Achtjährige Vicki Lynne Hoskinson entführt und ermordet

Kindsmörder Frank Atwood nach 35 Jahren im Todestrakt hingerichtet: Letzte Worte ohne Reue

Vicki Lynne Hoskinson wurde nur acht Jahre alt, ihr Mörder Frank Atwood 1987 verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er das Kind im September 1984 entführt und getötet hat.
Vicki Lynne Hoskinson wurde nur acht Jahre alt, ihr Mörder Frank Atwood 1987 verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er das Kind im September 1984 entführt und getötet hat.
Arizona Department of Correction/ privat, Arizona Department of Correction/ privat, Arizona Department of Correction/ privat
von Christina Warnat

Seit 1984 saß der Kindermörder Frank Atwood im Todestrakt, weil er die kleine Vicki Lynne Hoskinson entführt und ermordet hat. Nun wurde der 66-Jährige hingerichtet. Er starb im Staatsgefängnis in Florence durch eine Giftspritze. Bis zum letzten Atemzug kam dem Mann kein Wort der Reue, keine Entschuldigung über die Lippen.

Frank Atwood war auf freiem Fuß - trotz Verstoßes gegen Bewährungsauflagen

Vicki hatte ihr Elternhaus in Tucson (US-Bundesstaat Arizona) am 17. September 1984 nur kurz verlassen, um eine Geburtstagskarte an ihre Tante in den Briefkasten zu werfen – sie kehrte nie zurück. Ein Wanderer fand ihre verweste Leiche sieben Monate später in einer Wüste nordwestlich von Tuscon. Wie sich herausstellte, hatte Frank Atwood das Kind entführt, getötet und war anschließend nach Texas geflohen. An seinem Wagen konnten Ermittler Lackreste von Vickis rosafarbenen Fahrrad sicherstellen, mit dem das Kind unterwegs gewesen war.

Ein Mord, der hätte verhindert werden können, denn Atwood war Medienberichten zufolge bereits wegen der Entführung zweier Kinder in Kalifornien verurteilt worden, jedoch auf Bewährung. Wenige Tage, bevor er die kleine Vicki getötet hat, sei er nach Tucson gezogen, womit er gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen habe, so Generalstaatsanwal Mark Brnovich. "Einem unschuldigen Kind, dem auf brutale Weise das Leben genommen wurde, und einer Familie, die jahrzehntelang leiden musste, werden die Bürger Arizonas niemals vergessen" twitterte er.

Frank Atwood sprach in letzten Worten von "unfairem Gerichtsverfahren"

Frank Strada, Deputy Director of the Arizona Deprarment of Corrections Rehabilitation and Reentry, speaks at a news conference after Frank Atwood was put to death by lethal injection at the Arizona state prison Wednesday, June 8, 2022, in Florence, Ariz. Atwood was convicted in the 1984 killing of 8-year-old Vicki Lynne Hoskinson was executed in the state's second execution since officials started carrying out the death penalty in May after a nearly eight-year hiatus. (AP Photo/Ross D. Franklin)
Frank Strada bei einer Pressekonferenz anlässlich der Hinrichtung des verurteilen Kindsmörders Frank Atwood in Arizona.
RF, AP, Ross D. Franklin

Der Oberste Gerichtshof der USA machte den Weg für Atwoods Hinrichtung am Mittwochmorgen frei, nachdem ein letzter Einspruch seiner Anwälte abgelehnt worden war. Der 1987 verurteilte Kindsmörder starb um 10:16 Uhr - zwölf Minuten nachdem ihm Pentobarbital injiziert worden war, so Frank Strada, stellvertretender Leiter der Strafvollzugsbehörde von Arizona. Seine Henkersmahlzeit bestand US-Medien zufolge aus einem Weizensandwich mit Salami, Senf, Erdnussbutter und Gelee. Dazu eine Tüte Chips und ein Trinkpäckchen Saft.

„Seine letzten Worte waren, ich zitiere: ‘Ich danke dir, lieber Vater, dass du heute gekommen bist und mich zum Glauben geführt hast (gemeint ist ein Priester, der Atwood in die Todeskammer begleiten durfte, Anm. d. Red.). Ich möchte meiner wunderbaren Frau danken, die mich mit allem, was sie hat, geliebt hat. Ich möchte meinen Freunden und meinem Anwaltsteam danken und vor allem Jesus Christus, der durch dieses unfaire Gerichtsverfahren zu meiner Erlösung geführt hat. Ich bete, dass der Herr sich unser aller erbarmt, und dass er sich meiner erbarmt’“, sagte Strada. Kein Wort der Reue, keine Entschuldigung, bis zum Schluss.

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Vicki Lynnes Mutter: "Ich vermisse dich“

Debbie Carlson, mother of murdered 8-year-old Vicki Lynne Hoskinson, wipes away a tear as she speaks at a news conference after Frank Atwood was put to death by lethal injection at the Arizona state prison Wednesday, June 8, 2022, in Florence, Ariz. Atwood was convicted in the 1984 killing of Hoskinson was executed in what would be the state's second execution since officials started carrying out the death penalty in May after a nearly eight-year hiatus. (AP Photo/Ross D. Franklin)
Debbie Carlson, die Mutter der 1984 getöteten Vicki Lynne Hoskinson, richtete sich bei der Pressekonferenz ebenfalls mit emotionalen Worten an die Öffentlichkeit.
RF, AP, Ross D. Franklin

Ein Schlag für Vickis Mutter Debbie Carlson und Stiefvater George Carlson, die der Exekution beiwohnten. "Es sind jetzt 37 Jahre, 7 Monate und 22 Tage, seit er Vicki entführt hat", sagte Debbie Carlson. "Keine weiteren Anträge, keine weiteren Anhörungen, es muss getan werden. Ich wünschte, ich hätte noch siebenunddreißigeinhalb Jahre mit Vicki gehabt."

Sie sei traurig, dass Vickis Oma bei der Hinrichtung nicht anwesend sein könne, sie sei im Jahr 2020 verstorben. Noch auf dem Sterbebett habe Carlson ihrer Mutter versichert, dass ihre Enkelin die erste sein werde, die sie im Himmel begrüße. „Ich vermisse dich“, sagte Vickis Mutter unter Tränen. „Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich dich geschickt habe. Wir haben dein Leben in Ehren gehalten", sagte sie. "Du hast eine Menge Leben verändert. Wir sind alle sehr stolz auf dich."

Colleen Clase, Chief Counsel for Arizona Voice For Crime Victims and attorney for Debbie Carlson, talks about the murdered 8-year-old Vicki Lynne Hoskinson at a news conference after Frank Atwood was put to death by lethal injection at the Arizona state prison Wednesday, June 8, 2022, in Florence, Ariz. Atwood, convicted in the 1984 killing of Hoskinson, was executed in the state's second execution since officials started carrying out the death penalty in May after a nearly eight-year hiatus. (AP Photo/Ross D. Franklin)
Colleen Clase, die Anwältin von Vicki Lynne Hoskinsons Familie.
RF, AP, Ross D. Franklin

"Jahrzehntelang, so kann man sagen, hat das Strafrechtssystem Vickis Familie im Stich gelassen. Das hat sich heute geändert. Dieser Prozess ist endlich vorbei“, sagte Colleen Clase, die Anwältin der Eltern, bei einer Pressekonferenz. „Aber es ist vorbei ohne eine Entschuldigung, ohne einen Anschein von Reue und ohne die Übernahme von Verantwortung."

Bei der Hinrichtung anwesend war auch die Frau des Gefangenen, die er 1991 nach seiner Verurteilung geheiratet hatte, berichtet der „Arizona Daily Star“.

Arizona: Zweite Hinrichtung nach acht Jahren Pause

Atwoods Exekution erfolgte nur einen Monat nach der von Clarence Dixon - dem ersten Todestraktinsassen, der in diesem Bundesstaat seit 2014 hingerichtet worden war. Der Staat hatte die Vollstreckung der Todesstrafe nach der Hinrichtung von Joseph Wood im Juli 2014 pausiert, nachdem der Häftling trotz 15 Giftinjektionen rund zwei Stunden mit dem Tode gerungen hatte.

Aktivisten befürchten, dass Arizona nach der langen Pause die Hinrichtungen wieder aufnehmen wird. Viele kamen und demonstrierten vor der Hinrichtung von Atwood vor dem Gefängnis in Florence. Auf eine Anfrage der „Associated Press“ nach einem Kommentar reagierten die Behörden des Bundesstaates jedoch nicht. Nach Angaben des Generalstaatsanwalts sitzen derzeit 111 Todeskandidaten in Arizona ein, von denen 22 alle Rechtsmittel ausgeschöpft haben. (cwa)

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