Warum ein Reporter den WDR verklagt
100.000€ im Jahr für weniger als 5 Stunden Arbeit pro Woche
Es klingt für viele Menschen, gerade in der aktuell angespannten Lage, wie ein Traum: ca. 100.000€ im Jahr kassieren und dafür gerade mal einen halben Tag arbeiten – und zwar pro Woche! Für den langjährigen WDR-Journalisten Jürgen Döschner ist das die Realität, wie mehrere Medien berichten. Doch der Journalist fühlt sich ungerecht behandelt, weil er mehr arbeiten möchte und klagt jetzt auf „Geldentschädigung wegen Nichtbeschäftigung“ im Wert von 75.000€ – ist das gerecht?
WDR und Jürgen Döschner schon seit Jahren im Klinsch
Der Fall zwischen dem WDR und dem Journalisten ist komplex und das Zerwürfnis nicht ganz leicht zu durchschauen. Der WDR erklärt in seiner Stellungnahme zu dem aktuellen Artikel von „Kölner Stadtanzeiger“ und „correctiv“, es sei eine „lange und kleinteilige Auseinandersetzung zwischen dem Mitarbeiter und vielen Stellen im WDR“ und bemängelt Fehler in der Berichterstattung. Döschner und einige Gewerkschaftsvertreter wiederum stellen anhand dieses Falls grundsätzlich die Machtverteilung im WDR infrage und glauben, dass er aufgrund vergangener politisch-inhaltlicher Äußerungen nicht mehr arbeiten darf. Der Fall geht im November vor das Arbeitsgericht Köln.
100.000€ für angebliche „Nicht- Beschäftigung" - ist das fair?
Jürgen Döschner arbeitet seit den 80er-Jahren für verschiedene Formate des WDR und der ARD. Er war unter anderem Studio-Leiter in Moskau, offizieller „Energie-Experte“ und als Investigativjournalist tätig. Doch seit September 2019 soll er laut seines Anwalts kaum noch beschäftigt worden sein. Döschner ärgert das. Der WDR reagiert wiederum auf die Vorwürfe, indem er Döschner mangelnde Kooperation vorwirft. Der Journalist hätte eine „Sonderrolle“ gefordert und sein Verhalten hätte „immer wieder zu Vertrauensbrüchen in der Zusammenarbeit mit anderen Redaktionen geführt“.
Doch auch wenn der Fall zwischen der größten Medienanstalt der ARD und dem Energie- und Klimaexperten kompliziert ist, bleibt nicht die grundsätzlich moralische Frage, ob ein Arbeitnehmer für rund fünf Stunden Arbeit in der Woche ein solch immenses Gehalt bekommen sollte?!
Vor allem während so viele Menschen in Deutschland derzeit jeden Cent umdrehen müssen, um über die Runden zu kommen. (cap)