Mercedes-Star zieht noch nicht an Schumi vorbei
Lewis Hamilton vs. Michael Schumacher - der große Vergleich
Wer ist der Formel-1-GOAT?
Lewis Hamilton ist jahrelang in einer eigenen Formel-1-Welt gefahren – bis ihn 2021 in einem irren Finish Max Verstappen entthronte. Der Niederländer verhinderte den achten Titel des Mercedes-Piloten, ist auch 2022 das Maß der Dinge. Michael Schumacher bleibt bis auf weiteres also Co-Rekordweltmeister. Überhaupt Schumacher: Der einstige F1-Kaiser aus Kerpen ist der einzige Stern im Rennsport-Universum, der bei Hamiltons Rekordjagd noch einen Referenzpunkt darstellt. Einige Schumacher-Marken hat der Brite schon geknackt, manche egalisiert, manchen jagt er hinterher – wir machen den großen Vergleich Lewis vs. Schumi.
Hamilton auf dem Weg zum alleinigen Rekordmann
Die Chance, sich mit Titel Nummer 8 zum alleinigen Rekord-Champion zu krönen, hat Hamilton 2021 und 2022 verpasst. Neuer Anlauf: 2023.
Bei den GP-Siegen steht „King Lewis“ (103) schon zwölf vor Schumi (91). Die magische Marke von 100 Siegen erreichte er 2021 beim Russland-GP in Sotschi.
Was die Sieg-Quote angeht, hat Hamilton (knapp 34 Prozent) Schumacher (30) schon lange getoppt. Und auch Schumis irre Ferrari-Marke ist seit geraumer Zeit dahin: Der „Rote Baron“ gewann mit der Scuderia 72 Grands Prix, Hamilton sackte auf Mercedes 82 Siege ein.
Schumi noch immer Hattrick-König
Und auch den Champagner-Rekord hat Hamilton der F1-Legende aus Kerpen diese Saison abgeknöpft. Schumacher grüßte in seiner Laufbahn 155 Mal vom Podest. Hamilton besuchte das Treppchen schon 191 Mal.
König der Pole Positions ist Hamilton schon lange. 103 Mal raste der Brite auf Startplatz 1, Schumacher schaffte dies „nur“ 68. Mal.
In zwei Kategorien hat Schumi dagegen die Nase noch deutlich vorne: Er fuhr 77 Schnellste Rennrunden, Hamilton schaffte dies „erst“ 61 Mal. Und auch beim Hattrick aus Pole Position, GP-Sieg und Schnellster Rennrunde liegt Schumacher (22) vor seinem Mercedes-Nachfolger (19).
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Vergleiche hinken manchmal
Hamilton vs. Schumi – wer ist größer? Gelehrte und Fans streiten über die Frage nach dem F1-GOAT (Greatest Of All Time), doch wie in anderen Sportarten auch, ist der Vergleich der Besten schwierig, weil Schumacher und Hamilton ihren Sport in unterschiedlichen Ären dominierten.
Schumacher und Ferrari unterwarfen die Königsklasse in einer Zeit, als Benziner noch das Maß der Dinge waren, Hamilton und Mercedes herrschten dagegen im V6-Hybrid-Zeitalter, in dem ein F1-Auto mehr Knöpfe hat als so manches Herrenhemd.
Auch die Regeln und Punktesysteme änderten sich im Laufe der Zeit: Hamilton sammelte mit 4.405,5 Punkten zum Beispiel fast dreimal so viele Zähler ein wie Schumacher (1.566). Zu Schumis Zeiten (sein Comeback 2010-2012 ausgeklammert) gab es für einen Sieg aber auch nur 10, statt der heute üblichen 25 Punkte.
Außerdem fanden zu Schumachers Hochzeit weniger F1-Rennen pro Saison statt, sonst hätte die Scuderia-Legende wahrscheinlich noch mehr Siege und Punkte eingefahren.
Schumacher baute Ferrari auf, Hamilton schlug gleich mal Alonso
Einige markante Unterschiede lassen sich in den Karrieren der F1-Dominatoren dennoch festmachen. Schumacher begann seine Karriere bei Rennställen, die damals nicht zu den Topteams gehörten (Jordan, Benetton). Dass Schumi gegen die starken Williams 1994/95 den Titel holte, schätzen viele Experten als besonders herausragende Leistung ein.
Hamilton startete 2007 im McLaren dagegen gleich in einem Top-Auto durch, verpasste in seiner Premieren-Saison nur ganz knapp die WM. Für Hamilton spricht, dass er als Rookie mit Fernando Alonso einem ganz Großen der Zunft das Wasser abgrub. Schumacher musste weder bei Benetton noch später bei Ferrari einen derart starken Stallrivalen bekämpfen.
Schumachers Vermächtnis ist für immer mit der Wiederauferstehung Ferraris verbunden. Zusammen mit Ross Brawn und Jean Todt mistete der Perfektionist den roten Saustall ab 1996 aus, machte aus der Scuderia das Nonplusultra der Formel 1, gewann fünf Titel in Serie (2000 bis 2004).
Im Vergleich dazu setzte sich Hamilton 2013 bei Mercedes fast schon in ein gemachtes Nest – die Silberpfeile nutzten die Umstellung auf die besagten Hybrid-Motoren damals besser als alle anderen, fuhren danach durchgängig in einer anderen Liga.
Ein Umstand, von dem nicht nur Hamilton, sondern auch Nico Rosberg profitierte. Der ehemalige RTL-Experte durchbrach 2016 Hamiltons WM-Lauf, der Brite konnte so nur vier Titel in Serie einfahren.
Hamilton (2007-) | Schumacher (1991-2006; 2010-2012) | Schumacher (1991-2006) | |
WM-Titel | 7 | 7 | 7 |
GP-Starts | 307 | 306 | 248 |
GP-Siege (Sieg-Quote) | 103 (34%) | 91 (30%) | 91 (37%) |
Ausfälle (Quote) | 28 (9%) | 66 (22%) | 52 (21%) |
Podestplätze | 189 | 155 | 154 |
Pole Positions | 103 | 68 | 68 |
Schnellste Rennrunden | 61 | 77 | 76 |
Hattricks (Sieg, Pole, SR) | 19 | 22 | 22 |
Ohne Mercedes-Comeback strahlt Schumis Stern stärker
Noch etwas sollte beim großen Lewis-Schumi-Vergleich nicht unterschlagen werden: Schumachers eigentlich überflüssiges Comeback bei Mercedes von 2010 bis 2012.
Der einstige F1-Kaiser wollte es mit 40 Jahren nochmal wissen, fuhr im damals noch hoffnungslos unterlegenen Silberpfeil allerdings hinterher. In 58 Rennen schaffte es Schumi nur einmal aufs Podest.
Vergleicht man Hamiltons Statistik einzig mit Schumachers „erster Karriere“ (siehe Tabelle), strahlen die Rekorde und Zahlen des Deutschen von Silberstreifen ungetrübt in knallrot – mit zwei blau-gelben Benetton-Tupfern.
Was nun, Hamilton oder Schumi? Manch einer würde antworten: Senna. Ein anderer: Fangio. So ist das bei diesen Vergleichen. (mar/msc)