Was Patienten wissen sollten

Sind Cannabis-Konsumenten schmerzempfindlicher nach einer OP? Studie liefert neue Erkenntnisse

Ein Mann raucht einen Joint (Themenfoto). Unter dem Hashtag #Dufehlst erzaehlen Angehoerige in den sozialen Medien von Menschen, die an Drogen gestorben sind - und plaedieren fuer eine Legalisierung von Rauschmitteln. Die Plaene der Ampel, Cannabis freizugeben, stossen bei Aerzten auf Kritik. (Siehe epd-Bericht vom 21.10.2022)
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Wie wirkt sich der Konsum von Cannabis auf unser Schmerzempfinden aus? Eine neue Studie gibt Aufschluss.
lyd, epd, imageBROKER

Die Wirkung von Cannabis-Pflanzen gilt als schmerzlindernd, viele Forschungsergebnisse unterstützen diese These. Auch aus diesem Grund ist die medizinische Behandlung mit Cannabis auf Rezept in Deutschland seit 2017 zugelassen, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach plant aktuell sogar eine grundsätzliche Legalisierung. Doch eine neue Studie zeigt nun, dass sich Cannabis wohl doch nicht nur positiv auf das Schmerzempfinden auswirkt.
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Cannabis-Untersuchung: Kiffer nach Operation schmerzempfindlicher

Forscher aus den USA wollen herausgefunden haben, dass Cannabis-Konsum das Schmerzempfinden nach einer Operation verstärkt. In einer aufwändigen, insgesamt zehnjährigen Studie untersuchte das Forschungsteam fast 35.000 Menschen, die sich in der Cleveland Clinic (Ohio) einem chirurgischen Eingriff unterzogen hatten, der kein Notfall war. Unter den Patienten waren mehr als 1.600 Cannabis-Konsumenten.

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Cannabis-Studie: Cannabis-Konsumenten mit 14 Prozent mehr Schmerzen

Das Ergebnis: Die Teilnehmer, die innerhalb von 30 Tagen vor der Operation Cannabis konsumierten, hatten in den 24 Stunden nach der Operation 14 Prozent mehr Schmerzen. Zusätzlich nahmen nach den Eingriffen sieben Prozent häufiger starke Medikamente ein, um die Schmerzen zu lindern. Tatsächlich stimmen diese aktuellen Studienergebnisse mit früheren Forschungsergebnissen überein, bei denen bis zu 20 Prozent der Cannabis-Konsumenten nach einer Operation stärkere Schmerzen empfunden hatten.

Tatsächlich seien die vorherigen Ergebnisse „widersprüchlich“ gewesen: „Unsere Studie basiert auf einer wesentlich größeren Stichprobe“, so Studienautor Dr. Elyad Ekrami, der die Ergebnisse der noch nicht von Experten geprüften Untersuchung bei der Jahrestagung der „Amerikanischen Gesellschaft für Anästhesiologie“ vorstellte.

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Cannabis-Konsum: Was führt zu einem höheren Schmerzempfinden?

Was könnte der Grund für die höhere Schmerzempfindlichkeit von Cannabis-Konsumenten sein? Auch dafür haben die Initiatoren der Studie eine mögliche Erklärung.

Es könnte sein, dass die Cannabinoid-Rezeptoren, an denen die Wirkstoffe aus der Cannabispflanze andocken, sich häufig mit Opioid-Rezeptoren in der Wirbelsäule und im Gehirn überschneiden, sagte Dr. Samer Narouze, Vorsitzender des Zentrums für Schmerzmedizin am Western Reserve Hospital in Cuyahoga Falls in Ohio gegenüber dem medizinischen Fachmagazin „Healthline“.

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Beide Rezeptoren seien maßgeblich an der Verarbeitung von Schmerzen beteiligt. Wer regelmäßig Cannabis zur Schmerzlinderung konsumiere, habe also womöglich eine höhere Toleranz gegenüber Schmerzmitteln und Anästhesie-Mitteln. In der Studie wurde jedoch nicht angegeben, wie häufig die Teilnehmer Cannabis konsumierten – obwohl die Menge eine entscheidende Rolle spielen könne. Wer besonders viel Cannabis konsumiere, sei auch stärker von Schmerzen nach einer Operation betroffen, heißt es.

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Cannabis-Konsum: Ehrliche Angaben der Patienten vor OP sind sehr wichtig

Eine wichtige Erkenntnis: Patienten sollten immer ehrliche Angaben darüber machen, wann sie zuletzt Cannabis konsumiert haben und wie viel. Wer derartige Angewohnheiten vor einem medizinischen Eingriff verschweigt, der muss damit rechnen, dass die Anästhesie unzureichend ist und es nach der OP zu Komplikationen kommen kann. Jeder Patient sollte vor diesem Hintergrund mindestens zwei Wochen vor einem chirurgischen Eingriff kein Cannabis konsumieren. (mjä)