Gute Noten an Studenten verkauftPolizei ermittelt gegen Mitarbeiterin der Uni Duisburg-Essen

Sachbearbeiterin verkaufte die besseren Noten an fast 50 Studierende. Ermittlungen werden ausgedehnt.
Ermittlungen an Universität Duisburg-Essen. Mitarbeiterin soll gute Noten gegen Geld an Studierende verkauft haben.
RTL

Fast 50 Studierende haben das verlockende Angebot angeblich wahrgenommen. Eine Verwaltungsmitarbeiterin der Universität Duisburg-Essen soll ihnen für mindestens 800 Euro bessere Noten verkauft haben. Jetzt ermittelt die Kriminalpolizei gegen die 38-Jährige.

Studierende der Uni Duisburg-Essen zahlten ausschließlich bar und bekamen so die bessere Note

Laut einem Bericht der „WAZ“ sollen vor allem Studierende der Wirtschaftswissenschaften sowie angehende Lehrer ihre Note auf diese korrupte Weise aufgebessert haben.

Seit April 2017 soll die Uni-Mitarbeiterin den Noten-Service gegen Bares angeboten haben. In fast 50 Fällen habe die Sachbearbeiterin nachträglich am PC aus einer nicht bestandenen Prüfung mit der Note fünf eine bestandene Prüfung mit der Note vier gemacht, heißt es. Laut der Kriminalpolizei könne man bislang circa 160 Fälle von Manipulationen bei fast 50 Studierenden beweisen. Sprich: Beinahe jeder der Beschuldigten muss mindestens drei Mal nach Bezahlung eine Note korrigieren lassen haben.

Die Kriminalpolizei nimmt an, es habe eine gewisse „Gebührenordnung“ gegeben. Neben den 800 Euro für eine bestandene Klausur kostete jede Verbesserung einer weiteren Note nochmal 50 Euro mehr. Auch wer mal eine Prüfung versäumt hatte, brauchte sich laut dem Bericht der „WAZ“ keine Sorgen zu machen. Zumindest sofern der Studierende bereit war, cash zu zahlen. Den Vermerk „nicht erschienen“ habe die 38-Jährige gelöscht und stattdessen die Anwesenheit bestätigt – obendrauf gab es dann auch noch eine bessere Note.

Sachbearbeiterin arbeitete seit 2009 an Uni Duisburg-Essen

Laut der Ermittler war die Manipulation wohl möglich, weil die Dozenten die Klausuren und Prüfungen schriftlich hinterlegten und die Verwaltungsangestellte die Bewertungen nachträglich elektronisch ins System eintrug.

Ein anonymer Hinweis, der bei der Universität einging, soll die Ermittlungen ins Rollen gebracht haben. Die Hochschule prüfte die Angelegenheit zunächst intern, als sich die Vorwürfe bestätigten, erstattete sie Anzeige bei der Polizei.

Die 38-Jährige arbeite seit 2009 an der Universität Duisburg-Essen. Zunächst wurden nur Fälle ab 2017 überprüft. Wie die„WAZ“ berichtet, wolle man diese aber künftig bis 2009 ausweiten.

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Die Verwaltungsangestellte muss sich den Vorwürfen nach Abschluss der Ermittlungen vor Gericht stellen. Ihr werden Bestechlichkeit und Betrug vorgeworfen. Auch den Studierenden werden Noten und Abschlüsse aberkannt – auch ihnen droht ein Verfahren.

In einem Interview mit der Zeitung äußert sich Rechtsanwalt Volker Schröder. Er vertritt eine der beschuldigten Studierenden, eine 28 Jahre alte Mandantin aus Essen. Sie habe durch die
manipulierten Klausurnoten ihr erstes Staatsexamen für das Lehramt an Berufsschulen bestanden und dadurch den Zugang zum Referendariat erhalten. Das alles verliere sie jetzt. Viele Jahre des Studiums seien vergebens gewesen, sagt der Verteidiger. Ihm tue leid, dass seine Mandantin ihren Traumberuf fortan nicht mehr ausüben dürfe. (mca)