Wer kann sich das denn leisten?
Tagesticket kostet bis zu 435 Euro: Preis-Hammer bei der Biathlon-WM
von Jan Luhrenberg
Oberhof ist bereit! Am 8. Februar startet dort die Biathlon-WM. Dann messen sich die besten Ski-Athleten im Thüringer Wald und kämpfen um Medaillen. Die Veranstalter hoffen auf bis zu 170.000 Fans. Doch ob es wirklich so viele Biathlon-Begeisterte an die Rennstrecke zieht, ist fraglich. Sicherlich ein Grund dafür: die horrenden Ticketpreise.
Was kosten die Tickets bei der Biathlon-WM?
Gäste müssen teils sehr tief in die Tasche greifen, um in Oberhof ein Rennen zu sehen oder einen ganzen Tag an der Strecke zu verbringen. Tickets für die Waldtribüne gibt es für 49 Euro bis 72 Euro. Noch mehr kosten die Karten für die Arena (55 bis 84 Euro) und für die modernisierte Sitzplatztribüne mit Blick auf den Schießstand (89 bis 105 Euro). Im jeweils teuren Fall sehen die Fans allerdings auch zwei Rennen (z. B. die Verfolgung der Männer und der Frauen).
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Doch es gibt auch günstigere Alternativen: Einen Platz an der Rennstrecke gibt es so bereits ab 26 Euro; maximal sind es 39 Euro. Die teurere Alternative ist hingegen ein Platz auf der VIP-Tribüne, der zwischen 320 und 435 Euro kostet.
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Die Frage ist: Sind solche Preise im Biathlon-Zirkus üblich? Eher nein! Zum Vergleich: Ein Stehplatz beim letzten Weltcup in Antholz kostete maximal 40 Euro, VIP-Tickets dort gab es für höchstens 385 Euro.
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Warum sind die Preise bei der Biathlon-WM so hoch?
Die Veranstalter rechtfertigen diese Preisunterschiede auf RTL-Anfrage mit unterschiedlichen Anforderungen. Eine Weltmeisterschaft sei nicht gleichzusetzen mit einem jährlichen Biathlon-Weltcup. Die Dimensionen der Sportveranstaltung seien größer, und demzufolge seien die Kosten intensiver, heißt es. Zur Kalkulation gehöre demnach auch, kommende Weltcups in Oberhof sicherzustellen und Gelder für die Nachwuchsförderung am Standort zu gewinnen.
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Gleichzeitig spiegele sich in den Ticketpreisen aber auch die Marktentwicklung wider. „Wir hoffen auf das Verständnis der Fans, die die Preisentwicklungen auch im Alltag spüren“, sagt Thomas Grellmann, Chef des Organisationskomitees (OK). Der verweist auch auf ein geplantes, umfassendes Rahmenprogramm in der Arena und in der Stadt Oberhof. „Hier werden den Fans in den zwei WM-Wochen tolle Angebote und zahlreiche Attraktionen geschaffen“, sagt Grellmann. Das kostet – und treibt die Preise für Tickets in die Höhe.
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Doch der Veranstalter betont: Neben den Rennen und dem Rahmenprogramm bieten die Karten – wenn einmal gekauft – weitere Vorteile für Fans. Darin enthalten ist die Anreise mit ausgewählten Linien des ÖPNV (Bahn und Bus) sowie der Transfer von den P+R-Parkplätzen zur Arena am Rennsteig und zurück. Das soll nicht nur für Komfort sorgen, sondern sei auch umweltfreundlich.
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Veranstalter ist trotzdem mit der Nachfrage zufrieden
Die Preise schrecken Biathlon-Fans jedoch nicht wirklich ab. 145.000 Tickets (Stand: 23. Januar 2023) sind bereits verkauft. Besonders groß ist die Nachfrage bei den Wettkampftagen mit zwei Rennen (Verfolgungen, Staffeln und Massenstars der Männer und Frauen). „An diesen Tagen sind wir quasi ausverkauft und können keine weiteren Kontingente freischalten“, sagt OK-Chef Grellmann.
Insgesamt hoffen die Veranstalter auf 170.000 begeisterte Fans an der Strecke. Doch dabei gibt es ein großes Problem: Das Zuschauerverhalten hat sich verändert. „Aufgrund der Corona-Pandemie und der Energiekrise kaufen die Fans ihre Tickets deutlich kurzfristiger oder gar an der Tageskasse. Sie sind vorsichtiger geworden“, sagt Grellmann. Ob also noch mehr Tickets verkauft werden, ist offen. Klar ist stattdessen: Ein Schnäppchen sind sie nicht.