Keine Trunkenheit in der Öffentlichkeit und Sex-Verbot

Gefängnis droht! Diese Regeln sollten WM-Fans in Katar lieber nicht brechen

Schon lange nicht mehr war die Vorfreude unter deutschen Fußballfans auf eine Weltmeisterschaft so gering wie diesmal. Ablehnung, Boykottaufrufe oder schlichtes Desinteresse am umstrittensten Turnier der WM-Geschichte prägen die Debatten unter den Anhängern. Doch die Stadien in Katar werden wohl meist voll sein, auch bei den Spielen der deutschen Mannschaft. Es sind noch viele Fragen zu klären – unter anderem welche Verhaltensregeln für Fans gelten. Wir geben einen Überblick.

Wie viele deutsche Fans machen sich auf den Weg nach Katar?

Fanvertreter gehen davon aus, dass 7000 bis 9000 Fans aus Deutschland zum Turnier reisen werden, die meist mehrere Spiele besuchen. Insgesamt sind laut Weltverband FIFA 35.000 Eintrittskarten nach Deutschland verkauft worden. Das sind deutlich weniger als für das Turnier in Russland 2018, als rund 62.000 Tickets nach Deutschland gingen. Für die WM in Brasilien 2014 wurden mehr als 58.000 Karten in Deutschland abgesetzt. Der vom Deutschen Fußball-Bund organisierte „Fan Club Nationalmannschaft“ teilte mit: „Wir hätten uns für unsere Mitglieder und alle Fans der Nationalmannschaft eine andere Lösung als eine Weltmeisterschaft in Katar gewünscht.“

Was ist bei der Anreise zu beachten?

Die Einreise nach Katar ist für Ausländer in der WM-Zeit nur mit der sogenannten Hayya-Card möglich. Diese „Fan-ID“ gibt es nur für Inhaber von WM-Tickets. Gegen eine Gebühr von jeweils 140 Euro können Fans mit einer Hayya-Card dann noch bis zu drei weitere Personen registrieren, die später nach Katar nachreisen können. Die Hayya-Card muss beim Stadionbesuch zusammen mit dem Ticket vorgezeigt werden. Datenschützer sehen die Smartphone-App allerdings kritisch und raten, möglichst ein Zweithandy dafür zu nutzen.

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Welche Verhaltensregeln gelten für Fans bei der WM?

Katar ist ein konservatives Land mit einem durch islamische Moralvorstellungen geprägten Recht. Trotz aller Zusicherungen der Turnier-Gastgeber sagt der deutsche Fanvertreter Philipp Beitzel: „Es gibt eine gewisse Unsicherheit, weil man nicht weiß, wie dann die gelebte Praxis vor Ort sein wird.“

Bei der Kleidung rät das Auswärtige Amt zu einer gewissen Zurückhaltung. Die Schultern und Knie sollten in öffentlichen Einrichtungen, wie Museen oder Regierungsgebäuden, bedeckt werden. Auch das Ausziehen von Trikots oder T-Shirts in den Stadien ist nicht erlaubt.

Küssen in der Öffentlichkeit ist nicht gern gesehen. Denn: „Die öffentliche Zurschaustellung von Zuneigung gehört nicht zur lokalen Kultur“, heißt es unter anderem auf der offiziellen Website der WM 2022. Tatsächlich gibt es in Katar auch ein Verbot von außerehelichem Geschlechtsverkehr. Wird dieses missachtet, drohen bis zu sieben Jahre Haft. Nicht verheiratete Fans sollten also am besten auf Sex verzichten. Auch One-Night-Stands sind tabu. Gleiches gilt auch für homosexuelle Fans. Sollten sie ihre gleichgeschlechtliche Liebe öffentlich in Katar ausleben, droht ebenfalls das Auspeitschen, eine Haftstrafe oder schlimmstenfalls der Tod.

Der Ausschank von Alkohol ist stark eingeschränkt, aus dem Ausland mitgebracht werden darf er nicht. Für stark angetrunkene Fans soll es angeblich eigene Zonen zur Ausnüchterung geben. Trunkenheit in der Öffentlichkeit ist in Katar verboten.

Für Drogen-Vergehen gibt es noch schlimmere Konsequenzen. Wer versucht, Rauschgift auf der Fußball-Reise mit ins Land zu schmuggeln, dem drohen offenbar bis zu 20 Jahre Haft. Bei Wiederholungstätern ist sogar die Todesstrafe nicht ausgeschlossen.

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Wie riskant ist eine WM-Reise für queere Fans?

Zuletzt sorgte die Aussage eines katarischen WM-Botschafters, Schwulsein sei ein „geistiger Schaden“, für großen Wirbel. In Katar ist Homosexualität laut Gesetz verboten. Die Gastgeber und die FIFA versicherten mehrfach, während der WM seien alle Fans willkommen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) brachte von ihrem jüngsten Besuch aus Katar eigenen Angaben zufolge eine „Sicherheitsgarantie“ des Premierministers mit, dass sich alle Fans während des Turniers frei und ohne Angst bewegen könnten. Menschenrechtsorganisationen und das Netzwerk der schwul-lesbischen Fanclubs raten dennoch homosexuellen Fans von einer Reise nach Katar ab.

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Was hat es mit den vom WM-Gastgeber organisierten Fans auf sich?

Das Organisationskomitee bezahlt Medien zufolge ausgewählten Fans Reisen zum Turnier, damit sie dort und in den sozialen Netzwerken für gute Stimmung sorgen. Flüge, Unterkünfte und ein Taschengeld sind demnach für Teilnehmer des „Fan Leader Network“ inklusive. Auch deutsche Fans sind darunter, wie der DFB der „Sportschau“ bestätigte. Unterstützt werden diese Aktivitäten vom Verband demnach nicht. Zudem sorgten zuletzt Videos im Netz für Aufsehen, die fröhliche Menschen in Trikots verschiedener Nationalteams angeblich beim Zug durch Doha zeigen.

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Einige Beobachter kritisierten die Bilder als plump inszenierten Versuch, den Anschein großer Vorfreude unter Fans in Katar vor der WM zu erwecken. Das Organisationskomitee wies das zurück. „Katar und der Rest der Welt bestehen aus einer Vielzahl von Fußballfans, von denen viele emotionale Verbindungen zu mehreren Nationen haben“, hieß es. Die Kritik sei „sowohl enttäuschend als auch nicht überraschend“. (jlu/dpa)