Schock-Urteil am Oberlandesgericht
Tyler (12) nach Behandlung schwerbehindert - Mutter bekommt keinen Cent Schmerzensgeld!
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von Rouven Schroth und Gunda Möller
Das Schicksal hat Familie Jannaschk hart getroffen: Sohn Tyler (12) wird nach einem Krankenhausaufenthalt zum Pflegefall, muss rund um die Uhr betreut werden. Jetzt folgt der nächste Tiefschlag: Die Familie soll nicht mal einen Cent Schmerzensgeld bekommen!
Aus einer ganz normalen Bronchitis wird ein lebenslanger Pflegefall
Niemals wird Julia Jannaschk diesen Tag vergessen – den Tag, an dem ihr Sohn Tyler zum Pflegefall wird. Im Dezember 2011 fährt die junge Mutter mit dem damals Einjährigen ins Krankenhaus Limburg. Der Kleine leidet an einer Bronchitis, in dem Alter und zu der Jahreszeit nichts Ungewöhnliches. Julia möchte es vorsichtshalber abklären lassen. Während der Behandlung durch eine Krankenschwester verschluckt sich Tyler so stark an einem Apfel und Chips, dass er fast erstickt. Durch den minutenlangen Sauerstoffmangel im Gehirn bleibt der kleine Junge von diesem Tag an schwerbehindert, sitzt im Rollstuhl, kann nicht sprechen und ist alleine nicht lebensfähig.
Plötzlich verpufft die Hoffnung auf eine Million Euro Schmerzensgeld
Die Klagelaute und der Zustand des inzwischen zwölfjährigen Tyler verursachen Gänsehaut. Wie muss es einer Mutter nur gehen, die ihr einst gesundes Kind täglich pflegen und über eine Magensonde ernähren muss? Und dann ein Gericht entscheidet: Damit müsst ihr selbst klarkommen, es wird kein Schmerzengeld geben.
„Die ganzen Gerichtsverhandlungen, die wir im Oberlandesgericht gesessen haben, waren sehr unpersönlich, sehr komisch, sehr kalt. (...) Man ist eigentlich mit jeder Verhandlung raus mit einem mulmigen Gefühl“, beschreibt Julia Jannaschk im RTL-Interview ihre Gefühle bei dem Prozess in Frankfurt. Das Gericht hatte den Fall wieder aufgerollt, 2021 war der Familie eigentlich schon per Gericht ein Schmerzensgeld von über einer Million Euro zugesagt worden.
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OLG: Krankenschwester hat Sorgfaltspflicht eingehalten
Die Entscheidung des OLG ist ein Schock für die fünffache Mutter. „Es wurde
sich nur auf Gutachter gestützt. Und die Gutachter haben in Limburg auch total anders erzählt und auch andere Gutachten geschrieben als jetzt beim Oberlandesgericht. Ich weiß nicht, was da schiefgelaufen ist.“
Die Pressesprecherin des OLGs, Gundula Fehns-Böttcher, macht auf RTL-Nachfrage zum Urteil deutlich: „Auf Basis der Sachverständigengutachten konnte sich das Oberlandesgericht nicht davon überzeugen, dass hier sorgfaltswidrig gehandelt wurde. Es galt ein ganz normaler allgemeiner Sorgfaltsmaßstab zum Vermeiden von Verschlucken und diesen Maßstab hat die Kinderkrankenschwester hier eingehalten nach Überzeugung des Senats. Ihr Verhalten nach dem Atemstillstand hat den Schaden nicht nachweisbar vertieft oder verursacht.“
Mutter Julia muss nun Spenden sammeln
Von dem ursprünglich zugesagten Geld durch das Urteil am Landgericht Limburg wollte Mutter Julia eigentlich eine Delfintherapie für ihren Tyler finanzieren. Diese Therapie ist in Fällen wie in dem von Tyler sehr vielversprechend, die Tiere können Motorik und Selbstvertrauen der betroffenen Kinder verbessern.
Jetzt bleibt der alleinerziehenden Mutter nur die Hoffnung auf Spenden. Dass ihr das unangenehm ist, wird im RTL-Interview deutlich: „Warum soll ich Spenden annehmen für mein Kind, wenn eigentlich jemand anderes verantwortlich dafür ist? Jetzt muss ich als Mama über meinen Schatten springen und halt nochmal irgendwie Spenden sammeln.“
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Und auch vor Gericht gibt Julia Jannaschk nicht auf. Für ihren Sohn Tyler wird sie bis zum Bundesgerichtshof ziehen und weiterkämpfen – um ihm zumindest das beste Leben zu bieten, das möglich ist.