Dietrich Wagner erlangte am "Schwarzen Donnerstag" traurige BerühmtheitWasserwerfer machten ihn vor 13 Jahren bei Protesten blind - jetzt ist er tot

ARCHIV - Zwei Männer stützen im Schlossgarten in Stuttgart den durch einen Wasserwerfer verletzten Dietrich Wagner (m) nach einer Demonstration gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21 am 30.09.2010. Beim harten Polizeieinsatz gegen Stuttgart-21-Gegner am 30. September ist er vom Strahl eines Wasserwerfers an den Augen schwer verletzt worden. Foto: Marijan Murat/dpa (zu lsw: «Fünf Jahre nach dem Schwarzen Donnerstag gibt es noch «Wutbürger» " vom 23.09.2015) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Dietrich Wagner erblindet 2010 während des Protestes gegen den Bahnhof Stuttgart 21, weil ihn ein Wasserwerfer im Gesicht trifft.

Er gab ALLES für die Sache, die ihm so wichtig war! 2010 trifft ein Wasserwerfer der Polizei Dietrich Wagner während einer Demonstration gegen das Bahn-Bauprojekt Stuttgart 21, danach ist er blind. Am Donnerstag wird bekannt: Der 79-Jährige ist tot.

Lungenentzündung tötet Opfer vom "Schwarzen Donnerstag"

Sein Foto geht im September 2010 um die Welt, sogar die New York Times zeigt das blutüberströmte Gesicht des Mannes, der nur für den Erhalt ein paar alter Bäume protestieren will. Im Schlossgarten demonstriert Wagner damals mit Gleichgesinnten. Sie wollen verhindern, dass das Bau-Großprojekt Stuttgart 21 den Platz der Bäume einnimmt. Seinen Einsatz bezahlt er mit seinem Augenlicht, denn nach dem dramatischen Zwischenfall ist er fast vollständig blind. Nur auf dem rechten Auge hat er noch geringe Sehkraft. 13 Jahre später, in der Nacht auf den 28. Juni, stirbt Dietrich Wagner in einem Krankenhaus an einer Lungenentzündung, wie die Stuttgarter Nachrichten berichten.

120.000 Euro Schadenersatz erstreitet sich der ehemalige Ingenieur vor Gericht. Seine Augen bekommt er davon nicht wieder, doch von dem Schicksalsschlag lässt er sich nie brechen. Auch später protestiert er weiter auf der Straße gegen Stuttgart 21. Für die Öffentlichkeit wird er zur Symbolfigur des Widerstandes. Für Mitstreiter zum Helden.

Lese-Tipp: „So kompliziert ist das?“: Klage zu Kosten von Stuttgart 21

Protest-Opfer Dietrich Wagner: Erst Schlaganfall, dann Hochzeit

„Sein Tod stimmt uns sehr traurig. Dietrich Wagner brachte ein großes Opfer für den Protest gegen Stuttgart 21“, zitiert Bild Wagners Protest-Weggefährten Matthias von Herrmann. Jahre nach dem verhängnisvollen Polizeieinsatz stellt das Verwaltungsgericht fest: der Einsatz ist rechtswidrig. 2015 entschuldigt sich Winfried Kretschmann bei Wagner und weiteren Geschädigten für die Vorkommnisse am „Schwarzen Donnerstag“.

Vor drei Jahren erleidet Wagner einen Schlaganfall, von dem er sich mühsam wieder erholt. Doch das Leben hält auch danach noch Schönes für ihn bereit. Vor wenigen Monaten heiratet er seine langjährige Lebensgefährtin. Eine aktive Führungsrolle beim Protest gegen das Bahn-Projekt hat der Stuttgarter nie inne. Und doch wird sein Name für immer mit den Protesten verknüpft bleiben. (jak)

Lese-Tipp: Alle Tunnel im Talkessel von Stuttgart 21 sind gegraben