Trümmerteile von China-Rakete könnten auf die Erde stürzen

Riesiges Stück Weltraummüll nähert sich der Erde

SCREENSHOT - 29.04.2021, China, Wenchang: Die Kombination aus dem Kernmodul «Tianhe» der chinesischen Raumstation und der Langer-Marsch-5B-Y2-Rakete startet von der Wenchang Spacecraft Launch Site in der südchinesischen Provinz Hainan. Mit dem Bau einer eigenen Raumstation beginnt China das bisher größte Vorhaben seines ehrgeizigen Weltraumprogramms. (zu dpa «China startet Rakete mit Kernmodul für Bau seiner Raumstation») Foto: Anonymous/CCTV via AP Video/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Trümmerteile einer Trägerrakete drohen auf die Erde zu stürzen.
nwi, dpa, Anonymous

Eine schwere Rakete hat den ersten Teil von Chinas neuer Raumstation ins All gebracht. Doch vom dabei entstandenen Weltraummüll droht Gefahr: Trümmerteile einer Trägerrakete könnten in den nächsten Tagen auf die Erde zu stürzen. Raumfahrtexperten warnen vor einem "unkontrollierten" Wiedereintritt des 20 Tonnen schweren Teils in die Erdatmosphäre. Wo die Trümmer runterkommen, ist unklar – Deutschland wird aber voraussichtlich verschont.

Rakete "Langer Marsch 5B" tritt an "willkürlichen Ort" in Erdatmosphäre ein

Am Donnerstag hatte die Rakete das 22 Tonnen schwere Kernmodul "Tianhe" (Himmlische Harmonie) ins All gebracht: der Beginn für den Bau von Chinas erster eigener Raumstation. Grund für den unkontrollierten Wiedereintritt sei die Konstruktion der Rakete vom Typ "Langer Marsch 5B", erklärten Experten. Sie sei so gebaut, dass sie mehrere Tage später durch die Anziehungskraft an einem "willkürlichen Ort" wieder in die Atmosphäre der Erde eintritt.

"Wir wissen nicht, wo“, sagte der Astrophysiker Jonathan McDowell der Deutschen Presse-Agentur. "Im schlimmsten Fall wird es wie der Absturz eines kleinen Flugzeugs, der sich aber über hunderte Kilometer verteilt." Ungewiss sei, wie viele Bruchstücke nach dem Wiedereintritt übrig blieben. "Aber genug, um Schaden anzurichten", ist sich der Wissenschaftler sicher.

Trümmerteile von chinesischer Rakete treffen Deutschland wohl nicht

ARCHIV - 23.04.2021, China, Wenchang: Die Kombination aus dem Kernmodul «Tianhe» der chinesischen Raumstation und der Langer-Marsch-5B-Y2-Rakete wird zum Startbereich der Wenchang Spacecraft Launch Site in der südchinesischen Provinz Hainan transportiert. (zu dpa «Chinesische Rakete fällt zurück zur Erde - Trümmerregen befürchtet») Foto: Guo Wenbin/XinHua/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die Chinesische Rakete "Langer Marsch 5B"
vco hjb, dpa, Guo Wenbin

Nach Expertenangaben treffen die Trümmerteile voraussichtlich nicht auf Deutschland. Die Risikozone umfasse jeden Teil der Erdoberfläche zwischen dem 41. Grad nördlicher und dem 41. Grad südlicher Breite, teilte das Büro für Raumfahrtrückstände der Europäischen Raumfahrtagentur Esa mit.

Deutschland liegt etwa zwischen dem 47. und 55. Breitengrad im Norden. In Europa schließt das Risikogebiet unter anderem Teile von Spanien, Italien oder Griechenland ein. Winde oder andere Kräfte seien nicht in der Lage, den angegebenen Bereich fundamental zu verändern, hieß es. Die Esa rechnet mit einem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre am 9. Mai um 19:23 deutscher Zeit – allerdings plus/minus 26 Stunden und 26 Minuten.

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Vorhersagen über China-Rakete fast unmöglich

Es sei aktuell praktisch unmöglich, Vorhersagen darüber zu treffen, welche Teile den Wiedereintritt überleben, hieß es. Materialien mit hohen Schmelztemperaturen wie etwa Motor- oder Tankkonstruktionen stellten ein besonderes Risiko dar. Im Allgemeinen verglühten die meisten Objekte während des Wiedereintritts vollständig in der Atmosphäre, so die Experten. Es sei aber nicht möglich, eine detailliertere Risikobewertung vorzunehmen.

Trümmerteile gingen 2020 in der Elfenbeinküste nieder

Schon sechs Tage nach dem ersten Flug des besonders tragfähigen Typs "Langer Marsch 5B" im Mai 2020 waren Trümmer in der Elfenbeinküste (Westafrika) niedergegangen und hatten mehrere Häuser in Dörfern beschädigt. Es war das größte Teil, das seit dem US-Raumlabor Skylab 1979 auf die Erde stürzte. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hatte den Vorgang damals als "sehr gefährlich" beschrieben. Die Raketenstufe war kurz davor noch über die USA geflogen