F1-Legende hält Fangio für die Nummer 1Sir Jackie Stewart: Lewis Hamilton nicht der größte Formel-1-Fahrer der Geschichte

Zweite Chance am Nürburgring: Nach seinem Aussetzer in Sotschi kann Lewis Hamilton jetzt ausgerechnet am Nürburgring (Sonntag, 12.30 live bei RTL und TVNOW) Michael Schumachers Rekord von 91 Grand-Prix-Siegen einstellen. Aller Erfolge und Bestmarken des Briten zum Trotz: Landsmann Sir Jackie Stewart hält Hamilton nicht für den größten Formel-1-Fahrer der Geschichte.
Stewarts Ranking: Fangio, Clark, Senna
„Zu sagen, Lewis ist der Größte aller Zeiten, fände ich schwer zu rechtfertigen, angesichts der schieren Kraft, die andere Fahrer gezeigt haben“, sagte die F1-Legende im Podcast „Fast Lane“. Einige Leute würden dies sicher für falsch halten, so der 81-Jährige Stewart: „Aber ich schaue Motorrennen seit ich ein kleiner Junge bin.“
Stewarts Urteil: „Juan Manuel Fangio ist meiner Ansicht nach der beste Fahrer, der je gelebt hat und Jim Clark ist der Zweitgrößte noch vor (Ayrton, die Red.) Senna.“ Der Argentinier Fangio gewann in den 1950er Jahren fünfmal die WM mit vier verschiedenen Herstellern (Alfa Romeo, Maserati, Mercedes und Ferrari). Seine Siegquote von 47 Prozent (24 GP-Siege bei 51 Starts) ist bis heute unerreicht.
Die Fahrer seien damals nur „sechs bis neun“ F1-Rennen im Jahr gefahren und hätten sonst in GT Autos, IndyCar-Boliden, „et cetera“ ihr Können unter Beweis gestellt, sagte der Schotte. „Die heutige Weltmeisterschaft: Lewis Hamilton und die anderen Fahrer bestreiten 22 Rennen – nur in der Formel 1. Nicht in GT Autos, nicht in IndyCars, nicht in Can-Am-Autos.“
Mercedes einfach zu gut
In der Debatte um den Formel-1-GOAT müsse man zudem den „fast unfairen“ Vorteil berücksichtigen, den Hamilton durch seinen erdrückend überlegenen Mercedes-Boliden habe.
„Lewis fährt extrem gut, kein Zweifel. Ich schmälere seine Fähigkeiten in keinster Weise“, so Stewart: „Aber es nicht das gleiche. Fangio ist in solch einer Art und Weise gefahren, dass es ziemlich einzigartig war. Er wählte Ferrari und dann dachte er sich: ‚Maserati im nächsten Jahr wäre auch mal gut‘. Und dann ist er für Mercedes gefahren und hat zwei Titel mit ihnen geholt, weil sie damals das beste Auto hatten.“
Auch Hamilton habe mit seinem Wechsel 2013 zu Mercedes alles richtig gemacht, lobte Stewart seinen Landsmann. „Ich ziehe meinen Hut vor ihm, dass er diese Entscheidung getroffen hat. Aber ganz ehrlich: Sein Auto und der Motor sind mittlerweile so überlegen, dass es gegenüber dem Rest des Feldes fast unfair ist.“
Formel 1 früher viel ausgeglichener
Die komplexe Natur der modernen Formel 1 mache es schwer, die wirklich großen Fahrer zu erkennen, findet der dreimalige Weltmeister. „Ich denke, ich hatte Glück in meinem Zeitfenster zu fahren. Wir hatten Jim Clark, Graham Hill und Jochen Rindt, meinen Teamkollegen Francois Cevert und ein paar andere, die alles erstklassige Fahrer waren. Chris Amon, Jack Brabham, das waren Top-Leute. So etwas haben wir heute nicht.“
Das tolle am Rennfahren zu seiner Zeit sei zudem der Ford-Cosworth-Motor gewesen, sagte Stewart. „Bis auf Ferrari hatten alle den Cosworth. Die Voraussetzungen waren ausgeglichen, das gibt es heute einfach nicht.“