Symptome anders als im Frühjahr Herbst mild wie nie! Was die frühlingshaften Temperaturen für Allergiker bedeuten

Hat der milde Herbst auch Auswirkungen auf Allergiker?
dpa

Spätsommer zum Novemberstart! Aktuell sind die Temperaturen immer noch so mild, dass einige Pflanzen und Bäume zum zweiten Mal austreiben und teilweise sogar noch einmal blühen. Während die einen das warme Wetter draußen genießen, macht es anderen zu schaffen. Welche Auswirkungen das aktuelle Klima für Allergiker hat, welche Symptome jetzt vorherrschen und was Betroffene dagegen tun können – HNO-Arzt Dr. Mark Jakob gibt Antworten.
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Durch das gute Wetter verlängert sich die Blütezeit

Der Herbst ist in der Regel Erkältungszeit. Die Nase läuft, uns ist kalt und am liebsten wollen wir auf die Couch. Aktuell allerdings verleiten die Temperaturen dazu, mit T-Shirt und kurzer Hose unterwegs zu sein. Auch einige Pflanzen scheinen irritiert zu sein, schlagen jetzt noch einmal richtig aus. Was das für Allergiker bedeutet? „Gerade für Patienten, die neben den Frühblühern (Birke, Erle, Haselstrauch) auch eine Spätblüher-Allergie haben, verlängert sich die Allergiezeit in diesem Jahr deutlich“, erklärt Dr. Mark Jakob im Interview mit RTL. Er selbst habe in den letzten zwei Wochen viele Patienten gesehen, die fragten, wann „dieses Superallergiejahr endlich vorbei“ sei. „Wie jeden Herbst blühen Beifuß, Spitzwegerich, Brennnessel und Ambrosia“, so der Experte. Und: „Durch das gute Wetter im Herbst schiebt sich die Blütezeit bis in den November hinein.“ Daneben gebe es auch einige Büsche und Bäume, die jetzt erneut Blätter austreiben – von denen gehe allerdings kein erhöhtes Allergierisiko aus, so Jakob.

Im Herbst herrschen andere Symptome

Während man mit Heuschnupfen-Allergien im Frühjahr oft typische Symptome wie juckende Augen oder eine laufende Nase in Verbindung bringt, gilt es, gegen Ende des Jahres auf veränderte Anzeichen zu achten. „Gerade jetzt im Herbst zeigen die Patienten andere Symptome bei Allergien gegen Kräuter wie Beifuß oder Spitzwegerich. Meine Patienten kommen in die HNO-Praxis mit Symptomen wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit gepaart mit verstopfter Nase und Druck der Nasennebenhöhlen“, berichtet der HNO-Arzt. Dabei würden die meisten eher „einen Infekt als eine Allergie“ vermuten. „Oft reagieren die Patienten ungläubig, wenn ich einen Allergietest und eine Lungentestung vorschlage, um die Symptome weiter abzuklären“, so Jakob. Schließlich würden sie die Allegiesymptome ja nur zu gut kennen. Dazu komme, dass Allergologen immer häufiger eine Lungenbeteilung im Herbst erkennen würden, die wiederum mit der Ambrosia zusammenhängt. Dadurch seien Patienten laut Experte auch oftmals verwundert, da sie „Lungenbeschwerden wie Kurzatmigkeit aus ihrer gewöhnlichen Allergie aus dem Frühjahr nicht kennen“.

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Generell unterscheide sich der “Herbstheuschnupfen” vom “gewöhnlichen” Heuschnupfen. „Zur Blütezeit von Beifuß, Spitzwegerich, Brennnessel und Ambrosia kommt bei vielen Patienten noch eine unerkannte ,Schimmelpilzsporen’- Allergie hinzu. Im Herbst faulen die Blätter im Park, auf den Straßen und im Wald“, sagt Jakob – ideale Bedingungen für Schimmelpilze, die auch in feuchten Kellern vorkommen und die Herbstmüdigkeit und Abgeschlagenheit noch weiter verschlimmern können.

Daher sei es wichtig, einen HNO-Facharzt oder Allergologen aufzusuchen. Denn, so Jakob: „Die Herbstmüdigkeit kann viele Ursachen haben und eine Allergie kann beim Facharzt schnell abgeklärt werden.“

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Der Herbst eignet sich zur Vorsorge

Für Menschen, die an Heuschnupfen leiden, eignet sich der Herbst optimal, um zu handeln. Laut Dr. Mark Jakob ist dies „ein idealer Zeitpunkt, um langfristig etwas gegen seine Allergien zu machen“. Er empfiehlt eine Hyposensiblisierung, eine Immuntherapie für Allergiker ab November, bei der dem Körper über einen längeren Zeitraum das Allergen in kleinen Dosen regelmäßig zugeführt wird. Studienergebnisse klingen vielversprechend, laut Experte sei die „Langzeitwirkung dieser Immuntherapie gegen Pollen bewiesen“.

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Während der Pollenflugzeit sollte man allerdings nicht mit der Therapie beginnen. Der Grund: Bei der Hyposensibilisierung gebe es eine so genannte Aufdosierungsphase des Allergens, bis der Betroffene eine Erhaltungsdosis erreicht habe, so Dr. Jakob. Idealerweise habe man diese bis zum Einsetzen des Pollenfluges der Frühblüher im Februar oder März erreicht – wenn sich die Monate mit hohen Temperaturen nicht weiter dauerhaft verschieben.