„Wir müssen Delta zurückdrängen“

Reiserückkehrer: Kanzleramtschef Braun offen für weitergehende Testpflicht

Helge Braun in der 237. Sitzung des Deutschen Bundestages im Reichstagsgebäude. Berlin, 25.06.2021 *** Helge Braun at the 237 session of the German Bundestag in the Reichstag building Berlin, 25 06 2021 Foto:xF.xKernx/xFuturexImage
Kanzleramtschef Helge Braun
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Ausgerechnet zur Hauptreisezeit verhagelt die Sorge um die Delta-Variante den entspannten Sommer. Kanzleramtschef Helge Braun hat sich in der Debatte um schärfere Corona-Reiseregeln offen für eine weitergehende Testpflicht für Rückkehrer gezeigt. Ungeimpfte sollten sich derzeit ohnehin zwei mal pro Woche testen lassen, sagte der CDU-Politiker im ZDF-“Morgenmagazin“. „Das gilt natürlich ganz besonders für Reiserückkehrer aus aller Welt.“
Er sei zudem offen für „zusätzliche Tests, möglicherweise auch verbindlich“. Auch die Einreiseanmeldung von Reisenden aus Risikogebieten solle intensiver kontrolliert werden. Mit Blick auf die gefährlichere Delta-Variante des Virus sagte der Kanzleramtschef: „Wir müssen Delta zurückdrängen.“
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Spahn: „Mittlerweile haben wir sehr niedrigschwellig Millionen von Tests“

Bund und Länder hatten sich am Montag nicht auf schärfere Regeln bei der Einreise oder Rückkehr nach Deutschland einigen können, obwohl mehrere Ministerpräsidenten dies gefordert hatten.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) verteidigte diese Entscheidung bei NDR Info. „Mittlerweile haben wir sehr niedrigschwellig Millionen von Tests“, sagte Spahn. Dies sei vor einem Jahr anders gewesen. Zudem herrschten schon relativ strenge Einreiseregeln. „Jeder muss beim Flug aus dem Ausland ein negatives Testergebnis vor dem Boarding vorzeigen. Jeder Einreisende aus einem Risikogebiet muss in die Quarantäne für mindestens 10 Tage.“ Ein Freitesten ist jedoch möglich.

Braun verwies darauf, dass Deutschland für sogenannte Virusvariantengebiete wie Portugal, Großbritannien oder Indien, in denen etwa die Delta-Variante stark verbreitet ist, europaweit die strengsten Regeln habe. Wer aus derlei Ländern zurück in die Bundesrepublik kommt, muss 14 Tage in Quarantäne und kann sich nicht freitesten lassen. „Das ist die europaweit strengste Regel. Unser Schwachpunkt ist, dass andere Länder in Europa die nicht auch haben“, sagte Braun. Deshalb sei man hoch alarmiert. Aber auch die Zahlen aus Deutschland beunruhigen: Der Anteil von Corona-Infektionen mit der gefährlichen Delta-Variante liegt in Deutschland bereits bei mindestens 35 Prozent, sagte Lothar Wieler nach RTL-Informationen in einer Sitzung mit Jens Spahn und den Ländern. Da es sich aber um Daten von vor wenigen Tagen handelt, schätzt der Chef des Robert Koch-Instituts den derzeitigen Anteil auf 50 Prozent. Das würde bedeuteten, dass inzwischen jede zweite Corona-Infektion eine Delta-Ansteckung ist.

Braun wies auch den Vorschlag zurück, dass Geimpfte bei der Rückkehr aus Virusvariantengebieten von der Quarantäne ausgenommen werden sollten. Bei einer neuen Variante brauche es relativ lange, um sicherzugehen, ob die Impfstoffe wirkten und auch die Übertragung des Virus verhinderten, sagte er.

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Maas: Länder-Risikoeinstufung werden nur individuell getroffen

 Heiko Maas, Bundesaussenminister, aufgenommen im Rahmen eines Pressestatements vor einer Arbeitssitzung der G20-AussenministerInnen in Matera. Matera, 29.06.2021. Matera Italy *** Heiko Maas, Federal Minister of Foreign Affairs, in the context of a press statement before a working meeting of the G20 Foreign Ministers in Matera Matera, 29 06 2021 Matera Italy Copyright: xJaninexSchmitz/photothek.dex
Bundesaußenminister Heiko Maas.
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Die Corona-Risikoeinstufung von Ländern wird nach Angaben von Außenminister Heiko Maas individuell bleiben. "Wir wollen weg von diesen pauschalen Entscheidungen", sagt Maas vor dem G20-Außenministertreffen in Süditalien. "Dort, wo es positive Entwicklungen gibt, gibt es keinen Grund, Restriktionen aufrecht zu erhalten."

Maas verteidigt zugleich die Einstufung Portugals und Russlands als Virusvariantegebiete mit weitreichenden Quarantäne-Auflagen für Reiserückkehrer. Eine solche Entscheidung werde auf Grundlage von Daten getroffen, die zeigten, dass dies unbedingt notwendig sei.

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