Social Media-Schlacht
Warum die AfD online mehr Reichweite erzielt als die CDU
Instagram, Facebook, Twitter & Co. gehören zu den wichtigsten Kommunikationskanälen in unserer heutigen Zeit. Insbesondere in der Politik ist der Einsatz von Social Media ein fester Bestandteil der politischen Kommunikation geworden. Obwohl die sozialen Netzwerke eine optimale Plattform für den Austausch bieten, tun sich einige hessische Parteien bei ihrem Online-Auftritt schwer, sodass die gewollte Aufmerksamkeit potenzieller Wähler an einigen Stellen nicht erreicht wird. Welchen Einfluss die sozialen Medien für die Politik haben, zeigen wir im Video.
Der Einfluss von sozialen Medien auf politische Debatten
Bereits im Mai 2019 zeigte sich mit dem Video „Die Zerstörung der CDU“ des YouTubers Rezo, dass die Politik den Einfluss von sozialen Medien auf politische Diskurse unterschätzt hatte. Trotz millionenfacher Aufrufe und kritischer Stimmen in den sozialen Netzwerken reagierte die CDU behäbig. Im RTL-Interview bestätigt der Generalsekretär der CDU Hessen, Manfred Pentz, die unglücklich gewählte Herangehensweise: „Wir haben damals auch Fehler gemacht im Umgang damit. Wenn jemand auf Instagram oder auf Facebook mit uns kommuniziert oder mit den Menschen und wir mit Pressemitteilungen antworten, dann ist das einfach falsch.“
Um die mediale Präsenz der CDU Hessen zu erhöhen, kündigte der ehemalige hessische Ministerpräsident Volker Bouffier im Sommer 2019 folgendes an: „Das ist für uns eine große Herausforderung, aber ich sehe Youtuber, die Schönheitstipps geben auf YouTube mit drei Millionen Followern - aber Politik funktioniert offenbar ja auch. Politik ist irgendwie nicht so faszinierend, dass da Millionen mitmachen. Aber kurzum: Wir müssen besser werden, das ist unbestritten. Ich träume nicht von einer Million Followern, ich wär‘ schon glücklich, wenn wir 10.000 hätten. Das wäre ja auch ganz gut, ne?“.

Mangelhafte Social-Media-Strategie bricht Parteien das Genick
Trotz verstärkter medialer Präsenz und des Ziels „komplexe Themen gut verständlich aufzubereiten und den Menschen über die sozialen Netzwerke so näher zu bringen“, kam die CDU Hessen bislang ihrem Ziel nur bedingt näher. Im RTL-Interview erklärt die Professorin für Social Media an der Technischen Hochschule Mittelhessen in Gießen, Julie Woletz, woran das liegt: „Wenn Social Media nicht funktioniert, liegt es im Normalfall daran, dass man keine gut durchdachte Strategie dahinter hat und an der Zielgruppe vorbei aktiv geworden ist.“ Auch bei anderen hessischen Parteien könnten die Follower-Zahlen, wenn es nach den Verantwortlichen geht, deutlich höher sein.
Hohe Internet-Gefolgschaft bei der AfD

Anders sieht es bei der AfD in Hessen aus. Insgesamt kann die Partei auf den Plattformen Facebook und Twitter eine Followerschaft von knapp 42.000 Menschen vorweisen. Grund dafür sei die bevorzugte Kommunikation der Wähler über die sozialen Netzwerke, erklärt der Landesvorsitzende der AfD Hessen, Robert Lambrou: „Das hängt damit zusammen, dass viele Bürger, die uns wählen, hauptsächlich über die sozialen Medien zu erreichen sind. Die sehen zum Beispiel das öffentlich-rechtliche Fernsehen eher kritisch. Und zum anderen liegt es daran, dass wir sehr affin sind für diese sozialen Medien.“
Seit ihrer Gründung im Jahr 2013, hat die Partei bei der Verbreitung ihrer politischen Ansichten auf die sozialen Medien gesetzt. Was die Social-Media-Strategie der AfD von den Parteien unterscheidet, erklärt die Professorin Julie Woletz wie folgt: „Wir wissen, dass gerade extremere Parteien und insbesondere vom rechten Rand unglaublich viel Energie in die Kommunikation über soziale Medien setzen und auch speziell, um junge Zielgruppen dort anzusprechen, und zwar auf eine Art und Weise, die auch viel mit Memes arbeitet und eben bestimmten Inhalten und Formaten, die einer jungen Zielgruppe auch bekannt sind. Da sind die wahnsinnig aktiv und das funktioniert auch.“ Die Professorin merkt zudem an, dass die vielen Follower- und Aufrufzahlen nicht bedeuten müssen, dass sie von den eigenen Anhängern kommen: „Sondern ja auch von Leuten, die das beobachten oder auf Inhalte reagieren, vielleicht auch versuchen, bewusst dagegen zu steuern. Das ist ja auch Teil dieser Kommunikation, die da dranhängt.“ (apo/aba)