Zwei Frauen festgenommen

Sie sollen mehr als 100 Frauen aus Vietnam nach Deutschland geschleust haben

31.05.2021, Berlin: Bundespolizisten gehen bei einer Razzia gegen Schleuser in eine Wohnung. Bei einer großangelegten Razzia gingen Bundespolizisten in mehreren Bundesländern gegen Schleuserkriminalität vor. (Zu dpa «Bundesweite Razzien gegen organisierte Schleuserkriminalität») Foto: Paul Zinken/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Bei der Razzia in Berlin gingen die Bundespolizisten gegen mutmaßliche Schleuser vor. Die beiden Hauptverdächtigen sind zwei Frauen.
pdz wst, dpa, Paul Zinken

Bei einem Großeinsatz konnte die Polizei heute zwei mögliche Drahtzieherinnen einer vietnamesischen Schleuserbande festnehmen. Die Bande soll angeführt von den zwei weiblichen Köpfen über 100 Menschen – hauptsächlich Frauen – aus Vietnam nach Deutschland geschleust und dafür bis zu 21.000 Euro verlangt haben. Die geschleusten Personen mussten dieses Geld anschließend durch Zwangsarbeit in Bordellen oder Nagel- und Massagestudios zurückzahlen.

Durchsuchungen in Deutschland und der Slowakei

Insgesamt durchsuchte die Bundespolizei bundesweit 33 Wohnungen. Der Schwerpunkt lag dabei mit 16 Wohnungen in Berlin. Dort nahmen die Einsatzkräfte eine der beiden Hauptverdächtigen fest. Die zweite Frau konnte in der slowakischen Hauptstadt Bratislava gestellt werden: Über die Slowakei führt die Schleuserroute von Vietnam nach Deutschland. Die Frauen sollen die Drahtzieherinnen „der organisierten Schleuserkriminalität und des Menschenhandels“ sein, wie Holger Uhlitzsch, Sprecher der Bundespolizei Dresden, gegenüber der Deutschen Presseagentur bestätigte.

Schlag gegen die Menschenhändler

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Schleuserlöhne mussten mit Zwangsarbeit bezahlt werden

Für den Transport verlangte die Bande „Schleuserlöhne“ zwischen 13.000 und 21.000 Euro: „Da die Personen dieses Geld nicht unmittelbar aufbringen konnten, sind sie gezwungen worden, den Schleuserlohn abzuarbeiten“, erklärt der Sprecher das kriminelle Geschäftsmodell. Die Arbeit musste dabei in „extra eingerichteten Bordellwohnungen“ und auch Nagel- und Massagestudios verrichtet werden. In Berlin-Lichtenberg befinde sich laut Polizei ein riesiger Asiamarkt mit rund 350 Geschäften, der die Hauptanlaufstelle der Schleuseraktivitäten darstelle. Von einem „Dreh- und Angelpunkt“ vietnamesischer Menschenhändler in Westeuropa spricht sogar das Bundeskriminalamt (BKA). Dahinter stehe „ein riesiges Netzwerk“, das „gewaltige Summen“ umsetze.

Weitere 50 Personen bei Durchsuchungen gefunden

Um 6 Uhr am Montagmorgen (31. Mai) begann die Polizei mit der Razzia. Dabei traf das Großaufgebot neben den beiden Hauptakteurinnen knapp 50 weitere Menschen an. Deren Rolle sei nach Angaben von Uhlitzsch bislang unklar: „Wir müssen jetzt klären, sind diese Personen auch unerlaubt eingereist oder eingeschleust worden. Oder handelt es sich auch um Unterstützer dieser menschenverachtenden Schleusungen und des Menschenhandels.“ Der Opferschutz spiele bei den weiteren Ermittlungen eine wichtige Rolle. Auch eine besondere Schutzbedürftigkeit solle dabei geprüft werden, so der Sprecher.

(dpa/nfi)