Siebtklässler sind gewalttätiger gewordenKinder- und Jugendkriminalität steigt - Niedrige Hemmschwelle für Gewalt

von Vanessa Brodka

In NRW werden immer mehr Kinder und Jugendliche straffällig. Das zeigt eine neue Studie der Universität Köln. Vor allem Gewalt an Schulen nimmt zu. Für den Landesinnenminister (CDU) sind die Zahlen alarmierend.

Darum hat Kinder- und Jugendkriminalität zugenommen

Sie werden gewalttätiger. Sie haben eine kürzere Zündschnur. Ihre Hemmschwelle ist gesunken und die Moral auch. Das stellt der NRW-Innenminister bei einem Pressegespräch in Düsseldorf fest. Die Rede ist von Siebt- bis Neuntklässlern. Gründe dafür gibt´s viele. Auch Migration spielt eine Rolle, so Herbert Reul (CDU). Häufig seien die Sprachbarriere und ein unterschiedliches Verständnis von Normen problematisch. Gerade Schulen werden häufig zum Tatort. Das zeigt eine neue nicht repräsentative Studie. Entstanden in Zusammenarbeit mit der Uni Köln. Ausgewertet wurden polizeiliche Kriminalstatistiken von 2021 bis 2024. Bei Siebtklässlern haben Gewaltdelikte um 114% zugenommen. Aber auch das sogenannte Dunkelfeld wurde untersucht - also nicht registriere Straftaten. Dazu wurden im vergangenen Jahr 3.800 Kids befragt: von der Hauptschule bis zum Gymnasium in Gelsenkirchen, Herten und Marl. Soziologe Clemens Kroneberg erklärt: „Wir sehen über die Zeit auf jeden Fall einen Rückgang, gerade was Einstellungen im Bereich Schule angeht, was Schule schwänzen angeht, was Respekt gegenüber Lehrkräften angeht. Wir sehen das als Defizite im Bereich soziale emotionale Kompetenzen. Das kann verschiedene Ursachen haben. Es kann daran liegen, dass man mehr Regelverstöße im Schulalltag beobachtet, die dann nicht sanktioniert werden können, weil einfach die Schulen überfordert sind, weil sie sehr viel parallel leisten müssen. Es kann aber auch liegen an Einflüssen, schon aus dem Elternhaus oder aus Social-Media und im Internet.” Beispielsweise durch verstörende Videos und zu viel Bildschirmzeit. Gerade Mädchen seien dafür anfällig. Auch bei ihnen haben laut der Studie Gewalttaten zugenommen. Ein weiterer Grund seien die Corona-Maßnahmen. Die hat die Landesregierung selbst zu verantworten, kritisiert Markus Wagner von der NRW-AfD. Er meint: „Die Fehler sind ja offensichtlich. Schulschließungen, Kindergartenschließungen, das Kappen sozialer Kontakte und Beziehungen - das hat nachhaltig dazu beigetragen, dass sich etwas zum Negativen verändert hat und bis heute ist eigentlich noch nicht wirklich untersucht worden, welche Folgen diese katastrophalen Maßnahmen auf Kinder und Jugendliche hatten.”

Kinder und Jugendliche unter 14 Jahren sind nicht strafbar

Besonders zugenommen haben auch Diebstahldelikte - unter anderem durch Selbstbedienungskassen. Dort gäbe es weniger Kontrollen. Jugendliche bräuchten aber Konsequenzen, wenn sie sich falsch verhalten, so die Studienmacher. Deshalb fordert der AfD-Politiker Markus Wagner auch: Die Strafmündigkeit herabzusetzen. Aktuell kommen unter 14-Jährige in Deutschland straffrei davon. Selbst wenn sie einen Mord begehen.

Über das Thema spricht RTL WEST Moderator Sebastian Reddig mit dem Bundesvorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft Rainer Wendt.