Oberster Schülersprecher: Politik hat Sommerferien wieder verschlafenSchulstart in NRW: Mit Konzept oder doch mit altem Chaos?
Auch im bevölkerungsreichsten Bundesland geht’s wieder an die Schulbänke. Die Sommerferien in Nordrhein-Westfalen sind vorbei, rund 2,5 Millionen Schüler kehren heute in die Klassenräume zurück. Nach wie vor mit Maske. Zwei Corona-Tests pro Woche sind der Standard, allerdings nicht mehr für nachweislich Geimpfte und Genesene. Neu ist auch, dass bei einer Infektion nicht mehr die ganze Klasse in Quarantäne muss. An weiterführenden Schulen soll es außerdem ein Impfangebot für ältere Schüler und Personal geben.
Klar ist aber: Eine Impfung ist bei den meisten Schülern noch kein Thema, Luftfilter und Co. in den Schulen aber auch nicht unbedingt. Ist alles dennoch getan, um die Gesundheit von Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften zu schützen? Kritik gibt es schon am ersten Schultag von Deutschlands oberstem Schülersprecher Dario Schramm.
+++ Alle aktuellen Informationen zum Coronavirus finden Sie in unserem Live-Ticker auf RTL.de+++
Schülersprecher Schramm: Politik hat Sommerferien verschlafen
Schramm kritisiert eine unzureichende Vorbereitung der Politik auf den Schulstart unter Corona-Bedingungen: „Wir haben wieder verschlafene Sommerferien erlebt“, sagte der Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz dem „Handelsblatt“. Am Mittwoch starteten im größten Bundesland Nordrhein-Westfalen rund 2,5 Millionen Schüler ins neue Schuljahr.
Es sei erschreckend, dass auf der To-Do-Liste noch nahezu dieselben Punkte stünden wie im vergangenen Schuljahr, meinte Schramm: „Digitalisierung an Schulen, vor allem die Ausstattung mit gutem WLAN, Konzepte zur Kontaktreduzierung, wie etwa mehr Busse und Bahnen, und das große Thema Luftfilter.“ Oft fehle der Mut, die Dinge anzupacken: „Es scheitert meist an der Zuständigkeit, die Länder schieben die Verantwortung auf die Kommunen und umgekehrt.“ Erneute Schulschließungen mit Distanzunterricht hätten nach Ansicht von Schramm fatale Auswirkungen und müssten unbedingt vermieden werden.
"Ein weiterer Lockdown wäre das Schlimmste, was den Schülerinnen und Schülern passieren könnte!"
„Ein weiterer Lockdown wäre das Schlimmste, was den Schülerinnen und Schülern passieren könnte - aus Bildungs-, aber vor allem auch aus psychischer Sicht“, sagte Schramm der Audio-Redaktion der Deutschen Presse-Agentur. Ansonsten befürchte er, „dass wir massenhaft Probleme haben mit Kindern und Jugendlichen, die ganz klar psychische Erkrankungen haben“. Dass die Ständige Impfkommission (Stiko) nun auch Impfungen für Kinder ab zwölf Jahren empfohlen hat, hält der 20-Jährige für einen wichtigen Schritt. Die Impfbereitschaft bei Kindern und Jugendlichen sei hoch, jedoch habe die fehlende Empfehlung zu einer Zurückhaltung bei den Eltern geführt. Nun müssten dort Impfungen angeboten werden, wo junge Menschen sind - etwa mit Impfmobilen an Schulen.
Umfrage: Knapp die Hälfte der Lehrer sehen zum Großteil gravierende Lernrückstände bei Schüler
Ein weiterer Lockdown oder eingeschränkte Corona-Maßnahmen wären fatal für die Schüler – das zeigt auch eine aktuelle Umfrage, die Corona-Folgen für Schüler aus Sicht von Lehrkräften untersucht. Das Fazit: die Lehrkräfte bewerten die Situation unterschiedlich dramatisch. 47 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer sind demnach der Ansicht, dass es „bei mehr als der Hälfte“ (30 Prozent) oder sogar „bei fast allen»“ (17 Prozent) Schülerinnen und Schülern „gravierende Lernrückstände“ gibt, wie eine repräsentative Befragung des Meinungsforschungsinstituts Civey für die wirtschaftsnahe „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ (INSM) zwischen Juni und August ergab. Auf der anderen Seite gaben 44 Prozent an, dass es „bei weniger als der Hälfte“ (25 Prozent) oder „bei sehr wenigen“ (19 Prozent) Schülern solche Rückstände gibt. Die Zahlen lagen der Deutschen Presse-Agentur vor. Die heterogenen Ergebnisse zeigten, wie wichtig eine genaue und möglichst individuelle Überprüfung der Lernstände sei, hieß es bei der INSM. Statt pauschaler Maßnahmen müsse es zielgerichtete Angebote geben.
Die Initiative veröffentlicht die Umfragedaten an diesem Mittwoch im Rahmen ihres jährlichen „Bildungsmonitors“. Dabei handelt es sich um einen Bundesländervergleich der Bildungssysteme anhand verschiedener Faktoren. Neben dem Leistungsstand von Schülern wird unter anderem verglichen, wie viel Geld ein Land pro Schüler ausgibt, wie das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern oder wie hoch der Anteil jüngerer Lehrer ist. Zuletzt lag regelmäßig Sachsen vorn. (dpa/lwe)


