Sein Tour-Traum wird wahrEtappensieg! Dieser Deutsche radelt allen davon

German Nils Politt celebrates after winning the twelfth stage of the Tour de France cycling race over 159.4 kilometers (99 miles) with start in Saint-Paul-Trois-Chateaux and finish in Nimes, France, Thursday, July 8, 2021. (AP Photo/Christophe Ena, Pool)
Nils Politt
TC, AP, Christophe Ena

Hier lebt ein bisher unbekannter Sportler seinen Traum und steht damit ganz plötzlich im Mittelpunkt der Radsport-Welt – eine emotionale Geschichte, wie sie nur der Sport schreibt. Nils Politt schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf, formte mit seinen Händen ein Herz und brüllte bei der Fahrt über die Ziellinie die ganze Freude heraus. „Das ist ein Traum, eine Tour-Etappe zu gewinnen. Das ist der größte Sieg, den man holen kann“, sagte der 27-Jährige, nachdem er am Donnerstag mit einem Tagessieg bei der 108. Tour de France seinen bislang größten Coup in seiner Karriere vollbracht hatte. Im Zielbereich konnte es Politt noch immer nicht fassen, hob ungläubig sein Rad in die Luft und ließ sich von seinem „sehr guten Freund“ und Tour-Kollegen André Greipel feiern.

Tour de France: Einsame Zieldurchfahrt von Politt

Die deutsche Misere bei der Frankreich-Rundfahrt ist damit beendet, Politt holte den ersten Sieg seit Lennard Kämnas furiosem Solo im Vorjahr. „Nils hat es hervorragend gemacht“, lobte sein Sportlicher Leiter Enrico Poitschke. Aus einer Ausreißergruppe düpierte der Bora-hansgrohe-Profi alle Mitstreiter und fuhr zwölf Kilometer vor dem Ziel dem übrigen Rest davon. „Dass es nun ein Sieg wurde, ist unglaublich“, sagte der euphorisierte Politt, dessen bislang größter Erfolg ein zweiter Platz beim Klassiker Paris-Roubaix war.

Dabei hatte Politt seine eigenen Chancen vor dem Start noch kleingeredet, erwartet wurde ein erneuter Triumph von Rekordjäger Mark Cavendish. „Heute und morgen wären gute Chancen für Ausreißer. Der Wind macht da einen Strich durch die Rechnung, es wird ziemlich nervös. Dann ist es nichts für die Ausreißer“, sagte er vor dem Start der Etappe, die von der Provence bis fast ans Mittelmeer führte. Doch es kam ganz anders. Der Mut und die Antritte des nimmermüden Deutschen wurden am Ende belohnt. „Radsport ist meine Leidenschaft.“

Deutscher Sieger strahlt wie ein Kind

Greipel, auch lange in der Gruppe der Ausreißer vertreten, konnte beim hektischen Finale am Ende nicht mehr mithalten. „Es ist sehr emotional, wenn dein Trainingskollege eine Etappe gewinnt“, sagte der 38-Jährige. Als Politt davonzog, stand für „Gorilla“ Greipel sofort fest: „Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn nicht jagen werde.“

Er erzählte, dass er Politt als Kind Trainingsklamotten für den Winter geschenkt habe. Am Donnerstag strahlte Politt wieder wie ein Kind, diesmal auf dem Siegerpodest mit Blumen und Medaille. (ana/dpa)