Keine Besserung in Sicht

Reisechaos geht weiter – Jetzt entschuldigt sich Lufthansa-Chef

Felix Hörhager
Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa, entschuldigt sich in einem offenen Brief. Foto: Felix Hörhager/dpa/Archivbild
deutsche presse agentur

Das Reisechaos an den Flughäfen nimmt kein Ende. Lange Menschenschlangen vor den Check-in-Schaltern, Verspätungen, gestrichene Flüge, da kommt keine Vorfreude auf den Urlaub auf. Lufthansa-Chef Carsten Spohr schrieb jetzt in einem offenen Brief des Konzernvorstandes, dass nach dem „Hochfahren des komplexen Luftverkehrs“ nach der Corona-Pandemie von fast Null auf knapp 90 Prozent, die Branche nicht die gewohnte „Verlässlichkeit, Robustheit und Pünktlichkeit“ liefern könne, entschuldigt sich für die aktuelle Situation bei den Reisenden und spricht über die Zukunft.
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Eine Besserung der Situation ist vorerst nicht in Sicht

"Wir können uns dafür bei Ihnen nur entschuldigen und wollen dabei auch ganz ehrlich sein: In den nächsten Wochen mit weiter steigenden Passagierzahlen, ob Urlaub oder Geschäftsreisen, wird sich die Situation kurzfristig kaum verbessern", schrieb Spohr.

Es fehlten nicht nur bei der Lufthansa, sondern in der gesamten Branche noch zu viele Mitarbeiter. „Nahezu alle Unternehmen unserer Branche rekrutieren derzeit neue Kolleginnen und Kollegen, allein in Europa sind mehrere Tausend Neueinstellungen geplant. Dieser Kapazitätsaufbau wird sich allerdings erst im kommenden Winter stabilisierend auswirken können“, so der Manager. Im Sommer 2023 dürfte die Situation in der globalen Luftfahrt dann deutlich verlässlicher sein, erklärte die Konzernspitze.

In der aktuelle Situation komme außerdem der Krieg in der Ukraine hinzu, der den nutzbaren Luftraum in Europa stark einschränke. „Das führt in der Folge zu massiven Engpässen am Himmel und damit leider zu weiteren Flugverspätungen“, so Spohr.

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Lufthansa gesteht auch Fehler ein

In einem weiteren Brief an die Belegschaft räumte Spohr ein, dass die Lufthansa bei der Rettung des Unternehmens in den vergangenen zwei Jahren auch Fehler gemacht habe. "Haben wir es unter dem Druck der mehr als zehn Milliarden Euro Pandemie-bedingten Verluste mit dem Sparen an der ein oder anderen Stelle übertrieben? Sicher auch das." Spohr betonte zudem die Ausnahmesituation: "Ganz offen gesagt: Es war auch für unsere Führungsmannschaft und mich persönlich die erste zu bewältigende Pandemie."

Die ohnehin bestehenden Personalengpässe bei Airlines und Flughäfen werden durch die hohen Corona-Neuinfektionen derzeit noch verschärft. Europaweit streichen Airlines Flüge, um das überforderte System zu entlasten. Allein die Lufthansa nimmt über die 900 Streichungen im Juli hinaus weitere 2.200 Verbindungen im Sommer an den Drehkreuzen Frankfurt und München aus dem Flugplan. Dies betrifft vor allem innerdeutsche und europäische Flüge, jedoch nicht die zur Ferienzeit gut ausgelasteten klassischen Urlaubsziele.

Dennoch will die Konzernspitze alles tun, um die Reisenden so gut es geht glücklich zu machen. „Wir versprechen Ihnen, dass die über 100.000 Mitarbeitenden der Lufthansa Group alles Menschenmögliche leisten, um Ihnen auch in den nächsten Wochen unter den aktuell schwierigen Umständen das bestmögliche Reiseerlebnis zu bieten“, so Spohr. (rts/kko)

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