Jeder Zehnte in Deutschland ist betroffen

Peinlich, aber gut behandelbar: Wenn die Blase nicht dicht hält

Frau mit Harninkontinenz in der Toilette
woman with urine urgency in the bathroom
RyanKing999, iStockphoto, iStock

Entgegen aller Unkenrufe gibt es sie noch, die Tabuthemen. Eines davon ist auch heute noch die Harninkontinenz. Bei körperlicher Belastung und Stress oder großem Drang geht Urin da ab, wo er nicht hingehört: in die Hose. Cirka zehn Prozent der Bevölkerung sind von dem peinlichen Pipi-Problem betroffen. Effektive Hilfe ist aber möglich, wie die Stiftung Warentest in ihrer aktuellen Oktoberausgabe berichtet.

Zu klären: Belastungs- oder Dranginkontinenz?

Beim Hausarzt, Urologen oder Gynäkologen ist erst zu klären, ob es sich um eine Drang- oder eine Belastungsinkontinenz handelt. Bei Letzterer geht beim Heben, Husten, Niesen oder herzhaftem Lachen unfreiwillig Urin ab. Vor allem Frauen sind davon betroffen. Oft ist es eine Folge von Schwangerschaft und Geburt, da der Beckenboden geschwächt wurde. Dranginkontinenz hingegen ist eine Folge von übermäßiger Harnblasenaktivität. Bereits bei geringer Füllung entsteht plötzlich der intensive Drang, zur Toilette zu müssen - oft mit unschönem Ausgang.

Dreistufiges Therapie-Konzept

In der Regel helfen bei beiden Inkontinenzarten spezielle Beckenboden- und Blasentrainungs als erste Behandlungsstufe am besten. Das haben Meta-Studien aus den USA gezeigt. Nur mit Einschränkungen und nur in Kombination mit Trainings können Medikamente als zweite Stufe unterstützend helfen, so die Arzneimittelexperten der Stiftung Warentest. Helfen diese Behandlungen gar nicht, können Windelslips und Einlagen das Leben wieder erleichtern. Bei rezeptfreien Arzneimitteln beispielsweise aus Bärentraube, Goldrute oder Kürbissamen ist die Wirksamkeit unzureichend belegt. Als dritte Stufe können Operationen mit Harnröhrenbändern, Nervenstimulation oder Botoxinjektionen den Betroffenen helfen.

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Kassen übernehmen Trainingskosten

Betroffene sollten also die Scham ablegen und einen Besuch beim Arzt nicht scheuen. Wenn der die Beckenboden- und Blasentrainings verordnet, erstatten die Krankenkasse die Kosten. Er kann auch bei der Suche nach einem geeigneten Therapeuten Hilfe leisten. In vielen Städten existieren auch Kontinenzzentren, die Beratungsleistungen anbieten.