Mallorca-Polizei bleibt untätig
Wer sich am Ballermann daneben benimmt, muss weiter keine Strafen fürchten

Strafen gegen Sauftouristen am Ballermann? Fehlanzeige! Hoteliers auf Mallorca beklagen fehlendes Durchgreifen von Polizei und Behörden. Keine der Strafanzeigen aus der Sommersaison wurde bis heute verfolgt.
Video: Neue Knallhart-Regeln am Ballermann
„Wir setzen dem Sauftourismus endlich ein Ende!“ Mit neuen Benimmregeln und hohen Geldstrafen für Regelbrecher wollten die Behörden auf Mallorca den seit Jahren ausufernden Partytourismus am Ballermann in dieser Saison eigentlich bekämpfen. Wer betrunken über die Stränge schlägt, über Balkone klettert oder sich in Hotels und Bars nicht benehmen kann, sollte mit hohen Geldbußen bis zu 6.000 Euro bestraft werden. Doch offenbar waren die Ankündigungen nur heiße Luft. Denn: Passiert ist im Grunde nichts. Die Situation an der Playa de Palma sei schlimmer denn je gewesen, beklagen nun die Hoteliers in ihrer Saisonbilanz.
Mehr noch: Die Behörden hätten offenbar in dieser Saison so gut wie gar nicht auf die Exzesse der Sauftouristen reagiert. Keine einzige der 36 Strafanzeigen, die während der Hochsaison auf Mallorca erstattet worden waren, wurden bisher verfolgt, so der Hotelverband AHPP. „Es lohnt sich, sich nicht an die Regeln zu halten“, beklagt deren Vizepräsident, José Antonio Fernández de Alarcón. Denn: Konsequenzen muss so gut wie niemand fürchten.
812 Verstöße gegen Benimmregeln in nur neun Tagen
Und dass die Behörden eigentlich hart durchgreifen müssten, zeigt eine Momentaufnahme des AHPP. So hat der Hotelverband während der Hochsaison auf eigene Faust einen Privatdetektiv engagiert – und dieser hat in nur neun Tagen 812 Verstöße gegen die Benimmregeln, andere städtische Verordnungen und das Anti-Sauftourismus-Gesetz der Balearen-Regierung entdeckt.
Illegaler Alkoholkonsum auf der Straße, Alkohol-Verkauf außerhalb der erlaubten Zeiten, Diebstähle oder Hütchenspiel-Abzocke – das ist weiterhin Alltag am Ballermann. Dazu wurden in dieser Saison verbotenerweise auch Cocktails auf der Straße verkauft. Und: Einige Anbieter von Flughafen-Transfers verkauften ihren Fahrgästen bereits auf der Fahrt an die Playa im Bus Alkohol. „Es gibt Transferfahrzeuge, die an Bord Kühlschränke mit Bier gefüllt haben“, so der Hoteliersvertreter. Die Folge: So mancher Urlauber kam schon betrunken am Hotel an – und das, bevor der Urlaub überhaupt so richtig los ging.
Und die Polizei? Unternahm in den meisten Fällen nichts. Beobachter rechnen daher damit, dass auch künftig alles beim Alten bleiben wird und die Exzesse rund um den Ballermann auch in der nächsten Saison weitergehen.