Gemeinde Twistetal braucht Plan B

7,5 Millionen Euro: Abriss von Wilke-Wurstfabrik wird zur Kostenfalle

Abriss von Wilke-Wurstfabrik wird zur Kostenfalle 7,5 Millionen Euro
02:08 min
7,5 Millionen Euro
Abriss von Wilke-Wurstfabrik wird zur Kostenfalle

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Die Firma Wilke-Wustwaren in der Gemeinde Twistetal-Berndorf (Waldeck-Frankenberg) soll weg –das steht fest! Leichter gesagt als getan: Denn der Abriss der Gammelfleisch-Fabrik übersteigt seit Jahren den finanziellen Spielraum der Gemeinde. Vor drei Jahren machte der Wursthersteller bundesweit Schlagzeilen mit Keimen im Fleisch und ging dann insolvent. Schließlich kaufte die Gemeinde das Gelände samt Fabrik. Mit dieser Entscheidung scheint sich die Gemeinde jedoch keinen Gefallen getan zu haben – mehr dazu im Video.

Todesfälle durch verkeimte Wilke-Wurst

Seit Oktober 2019 sind die Pforten der Wurstfabrik in Twistetal geschlossen. Nachdem in den Wurstwaren des Herstellers Listerien-Keime entdeckt und aufgrund dessen Menschen zu Tode gekommen sind, wurde die Produktion unverzüglich gestoppt. Das Unternehmen ging im Anschluss insolvent. Gegen den ehemaligen Geschäftsführer, seiner Stellvertreterin und dem damaligen Produktionsleiter wurde im Februar dieses Jahres von der Staatsanwaltschaft Kassel Anklage erhoben. Die Anklage lautete fahrlässige Tötung in elf Fällen, fahrlässige Körperverletzung in sieben Fällen sowie der Verstoß gegen das Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch in 101 Fällen, teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft mit.

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7,5 Millionen Euro für den Rückbau der Fabrik

Nach monatelangem Stillstand entschied sich die Gemeinde Twistetal im Jahr 2020 dazu, das 30.000 Quadratmeter große Gelände zu kaufen, um Wohnräume zu schaffen. Doch schon länger ist klar, dass Abrissarbeiten das Budget deutlich übersteigen: „Das Kostenvolumen steht aktuell bei sieben bis siebeneinhalb Millionen Euro für den kompletten Rückbau der Fabrik. Was im ersten Moment für eine Gemeinde mit unserer Größenordnung zu hoch ist. Daher haben wir uns dazu entschlossen erstmal den Teilabriss umzusetzen“, so der Bürgermeister aus Twistetal, Stefan Dittmann (FDP).

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Bürgermeister Stefan Dittmann (FDP)
Der Bürgermeister der Gemeinde Twistetal, Stefan Dittmann (FDP), hofft auf finanzielle Unterstützung von Bund und Land oder Investoren.
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Teilabrissarbeiten bis voraussichtlich Ende April

Grund für die hohen Abrisskosten seien die unzähligen Schadstoffentfernungen, die auf dem Gelände vorgenommen werden müssen und den Rückbau erschweren. Die Gemeinde benötigt finanzielle Unterstützung von Bund oder Land. Zudem ist die Überlegung nach einer alternativen Geldquelle: „Wenn wir jetzt den Teilrückbau und die Schadstoffentfernung hinter uns gebracht haben, dann ist auch eine Überlegung um Investoren zu werben, die den Rest des Rückbaus eventuell übernehmen und dann neu aufbauen“, so Stefan Dittmann (FDP) im RTL-Interview.

Bis Ende April soll der Teilabriss des Geländes fertiggestellt werden. Es bleibt weiterhin zu hoffen, dass die Gemeinde sich damit nicht übernommen hat. (dpa/aba)