Mordprozess beginnt in FrankfurtEhemann soll seine Frau getötet und wie Müll entsorgt haben

Weil er seine Ehefrau getötet und ihre Leiche im Müll entsorgt haben soll, steht ab Freitag ein 38 Jahre alter Mann vor dem Landgericht Frankfurt. Die Staatsanwaltschaft wirft Stefan U. Mord aus Habgier und niedrigen Beweggründen vor.

Knochenrückstände auf Mülldeponie gefunden

Zunächst meldete U. seine 43 Jahre alte Ehefrau als vermisst. Als er jedoch widersprüchliche Angaben zum Verschwinden seiner Frau machte, wurden die Ermittler misstrauisch. Außerdem ließ Stefan U. bereits seine Affäre, die schwanger war, in die Wohnung einziehen, obwohl die Suchmaßnahnen nach Iryna noch liefen. Während die Beamten zunächst Waldstücke in der Umgebung der gemeinsamen Wohnung in Frankfurt-Nied nach dem Opfer absuchten, wurde der Ehemann dann festgenommen.

Während der Ermittlungen stellte sich auch heraus, dass der Angeklagte die Leerung des Müllcontainers bei seinem Arbeitgeber persönlich veranlasst hatte. Zudem wurden in der Wohnung Blutspuren gefunden.

Hinweise auf den Verbleib der Frau brachte erst eine Suchaktion auf der Mülldeponie in Flörsheim-Wicker, bei der rund 20.000 Tonnen Schlacke abgetragen wurden. Dabei wurden drei Knochenrückstände mit den DNA-Spuren der Frau gefunden.

Irina U.
Mordopfer Iryna U.
Polizeipräsidium Frankfurt am Main, RTL

Nach der Bundeswehr auf schiefe Bahn geraten

Im Dezember 2012 lernen sich Stefan und Iryna im Internet kennengelernt. Sie heirateten, ziehen zusammen und wohnen eine Zeit im Frankfurter Stadtteil Bornheim, bis sie sich eine Wohnung in Frankfurt Nied kaufen.
Bei einem Urlaub in Spanien 2018 entschließen sie sich dann für rund 80.000 Euro ein Ferienhaus zu kaufen. Ein Luxus, mit dem Stefan U. wohl nicht mehr gerechnet hätte.

„Ich habe über meine Verhältnisse gelebt“, erklärt Stefan U. finanzielle Probleme, die nach seiner Zeit bei der Bundeswehr entstanden sind. Nach seiner Fliesenleger-Ausbildung wird er nicht übernommen. „Mein Wissen hat nicht ausgereicht für die selbstständige Arbeit auf Montage“, sagt der Angeklagte über eine gescheiterte Bewerbung bei einem Fertighaus-Hersteller.

Als er bei Ebay Dinge verkauft, die er gar nicht besessen hat, beginnt Stefan U. auf die schiefe Bahn zu geraten. Mit seiner abgelaufenen Bundeswehr-Fahrkarte wurde er in der Bahn erwischt. Wegen dieser und anderer Betrugsdelikte wurde er zu einer Haftstrafe verurteilt, die ihn in die JVA nach Frankfurt führte.

Aus der Haft entlassen hatte er einige Jobs – in einem Schnellrestaurant und bei einem Sicherheitsdienst. Diesen Job aber verlor er, weil er mit seiner Vorbestrafung nicht geeignet sei. Mit Iryna scheinen zumindest finanzielle Aspekte geregelt zu sein.
2015 wünscht sich das Paar dann ein Kind – aber es klappt nicht. Wegen der Vorstrafen Stefan U.’s ist auch eine Adoption nicht möglich.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Weg frei für eine neue Frau

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte mit der mutmaßlichen Tat im Oktober 2019 den Weg für die Beziehung mit einer anderen Frau frei machen und in den Besitz der Eigentumswohnung in Frankfurt und des Feriendomizils in Spanien kommen wollte. Die Schwurgerichtskammer steht jetzt vor einer umfangreichen Beweisaufnahme mit zahlreichen Zeugen und Gutachtern. Nach zehn Verhandlungstagen soll der Prozess Mitte April abgeschlossen werden.