Girikumar Patil (40) sitzt mit Jaguar und Panther im Keller fest

Er will sie nicht zurücklassen: Mann versteckt sich mit Raubkatzen in der Ukraine

Girikumar Patil hat zwei ungewöhnliche Haustiere, mit denen er sich aktuell in seinem Keller in der Ukraine versteckt: einen Panther und einen Jaguar.
Girikumar Patil hat zwei ungewöhnliche Haustiere, mit denen er sich aktuell in seinem Keller in der Ukraine versteckt: einen Panther und einen Jaguar.
Girikumar Patil

Wegen Putins Angriff auf ihr Heimatland müssen aktuell viele Ukrainer ihr geliebtes Zuhause verlassen und fliehen. Mit ihrem Hab und Gut in der Hand machen sie sich auf in eine ungewisse Zukunft. Unter Umständen müssen sie dafür jedoch ihre geliebten Haustiere zurücklassen. Nicht aber Girikumar Patil, der seit mehr als einer Woche mit seinem etwas ungewöhnlichen tierischen Mitbewohnern im Keller festsitzt. Seinen Panther und Jaguar verlassen? Kommt für den gebürtigen Inder überhaupt nicht in Frage!
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"Die Katzen sind verängstigt. Ich kann sie nicht allein lassen"

Sich mit Hund oder Katze auf die Flucht zu begeben kann noch irgendwie gestemmt werden, auch wenn dies bereits mit großen Hürden verbunden ist. Aber mit einem Jaguar und einem Panther? Schwierig. Deswegen harrt der indische Arzt Girikumar Patil aktuell weiter in seinem Keller in Sewerodonezk, einer kleinen Stadt im Donbass, in der Ostukraine, aus. Dort lebt er seit sechs Jahren. Die Großkatzen habe er vor einiger Zeit aus dem Kiewer Zoo gekauft: „Ich war schon immer von Großkatzen fasziniert, seit ich meinen südindischen Lieblingsfilmstar, Chiranjeevi, in einem Film mit Leoparden gesehen habe", sagt er gegenüber der BBC.

Weil in seiner Wahlheimat ein Krieg wütet, versteckt er sich mitsamt Panther und Jaguar in seinem Keller, verlässt das Haus nur, um Futter zu holen. Der 40-Jährige erzählt: „Meine großen Katzen haben die Nächte bei mir im Keller verbracht. Um uns herum wurde viel bombardiert. Die Katzen sind verängstigt. Sie fressen weniger. Ich kann sie nicht alleine lassen.“ In seiner Nachbarschaft habe es zeitweise Strom- und Internetausfälle gegeben, aber er habe regelmäßig Videobotschaften in den sozialen Medien veröffentlichen können. „Ich bin der einzige Inder hier draußen und nachts bin ich allein in der Nachbarschaft. Die meisten meiner Nachbarn sind in die umliegenden Dörfer gezogen. Ich werde durchhalten.“

Mit Erschrecken erklärt er zudem: Dies ist schon der zweite Krieg, den er miterlebt. Früher habe er in Luhansk gelebt, wo von Russland unterstützte Rebellen seit 2014 trotz eines Waffenstillstandsabkommen gegen ukrainische Truppen kämpfen. Während der Kämpfe in der Region wurden sein Haus und sein indisches Restaurant, das er in der Gegend eröffnet hatte, zerstört.

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Die Kriegssituation in seiner Wahlheimat bereitet dem 40-jährigen Arzt große Sorge

Er entschließt sich kurz darauf die Gegend zu verlassen und ins etwa 100 Kilometer entfernte Sewerodonezk zu ziehen, um dort einen Neustart zu wagen. Er kauft sich ein neues Haus, nimmt seine Arbeit als Arzt wieder auf und legt sich seine ungewöhnlichen Haustiere zu. Doch auch wenn er weiß, wie es ist, in einem Krisengebiet zu leben: Jetzt sei alles noch viel schlimmer. „Jetzt sitze ich in einem Kriegsgebiet fest. Dieses Mal bin ich wirklich besorgt. Meine Eltern haben mich angerufen und mich gebeten, nach Hause zu kommen, aber ich kann die Tiere nicht zurücklassen.“

Ursprünglich stammt Girikumar Patil aus dem südindischen Bundesstaat Andhra Pradesh. Damals, im Jahr 2007, kommt er in die Ukraine, um hier Medizin zu studieren. Seit 2014 ist er praktizierender Orthopäde und arbeitet in einem staatlichen Krankenhaus in Sewerodonezk. Zumindest hat er dort gearbeitet, bevor die Einrichtung nach Kriegsbeginn geschlossen wurde.

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Platz für seinen geliebten Panther und Jaguar hat er: Der 40-Jährige lebt in einem zweistöckigen Haus mit sechs Zimmern und einem kleinen Gehege für die Tiere. Er sagt, er gebe den Großteil seines Einkommens für seine Haustiere aus und versucht, über seine YouTube-Kanäle, auf denen er Videos von seinen beiden Großkatzen für rund 85.000 Abonnenten postet, zusätzlich etwas Geld zu verdienen. (vdü)

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