Struwwelpeter-Syndrom: Die kleine Taylor hat "Pili Trianguli"

Mit ihrer Mähne ist die kleine Taylor aus dem US-Bundesstaat Illinois unverwechselbar: Die Zweijährige sieht ein wenig so aus, als hätte sie in eine Steckdose gefasst. Ihre Haare sind silbrig-blond, extrem trocken und kraus. Kämmen lassen sie sich nicht. Doch der Grund für die störrische Haarpracht ist keineswegs Nachlässigkeit – Taylor leidet an einem seltenen Gendefekt, dem sogenannten Struwwelpeter-Syndrom.

Struwwelpeter-Syndrom ist eine Haaranomalie

Das Struwwelpeter-Syndrom ist auch unter dem medizinischen Fachbegriff "Pili Trianguli" bekannt. Taylors Mutter Cara McGowan fragte sich lange Zeit, warum das Haar ihrer Tochter so wild zu Berge steht und sich nicht kämmen lässt.

Wissenschaftler an der Universität Bonn beschäftigen sich mit genau diesem Syndrom der unkämmbaren Haare, die auch Glaswollhaar genannt werden. 2016 fand die Humangenetikerin Regina Betz dort mit einer Gruppe internationaler Forscher die Ursache für das Syndrom. Schuld ist eine Mutation dreier Gene. "Das Struwwelpeter-Syndrom ist eine Haaranomalie. Es entsteht durch Veränderungen in Genen, welche für die Haarstruktur verantwortlich sind", erklärte Professor Pavlos Kokordelis von der Uni Bonn.

Normalerweise ist der Querschnitt eines Haars rund, beim Struwwelpeter-Syndrom dagegen herz- oder nierenförmig. Deshalb liegen die Haare nicht flach am Kopf an, sondern stehen wild zu Berge. Als Cara McGowan von den Forschungen in Bonn erfuhr, schickte sie Haarproben von Taylor dorthin und fand so endlich heraus, was die Ursache für die nicht zu bändigende Mähne ihrer kleinen Tochter ist.

Der Gendefekt ist extrem selten

Auch Albert Einstein soll an dem Gendefekt gelitten haben. Das Struwwelpeter-Syndrom ist allerdings extrem selten und soll Schätzungen zufolge höchstens ein paar tausend Menschen betreffen. Die sind abseits von ihrem Struwwelpeter-Haar aber völlig gesund – andere Begleiterscheinungen gibt es bei dem Gendefekt keine.

Wie Taylors Mutter anderen Menschen mit dem Syndrom nun Mut machen will, sehen Sie im Video. Der Strubbel-Effekt wird mit zunehmendem Alter übrigens weniger: Ab dem achten bis zehnten Lebensjahr verändert sich die Haarstruktur, das Haar ist leichter zu pflegen und kann dann meist endlich auch gebürstet werden.