Prozess um brutalen Raubüberfall

Schmuckverkäufer beschützt Mädchen (7) - dann schießt der Räuber auf ihn

Polizeibeamte sichern den Tatort. Sie finden DNA Spuren auf einem Hammer, mit dem die Räuber laut Anklage Glasvitrinen einschlugen, um an den Schmuck zu kommen.
Polizeibeamte finden am Tatort DNA-Spuren auf einem Hammer, mit dem die Räuber laut Anklage Glasvitrinen einschlugen, um an den Schmuck zu kommen (Hannover, 11.07.2023)
von Stefanie Läufer und Juliana Schatzschneider

Der 39-jährige Schmuckverkäufer wird lebensgefährlich verletzt.
Aufgerissene Schubladen, Einschusslöcher – die Bilder der Überwachungskamera des Juweliers in Hannover zeigen das schlimme Ausmaß der brutalen Tat. Nun steht einer der mutmaßlichen Täter vor Gericht. Und es sagt der Mann aus, der an diesem Tag fast sein Leben verloren hätte.
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Schmuckverkäufer versucht, Schlimmeres zu verhindern

Am 11. Juli 2023 sollen Norvin Q. S. und sein Komplize Alan T. beschlossen haben, einen Juwelier in Hannover auszurauben – mit Vorschlaghammer, Handschuhen und einer geladenen Waffe. So steht es in der Anklageschrift. An dem Dienstag im Sommer geht alles ganz schnell: Als jemand „Hände hoch, Hände hoch“ ruft, flüchtet sich das spätere Opfer, ein 39-jähriger Schmuckverkäufer und Familienvater, in den Pausenraum, sagt er beim Prozessauftakt aus. Aber im Geschäft ist damals auch die 7-jährige Nichte des Inhabers, so der Schmuckverkäufer weiter. Er will das kleine Mädchen beschützen und wirft einen Mülleimer. Dann fallen Schüsse. Mit einer Bauchverletzung kommt er ins Krankenhaus auf die Intensivstation. Der brutale Raub dauert nur sechs Minuten. Aber diese sechs Minuten verändern alles für ihn!

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Im Video: Hier fliehen die Räuber nach ihrem Überfall in Hannover

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Opfer leidet bis heute unter Folgen des brutalen Raubüberfalls

Während der Schmuckverkäufer die schrecklichen Details der Tat im Gericht schildert und erneut durchlebt, blickt der Angeklagte Norvin Q. S. betroffen und Hände ringend zu Boden. „Bis heute schläft mein jüngerer Sohn bei mir, um mich zu beschützen“, sagt das Opfer mit gebrochener Stimme unter Tränen. Er leidet unter Halluzinationen, braucht psychologische und physiotherapeutische Behandlung und kann nicht mehr schlafen. „Wenn ich aufstehe, denke ich, dass es ein Albtraum war“, sagt er vor Gericht. Doch seine Narbe erinnere ihn dann, dass alles Realität ist. Außerdem habe er Panikattacken, weil ihn regelmäßig Erinnerungen an die schrecklichen Erlebnisse überkommen. Aktuell kann er auch nicht arbeiten. Laut Richter sollen insgesamt 4 Schüsse gefallen sein. Abgedrückt habe laut des Anklagten sein bisher nicht gefasster Komplize.

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Angeklagter entschuldigt sich

Weil die Polizei nur einen der beiden Tatverdächtigen schnappt, muss sich Norvin Q. S. nun allein vor Gericht wegen gemeinschaftlich versuchtem Mord, schwerem Raub und gefährlicher Körperverletzung verantworten. Bei Prozessbeginn gibt er eine schriftliche Erklärung ab und entschuldigt sich mit den Worten: „Ich möchte mich bei allen Menschen, denen ich Schaden und Leid zugefügt habe, aufrichtig entschuldigen.“ Sein Verteidiger verliest die Worte. Der Angeklagte wirkt dabei beschämt, reumütig und eingeschüchtert. Er habe Angst um seine Familie, wenn er weitere Angaben zum Tathergang und zum Komplizen machen würde. Zur Tatzeit war der Angeklagte 18 Jahre alt. Das könnte sich strafmildernd auswirken, wenn der Richter statt Erwachsenenstrafrecht Jugendstrafrecht anwenden würde. Das lässt der Richter beim Prozessauftakt aber offen.