Vom DFB kommt große Kritik - auch wegen der WM in Katar

Umstrittener FIFA-Präsident Gianni Infantino steht kurz vor einer dritten Amtszeit

 221116 -- BALI, Nov. 16, 2022 -- FIFA President Gianni Infantino speaks in an exclusive interview with Xinhua ahead of the 2022 FIFA World Cup, WM, Weltmeisterschaft, Fussball in Bali, Indonesia, on Nov. 15, 2022.  SPINDONESIA-BALI-FIFA-GIANNI INFANTINO-INTERVIEW WangxYiliang PUBLICATIONxNOTxINxCHN
Geht wohl in seine dritte Amtszeit: FIFA-Präsident Gianni Infantino.
www.imago-images.de, IMAGO/Xinhua, IMAGO/Wang Yiliang

Gianni Infantino darf sich kurz vor WM-Beginn in Katar über gute Nachrichten für ihn freuen. Der FIFA-Präsident geht ohne Gegenkandidat in seine dritte Wahl. Aus Deutschland erhält der oft kritisierte Funktionär jedoch keine Unterstützung – und starken Gegenwind.

Große Unterstützung aus Südamerika, Asien und Ozeanien

Doch auch ohne die Unterstützung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) darf sich Infantino seiner dritten Amtszeit als Präsident des Fußball-Weltverbandes sicher sein. Nach Ablauf der Frist kurz vor Beginn der umstrittenen WM in Katar geht der Schweizer als einziger Bewerber für die Wahl am 16. März 2023 in Kigali ins Rennen. Dies teilte die FIFA am Donnerstag mit. Damit gilt die Wiederwahl des 52-Jährigen, dem bereits die Unterstützung unter anderem aus Südamerika, Asien und Ozeanien zugesagt worden war, als sicher.

DFB fordert mehr Rücksicht auf Menschenrechte

ARCHIV - 07.11.2022, Sachsen, Dresden: Bernd Neuendorf, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, steht während der Verleihung des Julius Hirsch Preises im Lichthof des Albertinum auf der Bühne. Mit der Stiftung des Julius Hirsch Preises erinnert der DFB seit 2005 jährlich an die jüdischen Opfer des nationalsozialistischen Unrechtsstaates. (zu dpa: «Wahl zum FIFA-Präsidenten: DFB verzichtet auf eigenen Kandidaten») Foto: Sebastian Kahnert/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
DFB-Präsident Bernd Neuendorf
dpa, Sebastian Kahnert

Der Deutsche Fußball-Bund und Präsident Bernd Neuendorf hatten am Mittwoch mitgeteilt, keinen Kandidaten zu nominieren. Dennoch hat der DFB auch Infantino die Gefolgschaft verweigert und ein eindeutiges Zeichen gesetzt. Der größte Einzelsportverband der Welt verkündete, Infantino auf dem Weg zu seiner Wiederwahl nicht zu unterstützen.

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Dieser Schritt weist dem DFB eine Oppositionsrolle zu. Dessen ist sich Neuendorf bewusst. „Tatsache ist: Viele Verbände haben ihre Unterstützung für den amtierenden Präsidenten Gianni Infantino bereits signalisiert“, sagte er: „Dennoch wollen wir mit dieser Entscheidung zum Ausdruck bringen, dass wir uns seitens der FIFA ein deutlicheres Bekenntnis für die Menschenrechte sowie ein größeres Engagement in humanitären Fragen gewünscht hätten.“ Damit spielte der DFB-Präsident vor allem auf die umstrittene WM in Katar an.

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Gegen den FIFA-Boss läuft ein Strafverfahren

Infantino war im Februar 2016 als Nachfolger von Joseph Blatter gewählt worden und im Juni 2019 per Akklamation ohne Gegenkandidaten im Amt bestätigt worden. Nun steht er vor seiner dritten Amtszeit, mehr darf ein FIFA-Präsident laut Statuten nicht bestreiten. Infantino war zuvor Generalsekretär der Europäischen Fußball-Union UEFA.

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Die FIFA kam vor sechs Jahren aus Skandal-Monaten mit Verhaftungen etlicher Funktionäre in Zürich sowie den Sperren gegen Infantinos Vorgänger Blatter und UEFA-Präsident Michel Platini, der eigentlich als designierter Nachfolger als FIFA-Chef galt. Beide kostete jedoch eine Millionenzahlung die Funktionärs-Karrieren – inzwischen sind beide in der Schweiz vom damaligen Vorwurf der Veruntreuung freigesprochen worden. Infantino wird vorgeworfen, den Sturz von Blatter und Platini mitverantwortet zu haben.

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Der FIFA-Präsident weist die Vorwürfe zurück, wie auch Berichte über weitere Ungereimtheiten seiner Amtszeit. Immer wieder werden dem seit 2016 im Amt befindlichen Infantino diverse Verfehlungen zur Last gelegt. Neben der stetig wachsenden Zahl von Skandalen und Kontroversen, wegen welcher Infantino in der Kritik steht, läuft in der Schweiz auch nach wie vor ein Strafverfahren gegen den FIFA-Boss, der mittlerweile teilweise in Katar lebt. Dabei geht es um geheime Treffen zwischen Infantino und dem Bundesanwalt Michael Lauber. Der Vorwurf: Anstiftung zum Amtsmissbrauch. (jlu/dpa/sid)