Das sagen Schausteller zu den Sexismusvorwürfen

Bilder von nackten Brüsten und hochgerutschten Röcken auf Stuttgarter Kirmes sorgen für Zoff

Warum? Diese Frage schießt vielen in den Kopf, wenn sie die Bilder auf manchen Kirmesbuden sehen: viele nackte Brüste und hochgerutschte Röcke. Die Stuttgarter Grünen verurteilen die Abbildungen scharf und wollen, dass sie ausgetauscht werden. Aber was sagen die Standbetreiber eigentlich dazu?

Frühlingsfest in Stuttgart: Sexismus-Kritik an Bildern auf Buden

Bernd Weißbrod
An einem Geschäft auf dem Stuttgarter Frühlingsfest sind bunte Abbildungen angebracht.
deutsche presse agentur

Ein Mann steigt eine Leiter zu einer Frau am Fenster hoch und zieht ihr Top nach unten. Auf der anderen Seite beißt sich ein Pferd in den kurzen Rock einer anderen Frau fest. Bilder, die auf dem familienfreundlichen Frühlingsfest in Stuttgart auf den Buden zu sehen sind. Und genau solche Abbildungen auf Kirmesständen stehen gerade im Mittelpunkt einer Sexismus-Debatte. Schaustellerin Susanne Eichel betreibt einen Dosenstand und versteht das Problem nicht.

„Ich wollte halt etwas anderes, etwas Lustiges, Kreatives“, erklärt sie auf RTL-Nachfrage. „Ich habe mir da auch wirklich nichts bei gedacht, weil ich bin ja auch eine Frau und ich sehe da nichts Anstößiges.“ Außerdem sei die Umgestaltung ihrer Bude zu teuer. Nach der harten Corona-Zeit gäbe es eben andere Probleme.

Was halten Sie von der Forderung, Nacktbilder auf der Kirmes zu verbieten?

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Stuttgart: Unverständnis über Sexismus-Vorwurf bei Schaustellerverband-Präsident und Budenbetreiberin

05.05.2022, Baden-Württemberg, Stuttgart: Mark Roschmann (l), Vorsitzender des Stuttgarter Schaustellerverbandes, spricht auf dem Frühlingsfest mit Stadträtin Jitka Sklenarova (Bündnis 90/Die Grünen) über das Thema Sexismus an einigen Schaustellerbuden - Wie bei dieser im Hintergrund mit freizügigen Frauen oben links und rechts. Foto: Christoph Schmidt/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und Verwendung nur im vollen Format. +++ dpa-Bildfunk +++
Mark Roschmann, Vorsitzender des Stuttgarter Schaustellerverbandes, spricht auf dem Frühlingsfest mit Stadträtin Jitka Sklenarova (Bündnis 90/Die Grünen) über das Thema Sexismus.
cdt yen, dpa, Christoph Schmidt

Unverständnis auch beim deutschen Schaustellerverband. Der Präsident, Albert Ritter, sieht kein Problem in den Bildern. Demnach können schließlich jeder selbst entscheiden, ob er oder sie Lederhose oder Dirndl anzieht: „Wenn sich diese Lebensrealität auf einer Fassade widerspiegelt, dann ist es auf einmal verwerflich?“, fragt er ungläubig im RTL-Interview. „Keine der Fassaden widerspricht irgendeiner Gesetzgebung.“

Ganz andere Töne kommen von Jitka Sklenářová, der Stadträtin von Stuttgart. Sie erinnern die Posen fast schon an eine Vergewaltigung. Sie befürchtet sogar, dass sie zu sexuellen Übergriffen aufrufen könnten. Deswegen hat sie einen Antrag zur Entfernung oder Änderung der Bilder gestellt, denn die Frauen sind für sie weder Kulisse noch Dekoobjekt: „Wir wollen, dass Frauen nicht als Objekte, als verfügbare Ware dargestellt werden, da geht’s nicht nur um die Art der Abbildung, sondern auch den Kontext.“

Schausteller ändern nach Sexismus-Kritik Bilder auf dem Frühlingsfest

Und tatsächlich: Die Diskussionen scheinen nun durch Erfolg gekrönt worden zu sein. Denn Schausteller gestalten jetzt mehrere Abbildungen auf dem Stuttgarter Frühlingsfest um. Es gehe um drei halbnackte Frauen, deren Blusen oder Büstenhalter offen waren, sagte Mark Roschmann vom Schaustellerverband Südwest Stuttgart. Eine der Damen bekomme jetzt eine geschlossene Bluse, bei einer anderen werde der BH geschlossen. (jmu)