RTL-Reporter in Amsterdam
So erlebte ich den ersten Abend des Teil-Lockdowns in den Niederlanden
Freitagabend erst verkündet, gingen die Niederlande schon am Samstagabend in den Teil-Lockdown. Heißt: Um 18 Uhr müssen viele Geschäfte schließen, um 20 Uhr dann die komplette Gastronomie. Die Maßnahme sollen bis zum 4. Dezember gelten und die vierte Welle in den Niederlanden brechen. Unser Reporter Gordian Fritz war am ersten Abend des Lockdowns in Amsterdam.
Eine letzte große Party

Kaum hatte Niederlandes Ministerpräsident Mark Rutte den Teil-Lockdown am Freitagabend verkündet, versammelten sich in Den Haag und Amsterdam viele Menschen - mit sehr unterschiedlichen Zielen. In der Hauptstadt protestierten sie und lieferten sich Auseinandersetzungen mit der Polizei. In Amsterdam kam es zur großen Party. Auf dem Leidseplein - ein bei Einheimischen wie Touristen beliebter Platz mit vielen Kneipen - versammelten sich hunderte Menschen und feierten den letzten “freien” Abend vor dem Teil-Lockdown. Es blieb einigermaßen friedlich.
Der erste Abend im Teil-Lockdown
Am Samstag hatte man dann ausreichend Zeit, sich vorzubereiten. Und als um 20 Uhr dann die Kneipen und Restaurants die Türen schlossen, war der “Widerstand” bei den Gästen gering. Die meisten fanden sich damit ab. Der Ärger richtete sich mehr auf die Situation, als die Maßnahmen. Bei einer Inzidenz von mehr als 500 stößt der Teil-Lockdown durchaus auch auf Verständnis. Auch wenn die Sinnhaftigkeit der Maßnahmen nicht jedem klar wurde.
So wurde in den Clubs der Stadt die Party der Nacht einfach vorgezogen. Von 12 bis 18 Uhr wurde kräftig gefeiert - überall ohne Maske und Abstand. Wieso dann Schluß sein soll? - wollte eine Gruppe junger Männer aus Hannover wissen. Was ist um 20 Uhr anders, als vorher?
Die Party ging zu Hause und den Hotels weiter
Und weil so einige offenbar nicht um 20 Uhr einfach aufhören wollten, wurde einfach weiter gefeiert. Die Einheimischen trafen sich dafür in ihren Wohnungen, Touristen in Hotelzimmern oder Ferienwohnungen. Und wer um kurz vor 20 Uhr die Schlangen vor den Supermärkten sah, wusste, dass die Getränke auf den privaten Partys nicht so schnell ausgegangen sind.
Das dort Masken getragen oder Abstand gehalten wurde, darf zurecht bezweifelt werden. Eher ging es eng zu. Dabei hatte die Regierung am Freitag dringend gebeten, das eben nicht zu tun. Mehr als vier Menschen sollte man zu Hause nicht treffen - so die Empfehlung. Aber es war nur eine Empfehlung, keine feste Regel. Und Empfehlungen haben es eben schwer - nicht nur hier in den Niederlanden. Dort hatten sich die Menschen gerade an die wiedergewonnene Freiheit und Normalität gewöhnt. Sie jetzt wieder - wenn auch nur in Teilen - abzugeben fällt eben schwer.
Teil-Lockdown nur der Anfang?
Und so bezweifeln schon jetzt einige, dass der Teil-Lockdown oder Lockdown-Lite, wie er auch genannt wird - reichen wird. Zwar gelten wieder Abstandsregeln, aber Maskenpflicht nur in öffentlichen Gebäuden und Verkehrsmitteln. In Geschäften, Restaurants oder auch Hotels nicht. Ist das konsequent oder gar sinnvoll? Reicht das alles um die vierte Welle zu brechen? Drei Wochen soll der neue Teil-Lockdown gelten. Und dann? 2G soll dann wohl folgen, man will die Booster-Impfungen vorziehen und beschleunigen. Rettet das Weihnachten und bringt wieder mehr Freiheit?
Letzte Nacht gab es nur in Leeuwarden Proteste. 15 Randalierer wurden festgenommen. Sonst blieb es wohl weitergehend ruhig. Aber wie lange werden die Menschen die Maßnahmen mittragen? Vor allem, wenn sie nicht bald zu einer Trendwende führen? Die Niederlande suchen genau wie Deutschland nach Lösungen. Wegen zwischen extremen Maßnahmen und dem, was offenbar noch zumutbar ist. Die perfekte Lösung haben auch die Niederlande mit dem neuen Teil-Lockdown noch nicht gefunden.