Erneute Coming-Out-WarnungLahm knöpft sich Löw und DFB-Stars vor

Wenn Philipp Lahm Ansagen macht, dann sind sie meistens knackig und polarisieren. Nun knöpft sich unser Ex-Weltmeister den abgetretenen Bundestrainer Joachim Löw und die Einstellung der Nationalmannschaft bei der EM vor. Außerdem spricht er erneut eine umstrittene Warnung aus.
Viele Topspieler, aber kein Kollektiv - Löw zu bockig
"Kein klarer Plan erkennbar, wie die Mannschaft spielen will"
Oha, das sind deutliche Worte, Worte, die den Fans nicht gefallen werden: Philipp Lahm kritisiert Joachim Löw und sieht den deutschen Fußball kurzfristig nicht titelreif. "Es hat der letzte Biss, der Mut gefehlt. Es war kein klarer Plan erkennbar, wie die Mannschaft spielen will. Es fehlte die Balance zwischen Defensive und Offensive", sagte Lahm im „Spiegel“-Interview.
Explizit kritisierte der Weltmeister von 2014 Löws Entscheidung, Lahms damalige Teamkollegen Mats Hummels und Thomas Müller zurückzuholen. "Das kann man sicher diskutieren", sagte er: "Da wird erst ein Umbruch eingeleitet, dann wieder unterbrochen. Nicht gut." An der mangelnden Qualität der Spieler jedenfalls habe das frühe EM-Aus im Achtelfinale nicht gelegen.“
Lahm zeigt sich angesichts des Bundestrainerwechsels von Löw auf den Ex-Bayern-Trainer Hansi Flick zwar "optimistisch". Dennoch werde es "eng", bei der WM in Katar 2022 um den Titel mitzuspielen: "In so kurzer Zeit kann sich die Mannschaft nicht einspielen, nicht finden. Das ist ein Prozess, der ein paar Jahre dauert. Aber bis zur Heim-EM 2024 sollte es klappen, dass wir dann zu den Titelkandidaten zählen." Deutschland müsse zusehen, sich "Erfolge in erster Linie über eine gute Mentalität, individuelle Qualität und Identifikation mit der Aufgabe" zu holen.
Philipp Lahm als neuer DFB-Präsident?
Lahm erklärt seine Coming-Out-Warnung
Lahm wiederholt in dem Interview auch seine Warnung vor einem Coming-out homosexueller Fußball-Profis wiederholt. "Ich stehe zu meinen Aussagen, dass man sich als junger Fußballer sehr gut überlegen muss, sich als homosexuell zu outen.“ Ähnlich hatte sich der 37-Jährige in seinem Buch ("Das Spiel") geäußert. "Der Druck, der von außen kommen kann, auch über die sozialen Medien, kann sehr groß, sehr gefährlich sein, gerade für einen jungen Menschen", sagte Lahm. "Darauf wollte ich mit meiner Aussage hinweisen." Seine Coming-Out-Aussagen haben übrigens immer wieder für reichlich Kritik gesorgt.
Zuletzt hatte sich in der nordamerikanischen NFL der erste aktive Football-Profi geoutet. Carl Nassib von den Las Vegas Raiders wurde anschließend von einer Welle der Unterstützung getragen, sein Trikot wurde zum bestverkauften der National Football League. (tno/dpa/sid)