16-Jähriger und 19-Jähriger sterben an Ostersonntag
Tödlicher Sturz von Essener Parkhaus: Einsatzleiter beschreibt dramatischen Einsatz
In Essen ist am Abend des Ostersonntag ein VW Golf von einem Parkdeck bis zu 18 Meter in die Tiefe gestürzt. Für die beiden Insassen, 16 und 19 Jahre alt, kommt jede Hilfe zu spät. Die Teenager sterben an ihren schweren Verletzungen. Einsatzleiter Michael Dörr war als einer der ersten vor Ort. Im Interview beschreibt er den Einsatz, bei dem auch ein Kollege der Feuerwehr seelsorgerisch betreut werden musste.
Einsatzleiter: Insassen nicht mehr ansprechbar

Kurz nach dem Crash um 19:20 Uhr treffen die Einsatzkräfte der Feuerwehr in der Stolbergstraße im Essener Stadtteil Borbeck ein. Die Rettungskräfte entdecken ein völlig zerstörtes Autowrack, beide Insassen sind nicht mehr ansprechbar. „Das Fahrzeug lag auf der Fahrerseite, die Patienten waren eingeschlossen und bewegten sich nicht mehr, sodass wir eine sogenannte Crash-Rettung durchführten“, so der Einsatzleiter der Essener Feuerwehr, Michael Dörr. Nach ersten Erkenntnissen waren zwei 16 und 19 Jahre alte Jugendliche auf dem Parkdeck durch die Absperrung gebrochen und bis zu 18 Meter in die Tiefe gestürzt. Nach der Rettung aus dem Wrack, leiten die Retter bei beiden Teenagern Wiederbelebungsmaßnahmen ein. Doch jede Hilfe kommt zu spät. In der Klinik konnte nur noch der Tod festgestellt werden, teilte die Feuerwehr noch am Sonntagabend mit.
Nun untersucht die Polizei, ob der Fahrer möglicherweise bei Drift-Übungen die Kontrolle über seinen Wagen verlor. Das zerstörte Wrack wurde sichergestellt. Es werde jetzt weiter von Experten der Spurensicherung untersucht, sagte Vivien Volkmann am Montagmorgen zu RTL. Die Ermittler wollen auch anhand des Wracks und Zeugenaussagen klären, welcher der beiden jungen Männer am Steuer gesessen hatte. Es steht nach Angaben der Polizei aus der Nacht der Verdacht im Raum, dass der Wagen auf dem Parkdeck für Fahrmanöver genutzt wurde - und deshalb durch ein Geländer schoss.
Anwohner berichten über "Drifter"

Schon länger soll das Parkhaus im Essener Stadtteil Borbeck als beliebte Übungsstrecke für sogenannte Drifter gelten. Beim Driften werden Autos bei hohen Geschwindigkeiten bewusst übersteuert, das heißt stärker in die Kurve gelenkt als es der Radius vorgibt. Wenn das Auto ausbricht, lenkt der Fahrer gegen, wobei er kurz auf dem Untergrund gleitet und die Räder scheinbar in die falsche Richtung zeigen - in einer Rechtskurve etwa nach links.
Anwohner sagten am Montag einem dpa-Reporter vor Ort, dass es an dem Parkhaus immer wieder Ärger gebe. Auf der obersten Etage würden illegale Partys gefeiert, oft höre man nachts Reifen quietschen. Auch die Polizei habe man schon mehrfach gerufen. Mit neongelber Farbe hatten die Ermittler am Abend Spuren auf dem obersten Parkdeck nachgezogen. Sie führen in einem Bogen direkt an den Abgrund. Unten auf dem Gehweg, wo das Auto aufgeschlagen war, sah man am Morgen danach noch die Spuren des Feuerwehreinsatzes: Mit Bindemitteln hatten die Einsatzkräfte Öl und Benzin aufgefangen.
Familienmitglieder und Feuerwehrmann werden seelsorgerisch betreut

Augenzeugen und Familienmitglieder, die zur Unfallstelle gekommen waren, wurden notfallseelsorgerisch betreut. Auch ein Feuerwehrmann wurde seelsorgerisch betreut. Der 19-Jährige soll aus der Nachbarschaft stammen. Der 16-Jährige lebte laut Feuerwehr in Herne. (dpa/kra)