Urteil vor dem Landgericht Hildesheim

Ursula C. vergiftet behinderten Sohn mit Pudding: Gefängnisstrafe

Unter Tränen gesteht die Angeklagte ihre Tat vor dem Landgericht Hildesheim.
Unter Tränen gesteht die Angeklagte ihre Tat vor dem Landgericht Hildesheim.
RTL Nord

von Metin Turan und Lynn Michel

Ursula C. hat ihren eigenen Sohn mit einer tödlichen Dosis Tabletten im Schokopudding getötet. Dafür wurde die 53-Jährige vor dem Landgericht Hildesheim jetzt zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.

Mutter gesteht unter Tränen: "Ich wusste nicht mehr weiter"

Zu Prozessbeginn Anfang Mai hatte die 53-Jährige unter Tränen erklärt: „Ich wusste nicht mehr weiter.“ Sie sei mit ihrem 17 Jahre alten Sohn überfordert gewesen, denn Jonas leidet von Geburt an unter dem Prader-Willi-Syndrom. Eine seltene, genetisch bedingte Behinderung mit körperlichen und geistigen Symptomen.

Ursula C. gibt zu, dass sie ihm im März 2021 in einen Schokopudding und Apfelpüree eine tödliche Medikamentendosis zugefügt hat. Beide essen die tödliche Speise gemeinsam. Ursula C. kann wiederbelebt werden, Jonas stirbt.

Bei der Urteilsbegründung sagte der Richter: „Einem jungen Menschen wurde das Leben genommen und der wollte das nicht." Weiter führte er aus: "Das Leben ihres Sohns mit Behinderung sei genau so wertvoll wie das eines gesunden Menschen." Bei der Tat handle es sich um Mord mit vorsätzlicher Tötung.

Gericht sieht Mordmerkmal der Heimtücke erfüllt

Auch das Mordmerkmal der Heimtücke sei erfüllt gewesen: Jonas war komplett wehrlos. Der 17-Jährige war aufgrund seiner Behinderung besonders pflegebedürftig und auf die Hilfe seiner Mutter angewiesen. Diesen Umstand hätte sie bei der Tötung ausgenutzt.

Ursula C. reagierte gefasst auf das Urteil. Die Staatsanwaltschaft hatte drei Jahre Gefängnis gefordert. Die Verteidigung wollte eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren wegen Totschlags erwirken.

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Mutter: "Ich hatte kein Geld, keine Kraft mehr"

Im Prozess beschrieb Ursula C. einen harten Alltag mit ihrem behinderten Sohn: Regelmäßige Wutausbrüche und starke Psychosen prägten das Zusammenleben. „Jonas erzählte von rosa Pferdchen und einer Unterwasserwelt“, so die Mutter. Er habe sich benommen als „wäre er in einer anderen Welt.“ Rund um die Uhr habe sie ihn gepflegt. Oft habe sie nicht gewusst, wie sie dem Tag überstehen soll.

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„Ich hatte kein Geld mehr, keine Kraft mehr.“ Sie sei den Belastungen der Betreuung einfach nicht mehr gewachsen gewesen. „Ich wollte, dass wir einschlafen. Ich konnte Jonas nicht allein lassen“, erzählt die Mutter. Ihr Mann findet die leblose Frau. Jonas ist zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Ursula C. konnte wiederbelebt werden.

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