Morgen Coleman aus Australien leidet an Hirsutismus

Rasieren? Nein, danke! Frau lernt sich und ihren Bartwuchs zu lieben

Morgan Coleman aus Australien hat einen Bart.
Aufs Rasieren hat Morgan keinen Bock mehr! Stattdessen heißt es jetzt: Akzeptiere dich so wie du bist.
action press

„Du bist hässlich, du bist ein Freak, du bist doch ein Mann!“ – All diese schrecklichen Kommentare musste sich die 26-jährige Morgan Coleman bereits anhören. Der Grund: Sie kämpft mir ihrer Haarwuchsstörung, durch die ihr ein Bart wächst. Doch jetzt hat sie beschlossen, ihren Rasierer wegzuwerfen und sich mit ihren Haaren im Gesicht anzufreunden. Bis sie damit so selbstbewusst umgehen konnte, war es jedoch ein steiniger Weg.

Mit elf Jahren bemerkt Morgan zum ersten Mal ihren Bartwuchs

Auf ihren Wangen und rund um ihren Mund wachsen Morgan rote Barthaare. Ein Bart, zu dem sie sich jetzt mit Stolz bekennen will. Rasieren? Kommt für die 26-Jährige ab sofort nicht mehr in Frage. „Ich habe 15 Jahre lang jeden Tag mit meinem Hirsutismus gekämpft, und nachdem ich in letzter Zeit viel Zeit im Krankenhaus verbracht habe, habe ich beschlossen, dass es an der Zeit war, mein natürliches Gesicht zu akzeptieren.“ Vor diesem Schritt hatte die Australierin jedoch große Angst: „Ich habe mit meinem Selbstbewusstsein zu kämpfen, denn ich wurde jahrelang gemobbt. Das hat seine Spuren hinterlassen“, erzählt sie gegenüber „Wales Online“.

Seitdem sie elf Jahre alt ist, hat sie mit dem starken Haarwuchs im Gesicht zu kämpfen, rasiert sich während ihrer Teenagerjahre jeden Tag, um den fiesen Kommentaren ihrer Mitmenschen zu umgehen. Bis jetzt! „Überraschenderweise seien die Leute gar nicht so voreingenommen, wie man meinen könnte. Natürlich gibt es Leute, die furchtbare Dinge sagen. Aber im Großen und Ganzen sind die Menschen verständnisvoller geworden“, sagt sie. Sie fühle sich viel selbstbewusster und sei mit sich im Reinen. „Es ist schwer zu erklären, aber ich fühle mich frei.“

Jahrelang muss sich Morgan mit Hass-Kommentaren rumschlagen und wird schikaniert

An ihre Schulzeit erinnert sich Morgan, die in Melbourne (Australien) lebt, nur ungerne zurück: „Es war furchtbar und isolierend. Alle anderen Kinder hatten nicht so viele Haare im Gesicht; sowohl Kinder als auch junge Erwachsene waren sehr grausam zu mir. Ich wurde viele Jahre lang stark schikaniert.“ Sie sei als Freak beschimpft worden und man habe ihr gesagt, sie sei doch ein Mann oder transsexuell. „Vor allem zu meinen Koteletten habe ich viele böse Kommentare bekommen. Es gab eine Phase, in der jede zweite Person, die an mir vorbeiging, sie kommentierte und mir sagte, ich solle mich rasieren. Oder aber sie lachten mich aus.“

Besonders schlimm: Die heute 26-Jährige versteht damals nicht, wieso sie anders ist als die anderen. „Das war schwierig, weil ich nicht erklären konnte, warum.“ Jeden Tag probiert sie eine Kombination aus Rasieren, Waxen und Zupfen aus und testet etliche Haarentfernungscremes. Die endgültige Diagnose, warum sie einen Bart hat, erhält Morgan im Jahr 2021: Hirsutismus und das Syndrom der polytystischen Ovarien. Unter Hirsutismus versteht man eine Erkrankung, die dafür sorgt, dass auch bei Frauen dicke, dunkle Haare im Gesicht, am Hals, auf der Brust, dem Bauch, dem unteren Rücken oder an den Oberschenkeln wachsen können. PCOS beeinträchtigt die Funktion der Eierstöcke. Betroffene leiden oft unter unregelmäßigen Perioden, haben oft Probleme schwanger zu werden. Und: Es kann zu vermehrter Gesichtsbehaarung kommen.

Lese-Tipp: Wie entsteht Hirsutismus und was hilft gegen die starke Behaarung?

Morgan Coleman aus Australien wächst ein Bart. Schuld ist die Krankheit Hirsutismus.
Seit ihrem elften Lebensjahr hat Morgan Haare im Gesicht. Sie ist an Hirsutismus erkrankt.
action press
Anzeige:

Empfehlungen unserer Partner

"Wir sind alle einzigartig!"

Die Australierin sagt: „Ich war auf jeden Fall erleichtert, endlich eine Diagnose zu haben – eine Erklärung dafür, warum ich ein bisschen anders bin –, aber es war auch beängstigend, mit einer Krankheit diagnostiziert zu werden.“ Im April diesen Jahres infiziert sich Morgan mit dem Coronavirus und muss tagelang im Krankenhaus bleiben. Zeit, über ihre bisherige Lebensweise nachzudenken. Sie beschließt, ihre Gesichtsbehaarung endlich zu akzeptieren: „Es war einfach an der Zeit, meiner körperlichen und geistigen Gesundheit Priorität einzuräumen, und dazu gehörte für mich auch, die Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann. Wir sind alle einzigartig. Es ist nichts falsch daran, anders auszusehen.“

Das tägliche Rasieren hängt sie an den Nagel und der Rasierapparat verschwindet. Ihre Entscheidung bereut Morgan bisher nicht. Stattdessen genießt sie ihr neues Selbstbewusstsein – obwohl sie seitdem zwar ein paar „seltsame und angewiderte Blicke“ bekommen habe. Ihren Freunden und ihrer Familie sei sie unglaublich dankbar: „Im Großen und Ganzen haben mich alle unterstützt und das hat einen großen Unterschied gemacht. Ich bin die gleiche Person wie vorher, ich fühle mich jetzt nur viel freier und bin nicht mehr so ängstlich wie früher. Ich bin der Meinung, dass Akzeptanz geschaffen werden muss, und die Normalisierung der Gesichtsbehaarung bei Frauen lässt sich am besten durch Aufklärung, Beantwortung von Fragen und Weitergabe von Informationen erreichen.“ (vdü)