Auf Kosten der Steuerzahler
Kinder fahren seit drei Jahren mit Taxi in die Grundschule

LKW, ein Labyrinth aus Baustellenschildern und ein notdürftiger Schotterweg. Das Bild, was sich daraus ergibt ist vieles, aber definitiv kein sicherer Schulweg für Kinder. Statt den Fußweg eines Neubaugebiets in Braunschweig endlich fertigzustellen, hat die Stadt jedoch eine andere Lösung parat – und die ist ziemlich absurd.
Taxi statt zu Fuß, mit Fahrrad oder Roller
Was auf den ersten Blick sehr abgehoben klingt, ist für die Bewohner des Neubaugebiets „Heinrich der Löwe“ in Braunschweig Alltag – und das unfreiwillig. Bereits vor vier Jahren sind die ersten Familien in das neue Wohngebiet gezogen. Seitdem zieren Baustraßen aus Schotter das Wohngebiet, die auch noch stark befahren sind von großen Baustellenfahrzeugen. Da die Stadt jedoch dazu verpflichtet ist, für einen sicheren Schulweg zu sorgen, gibt es nun eine absurde Lösung: Alle Schulkinder werden mit dem Taxi zur Schule gebracht und auch wieder abgeholt – und das bereits seit mittlerweile drei Jahren!
Die Anwohner, darunter auch Thomas Paulsen, sind mit der Zwischenlösung nicht zufrieden: „Das ist natürlich der absolute Irrsinn, dass man seine Kinder zu einer Schule, die auch nicht weit weg ist mit einem Taxi bringen lässt“, erzählt er im RTL-Interview. Alleine oder mit Freunden zur Schule zu gehen, fördere auch die Selbstständigkeit der Kinder – das gehe jetzt verloren.
Planung des Schulwegs wurde schlichtweg vergessen

Das Neubaugebiet ist in den Händen eines privaten Investors. Es gibt also einen Vertrag zwischen Investor und der Stadt Braunschweig über wechselseitige Rechte und Pflichten. Darin hätte es auch eine Verpflichtung zu einem schnellen Bau des Schulwegs oder der Übernahmen der Taxikosten geben müssen. Diese wurde jedoch einfach vergessen. Wie das passierten konnte, weiß keiner. Klar ist jedoch, dass im Nachhinein nichts mehr geändert werden kann, da der Vertrag schon unterschrieben ist.
Wer zahlt den 40.000 Euro teuren Spaß?
Dass man über jede Taxifahrt zweimal nachdenkt, weil das Ganze nicht günstig ist, kommt wohl jedem bekannt vor. Allein bis jetzt sind Kosten in Höhe von rund 40.000 Euro entstanden. Aber wer zahlt das Ganze? Die Eltern nicht, aber die Stadt Braunschweig.
Einen Haken hat die Sache allerdings, denn: Das Ganze wird aus Steuergeldern finanziert! Und ein Ende ist nicht in Sicht.
Ein Ende ist nicht in Sicht

Im Gegenteil: Das Wohngebiet war anfangs für 400 Wohneinheiten ausgeschrieben – inzwischen plant der private Investor 700 Wohneinheiten, also fast doppelt so viele. Mehr Kita-Plätze, Grünflächen und Parkplätze als Ausgleich soll es trotzdem nicht geben. Das größte Problem daran ist jedoch, dass es die Fertigstellung des Fußweges weiter verzögert, denn solange nicht drei Viertel der Wohnhäuser fertig sind, wird auch die Baustraße bleiben und die Kinder fahren weiter Taxi.
Der Fall aus Braunschweig landet im diesjährigen Schwarzbuch, in dem die skurrilsten Verschwendungen von Steuergeldern veröffentlicht werden. Denn selbst wenn man es hier nicht mehr ändern kann, soll so zumindest verhindert werden, dass andere Städte den gleichen Fehler machen wie Braunschweig, so Jan Vermöhlen vom Bund der Steuerzahler.
Verwirrende Rechnungen in Bremen?
Auch in Bremen sorgt ein Thema aus dem aktuellen Schwarzbuch für Kopfschütteln. Die Bremer Bürgerschaft bekommt im nächsten Jahr zusätzlich drei Abgeordnete und hat damit 420.000 Euro mehr Ausgaben im Jahr. Eine Rechnung, die für die Bürger der Hansestadt so gar nicht aufgeht – wie Sie im Video sehen. (kum)