Letzte öffentliche Anhörung des U-Ausschusses vor der Sommerpause

Sturm auf das Kapitol: Erst Ivanka Trump überzeugte ihren Vater zu "Bleibt friedlich"-Tweet

Ivanka Trump, speaks as co-chair of the American Workforce Policy Advisory Board. Her father, President Donald Trump, looks on, June 26, 2020 (BSLOC_2020_5_9)
Donald Trump und seine Tochter Ivanka.
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Trump soll am 6. Januar 2021 von allen Seiten aufgefordert worden sein, die Gewalt am US-Kapitol zu stoppen. Doch in der entscheidenden Zeit bleibt er untätig, sagen einst enge Vertraute in der letzten Anhörung des Untersuchungsausschusses vor der Sommerpause. Erst Tochter Ivanka konnte ihn am Ende zu einem beschwichtigen Tweet überzeugen...

Kapitol-Ausschuss: "Trump hat Riesen-Mitverantwortung"

Washington-Korrespondent Christopher Wittich ordnet die Aussagen im Video ein.

Stellvertretende Pressesprecherin: Trump hätte direkt vor die Kamera gekonnt - wollte aber nicht

ARCHIV - 06.01.2021, USA, Washington: Unterstützer von US-Präsident Trump stehen auf dem Gang vor der Senatskammer im US-Kapitol und bedrängen einen Polizisten (l), während Anhänger des dmalaigen US-Präsidneten Trump das Kapitol stürmen. Der damalige US-Präsident Donald Trump und enge Vertraute waren sich nach Angaben einer Mitarbeiterin des Weißen Hauses vorab über mögliche Gewalt am 6. Januar 2021 bewusst. Foto: Manuel Balce Ceneta/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Washington am 6. Januar 2021 - Sturm auf das US-Kapitol.
MC pat jai nwi axs wst, dpa, Manuel Balce Ceneta

Nach Aussagen von Zeugen vor dem Untersuchungsausschuss zum Sturm auf das US-Kapitol hätte Ex-Präsident Donald Trump die Gewalt jederzeit stoppen können. Die damals stellvertretende Pressesprecherin des Republikaners, Sarah Matthews, sagte, Trump hätte sich unmittelbar an seine Anhänger wenden können. „Wenn der Präsident eine Erklärung hätte abgeben und sich an das amerikanische Volk wenden wollen, hätte er fast sofort vor der Kamera stehen können.“

In der letzten öffentlichen Anhörung vor der Sommerpause nahm der Untersuchungsausschuss vor allem die Zeit nach einer Rede des damaligen US-Präsidenten Donald Trumps an diesem Tag ins Visier, bei der dieser seine Anhänger erneut aufgewiegelt hatte. Erst 187 Minuten später hatte Trump in einer Videobotschaft seine Anhänger aufgefordert, nach Hause zu gehen. „Fast alle wollten, dass Präsident Trump den Mob auffordert, sich zu zerstreuen, aber er weigerte sich“, sagte Adam Kinzinger, republikanisches Mitglied des Ausschusses.

Anhänger Trumps hatten am 6. Januar 2021 den Parlamentssitz in Washington erstürmt. Dort war der Kongress zusammengekommen, um den Wahlsieg von Trumps demokratischem Herausforderer Joe Biden formal zu bestätigen. Fünf Menschen starben bei der gewaltsamen Stürmung, viele wurden verletzt.

Im Weißen Haus sei darüber diskutiert worden, welche Art von Tweet Trump während der Kapitol-Attacke absetzen sollte, um die Gewalt zu stoppen, schilderte Matthews. Die frühere Pressesprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany, habe ihr zugeflüstert, Trump habe nicht gewollt, dass das Wort „Frieden“ in irgendeiner Form in einem solchen Tweet vorkomme. Es solle darüber Diskussionen gegeben haben.

Erst Tochter Ivanka Trump habe ihren Vater schließlich von der Formulierung „bleibt friedlich“ überzeugen können, solle McEnany weiter erzählt haben. Abgesetzt wurde folgender Tweet: „Bitte unterstützt unsere Kapitolpolizei und die Strafverfolgungsbehörden. Sie sind wirklich auf der Seite unseres Landes. Bleibt friedlich!“

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Trump habe noch "Öl ins Feuer gegossen"

Stattdessen habe Trump während der Kapitol-Attacke noch „Öl ins Feuer“ gegossen, sagte auch der damalige stellvertretende Nationale Sicherheitsberater Matthew Pottinger. «Es war offensichtlich, dass die Situation im Kapitol gewalttätig war und schnell eskalierte».

Die Kräfte, die Trump an diesem Tag entfacht habe, seien immer noch da, sagte Kinzinger. „Die militanten, intoleranten Ideologien, die Milizen, die Entfremdung und die Unzufriedenheit, die seltsamen Fantasien und die Desinformation - das ist alles noch da draußen.“

„Er hat gelogen. Er schikanierte. Er verriet seinen Eid"

Chairman Rep. Bennie Thompson, D-Miss., speaks via video at a hearing by the House select committee investigating the Jan. 6 attack on the U.S. Capitol, Thursday, July 21, 2022, on Capitol Hill in Washington. (House Select Committee via AP)
Der Ausschussvorsitzende Bennie Thompson kündigte an, dass die Ermittlungen des Ausschusses weitergehen würden. Im September werde es weitere Anhörungen geben.
JE, AP

Der Ausschussvorsitzende Bennie Thompson forderte schwere Konsequenzen für Trump und dessen Helfer. „Wenn für den 6. Januar keine Verantwortung übernommen wird, für jeden Teil dieses Plans, fürchte ich, dass wir die anhaltende Bedrohung für unsere Demokratie nicht überwinden werden.“

Es bestehe kein Zweifel daran, dass Trump eine koordinierte Anstrengung beaufsichtigt und geleitet habe, um das Ergebnis der Präsidentenwahl 2020 zu kippen. „Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass er einem Mob befahl - einem Mob, von dem er wusste, dass er schwer bewaffnet, gewalttätig und wütend war - zum Kapitol zu marschieren und zu versuchen, die friedliche Machtübergabe zu verhindern“, sagte er.

„Er hat gelogen. Er schikanierte. Er verriet seinen Eid. Er hat versucht, unsere demokratischen Institutionen zu zerstören.“ Thompson kündigte weitere Anhörungen im September an. Der Ausschuss selbst kann keine strafrechtlichen Schritte einleiten. Die Entscheidung darüber liegt beim Justizministerium.

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