Krankenpflegerin Sofie (22) notiert sich sogar Kennzeichen

True Crime Podcasts und die Faszination des Bösen - wenn aus dem Alltag ein Krimi wird

Warum hören so viele Frauen True Crime Podcasts? Was fasziniert uns am Bösen?
True Crime Podcasts sind weit verbreitet, vor allem bei Frauen.
Bubbers13/istock
von Leya Lourenco

Keine Folge darf verpasst werden!
Krankenpflegerin Sofie P. ist eine von vielen Frauen, die von wahren Verbrechen und ihren Hintergründen fasziniert sind: True Crime Podcasts. Echte Geschichten, ergreifende Schicksale, tiefe Abgründe, Menschen wie du und ich. Doch wie beeinflusst das ständige Hören den Alltag? Wir haben mit einem Psychologen gesprochen.

Wer hört True Crime Podcasts?

Sage und schreibe dreizehn verschiedene True Crime Podcasts verfolgt Sofie P. schon fast religiös, keine Folge darf verpasst werden. Und das an jedem Ort – zum Einschlafen im Bett oder bei der abendlichen Joggingrunde im Park. 20 Stunden in der Woche gehen dabei locker drauf. „In anderen Podcasts wird nur gelabert, aber da wird eine echte Geschichte erzählt – das finde ich total spannend“, erzählt die 22-Jährige über ihre große Leidenschaft.

So wie Sofie geht es vielen Frauen: Mindestens 75 Prozent der Zuhörer von unseren RTL+ True Crime Podcasts in Deutschland sind Frauen.

Hör-Tipp: True Crime Podcasts - Übersicht | RTL+

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Hinter jeder Ecke ein Finsterling?

Man könnte meinen, wer so viel True Crime wie Sofie hört, sieht nur noch das Böse und vermutet hinter jeder Ecke einen möglichen Finsterling. Die junge Berlinerin erklärt aber, sie habe gar keine Angst, alleine herauszugehen. Trotzdem habe das Hören einen Einfluss auf ihren Alltag: „Ich bin viel aufmerksamer geworden. Wenn ich was Verdächtiges beobachte oder ein auffälliges Auto sehe, schreibe ich mir das Kennzeichen auf. Das habe ich früher nicht gemacht.“ Ihr Wunsch: „Man hört ja manchmal von den Leuten, die den entscheidenden Hinweis zur Auflösung des Falls geben. Das will ich auch mal sein!“

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Schaulust oder Empathie? DESWEGEN hören wir True Crime

Psychologe Professor Sven Dierks
Psychologe Professor Sven Dierks, Professor im Fachbereich Medienpsychologie der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Frankfurt
Sven Dierks

Was steckt hinter der Faszination am Verbrechen? Psychologe Professor Sven Dierks erklärt: „Zuerst ist es natürlich anrüchiger, weil es echt ist. True Crime ist viel, viel näher.“ Eine Theorie mache auch die Ähnlichkeit zum Opfer oder sogar Täter verantwortlich. Aber auch die Schaulustigkeit, die uns im Wohnzimmer anderer Mäuschen spielen lässt, sei ein weiterer vorstellbarer Grund. Die Annahme, dass Menschen mit einem starken Einfühlungsvermögen mehr True Crime hören, sieht Dierks kritisch: „Das ist Wunschdenken, das weiß man nicht.“

Interessanterweise werde zudem auch das sogenannte „Belohnungssystem“ der Zuhörer aktiviert, so Dierks. Das heißt: Wenn wir von einem echten Verbrechen hören, würden wir uns denken „wie schrecklich, aber zum Glück ist es nicht mir passiert“, und wir würden uns bestätigt fühlen.

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