Darunter auch 200 Kinder

1407 Menschen in Niedersachsen und Bremen spurlos verschwunden

ARCHIV - 23.06.2009, Rostock: Eine leere Kinderschaukel schwingt auf einem Spielplatz. (zu dpa "In Niedersachsen werden derzeit 183 Kinder vermisst") Foto: Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
183 Kinder werden in Niedersachsen vermisst
zi sab lvo, dpa, Arno Burgi

Viele Vermisstenfälle klären sich rasch, auch wenn sie den Angehörigen große Sorgen bereiten. Im August dieses Jahres etwa setzten sich zwei Mädchen aus Verden ab - eine Woche später wurden die Teenager unversehrt in den Niederlanden gefunden. Doch wenn Menschen dauerhaft vermisst bleiben, sind oft dunklere Dinge im Spiel. Es kann um Betrug, Entführung oder Tod gehen.

1298 Fälle in Niedersachsen, darunter viele Jugendliche

Zum Jahresende stehen 1298 ungeklärte Schicksale in der Vermisstendatei des Landeskriminalamtes Niedersachsen. Davon stammen 271 Fälle aus dem Jahr 2020, wie eine Sprecherin sagte. Die Datei "Vermi/uTot" wird fortlaufend geführt. "Neue Vermisstenfälle werden gemeldet, alte Fahndungen werden gelöscht", sagte Sprecherin Antje Heilmann. Ende 2019 hatte es in Niedersachsen 1207 ungeklärte Fälle gegeben. Die ältesten Fälle reichen bis 1964 zurück.

Dabei gibt es einen hohen Anteil Jugendlicher in der niedersächsischen Statistik. 202 männliche und 160 weibliche Jugendliche sind dauerhaft verschwunden - das macht mehr als ein Viertel aller Fälle aus. Ansonsten gehen Männer (496) häufiger verloren als Frauen (241). Bei den Kindern werden 111 Jungen und 88 Mädchen vermisst.

Bei Jugendlichen und Kindern geht die Polizei immer vom Schlimmsten aus

Rechtlich macht es einen Unterschied, ob es um einen Minderjährigen oder Erwachsenen geht. Erwachsene dürfen ihren Aufenthalt frei bestimmen, sie sind auch Verwandten keine Rechenschaft schuldig. Deshalb versucht die Polizei, den Aufenthaltsort zu ermitteln, greife aber nur bei Vorliegen einer Straftat ein.

Kinder und Jugendliche dürfen ihren Aufenthalt nicht frei bestimmen. Deshalb geht die Polizei immer von einer Gefahr für Leib und Leben aus, wenn Minderjährige aus ihrem gewohnten Umfeld verschwinden. Auch nach einem fünfjährigen Mädchen aus Bremerhaven wurde im August sofort gesucht. Dabei hatte die Kleine nur morgens um 5.45 Uhr selbstständig das nächste Freibad besuchen wollen.

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109 Vermisstenfälle in Bremen

Im kleineren Bundesland Bremen wurden im Dezember 109 Menschen vermisst. 50 dieser bislang ungeklärten Fälle seien im laufenden Jahr dazugekommen, sagte Polizeisprecher Nils Matthiesen. Elf Erwachsene und ein Kind bleiben verschwunden, alle anderen sind Jugendliche. "In der überwiegenden Zahl werden die Menschen lebend gefunden", sagte er.

Wenn eine Vermisstenmeldung eingeht, löse die Polizei in der Regel sofort eine Funkfahndung aus, sagt Polizeisprecher Matthiesen in Bremen. Auch die Fahrer im Nahverkehr und in Taxen würden gebeten, Ausschau zu halten. Die Lebensumstände des vermissten Menschen würden ermittelt, um Anhaltspunkte für die Suche zu gewinnen.

Aufsehenerregender Fall in Schwarmstedt

Ungewöhnlich war 2020 das Wiederauftauchen eines vermissten Mannes aus Schleswig-Holstein. Er täuschte laut Ermittlern im Oktober 2019 bei einem Segelausflug auf der Ostsee seinen Tod vor, um von Lebensversicherungen mehrere Millionen Euro zu kassieren. Doch höchst lebendig versteckte er sich bei seiner Mutter in Schwarmstedt (Heidekreis). Dort fand ihn die Polizei im Mai. Seit Mitte Dezember stehen der Mann und seine Frau in Kiel wegen versuchten Betrugs vor Gericht.

Mutter und Tochter aus Drage bleiben spurlos verschwunden

Keine Fortschritte gab es bei der Suche nach einer Mutter mit ihrer Tochter aus Drage im Kreis Harburg, die seit fünf Jahren vermisst werden. Der Vater wurde im Juli 2015 tot aus der Elbe geborgen, die Polizei geht von Suizid aus. Doch die damals 43-jährige Frau und das zwölf Jahre alte Mädchen bleiben spurlos verschwunden. "Wir vermuten unverändert, dass der Familienvater die beiden umgebracht hat", sagt Jan Krüger, Sprecher der zuständigen Polizeiinspektion Harburg.

Quelle: DPA/RTL.de