Frauenrechtler protestieren gegen strenge Gesetze
Polen: Schwangere stirbt an septischem Schock, weil sie nicht abtreiben darf
In Polen ist eine 30 Jahre alte Frau gestorben – offenbar weil sie nicht abtreiben durfte. Dass das Baby nicht überleben würde, war klar. Doch der Tod der Mutter wäre zu verhindern gewesen, glaubt zumindest die Anwältin Jolanta Budzowska, die den Fall bei Twitter öffentlich machte. Der Fötus war offenbar schwer geschädigt. Die Ärzte wollen aber abwarten, bis er von allein im Mutterleib abstirbt und keine Abtreibung durchführen. Das könnte die Frau das Leben gekostet haben.
Geschädigter Fötus sollte von allein absterben
Laut Budzowska war die Patientin in der 22. Schwangerschaftswoche. Die Ärzte in der südpolnischen Stadt Pszczyna wollten die Schwangerschaft trotz aller Komplikationen aber nicht abbrechen, wie die Anwältin mitteilte. Denn damit hätten sie zwar das Leben der Mutter retten können, hätten aber das nicht überlebensfähige ungeborenen Kind töten müssen. Der Fötus sei schließlich im Mutterleib gestorben. Doch dann starb auch die Mutter – an einem septischen Schock wie Budzowska schreibt.
Die Anwältin macht die Gesetzeslage für den Tod der Frau verantwortlich. Das polnische Verfassungsgericht hatte vor einem Jahr fast alle Ausnahmeregeln des strengen Abtreibungsgesetzes aufgehoben. Seither ist ein Schwangerschaftsabbruch auch dann verboten, wenn der Fötus schwer geschädigt ist.

Tod der Schwangeren löst Proteste in Polen aus
Nach dem Tod der 30-Jährigen gingen in Polen in mehreren Städten die Menschen auf die Straße. Frauenrechtsorganisationen hatten dazu aufgerufen und zogen unter der Parole „Nicht auch nur eine mehr!“ durch die Straßen. TV-Bilder zeigten, wie Demonstrierende vor dem Verfassungsgericht in Warschau Kerzen anzündeten. Auf Transparenten waren gegen die konservativen Verfassungsrichter und die Regierung gerichtete Sätze zu lesen wie „Ihr Tod klagt euch an!“, „Auch ihr Herz hat noch geschlagen!“ oder „Frauenrechte sind Menschenrechte!“
Der Leiter des Krankenhauses bat im Interview mit dem polnischen Sender TVN24 darum, keine voreiligen Urteile zu fällen. Der Tod der jungen Frau werde derzeit von der Staatsanwaltschaft untersucht. (dpa/jgr)