verbessert werden, da passiert zu wenig." Sie betonte, dass der Verband sich seiner Verantwortung bewusst sein müsse. "Der Fußball ist das letzte große Lagerfeuer, das wir in unserer Gesellschaft noch haben", so Groth.
"Dass ich eine Frau bin, kam noch dazu"
Ihre eigene Bewerbung von 2019 hatte sie im vergangenen Jahr als "zwiespältig" bewertet. Auf der einen Seite war es schon eine wichtige Aktion", sagte sie: "Aber am Ende ist es ja doch vorher ausgekungelt worden. Und im Nachhinein hat sich auch eigentlich nichts geändert. Von daher war es irgendwie doch sinnlos." Der DFB, beklagte sie, habe sie "komplett ignoriert". Dies habe vor allem daran gelegen, dass sie nicht dem inneren Zirkel angehört habe - nicht am Geschlecht. "Dass ich eine Frau bin, kam noch dazu", sagte Groth. Es sei mit der Gleichberechtigung im Fußball "noch nicht weit her".
Warum sie sich beworben hatte, hatte sie 2019 in einem Interview mit der Deutschen Presseagentur noch so erklärt: "Ich habe das über etliche Jahre mitverfolgen können, was beim DFB passiert oder was nicht passiert. Wenn mir längere Zeit etwas auffällt oder mich stört, habe ich das Gefühl, jetzt musst du selber mal was machen, sonst ändert sich nichts."
Den Moment, in dem ihre Entscheidung damals fiel, schilderte sie so: „Das war das Viertelfinale im DFB-Pokal, Augsburg gegen Leipzig. Da war der Herr Grindel gerade zurückgetreten und der Herr Koch war in der Halbzeitpause im Interview. Da hatte ich den Eindruck, jetzt wird der Posten wieder unter den gleichen zehn Leuten ausgemacht. Eine Frau könnte man sich zwar vorstellen, aber eher lieber nicht. Da habe ich gedacht, jetzt kommt wieder alles, wie es vorher war, jetzt musst du etwas tun." Nun könnte es wieder soweit sein.
TNO