Neue gefährliche Betrüger-Masche Schockanruf bei Mutter: Künstliche Intelligenz klont Stimme der Tochter und täuscht Entführung vor
Mama, ich wurde gekidnappt! Mit so einem Anruf hätte Jennifer DeStefano niemals gerechnet. Eine unbekannte Nummer ruft die Mutter an. Normalerweise würde sie solche Anrufe ignorieren, aber ihre Tochter macht gerade einen Ski-Ausflug, deswegen nimmt Jennifer ab. Tochter Briana könnte ja etwas zugestoßen sein. Und tatsächlich – die Stimme der 15-Jährigen ist auf der anderen Seite zu hören. Sie weint und fleht um Hilfe, weil sie offenbar gekidnappt wurde. Innerhalb von wenigen Minuten stellte sich aber heraus: Der Anruf ist Fake!
Befreundete Mutter konnte den Kontakt zu Briana herstellen

Bei dem Telefonat ist eine zweite männliche Stimme zu hören. Diese droht, Jennifer DeStefanos 15-jähriger Tochter etwas anzutun, wenn die Mutter nicht eine Million US-Dollar bezahlt. Völlig schockiert versucht Jennifer, mit den Betrügern zu verhandeln, da sie keine Million Dollar hat. Die Fake-Anrufer setzen das Lösegeld dann auf 50.000 US-Dollar herunter.
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Während des Anrufs befindet sich Jennifer DeStefano im Zimmer ihrer anderen Tochter. Weitere besorgte Mütter, die den Anruf mitbekommen, versuchen zu helfen. Sie rufen die Polizei und geben Jennifers Mann Bescheid. Innerhalb von vier Minuten dann die erleichternde Nachricht: Ihre Tochter ist gesund und munter auf ihrem Ski-Ausflug. Eine befreundete Mutter konnte den Kontakt zu Briana herstellen. Wer hinter dem erschreckenden Anruf steckt, ist derzeit noch nicht bekannt.
Mit nur drei Sekunden Material kann schon geklont werden

Die Stimme von Tochter Briana wurde offenbar durch eine Künstliche Intelligenz nachgestellt. Mit nur drei Sekunden Material kann eine Stimme mit einem Programm von Microsoft bereits geklont werden. Andere brauchen eine Minute der aufgenommenen Stimme oder sogar mehr. „Allerdings funktionieren diese Programme im Moment meist nur mit der englischen Sprache. Aber es kann nicht mehr lange dauern, bis das auch mit Deutsch funktioniert“, erklärt Digitalexpertin Frauke Holzmeier im Gespräch mit RTL. Jennifer DeStefano hat zu keiner Zeit die Stimme ihrer Tochter hinterfragt, erzählt sie dem amerikanischen Nachrichtensender KPHO. Das zeigt, wie gut die Programme mittlerweile sein können.
So kann eine Fake-Stimme identifiziert werden:
Jeder Mensch hat ein individuelles Stimmprofil, ähnlich wie bei einem Fingerabdruck. Eine künstliche Intelligenz kommt da zwar schon sehr nah dran, aber wenn man genau hinhört, kann doch noch ein Unterschied erkannt werden. Digitalexpertin Frauke Holzmeier rät dazu, genau auf die Art der Formulierung zu achten und sich die Frage zu stellen: Spricht die betreffende Person wirklich so oder nicht? Manchmal kann die Fake-Stimme auch blechern oder künstlich klingen, was ein Indiz für das Werk einer KI sein kann.
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„Derzeit gibt es noch nicht wirklich Programme, die so eine KI-Stimme entlarven. Langfristig wird es die aber dann geben und dann wird es auch einfacher“, meint die Expertin. Außerdem sei ein einheitliches Regelwerk für Künstliche Intelligenz von der Regierung notwendig. „Die Europäische Union arbeitet auch daran. Allerdings bräuchten wir eigentlich ein weltweites Regelwerk. Und das ist natürlich sehr schwer und fast unwahrscheinlich“, sagt Holzheimer. (kik)