Beckenbodentraining: Mit Biofeedback läuft es optimal

Beckenboden
Ein starker Beckenboden dank Biofeedback

Inkontinenz mit Beckenbodentraining vorbeugen

Durch eine konsequente Beckenbodengymnastik kann die Muskulatur gekräftigt und die Stützfunktion des Beckenbodens gestärkt werden. Das erkannte bereits Ende der 1940er-Jahre der US-amerikanische Urologe Arnold Kegel. Er entwickelte Kontraktionsübungen zur Behandlung von Harninkontinenz, die bis heute unter dem Begriff Kegel-Übungen bekannt sind.

Von Daniele Erdorf

Prof. Dr. Thomas Dimpfl, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Klinikum Kassel und erster Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) rät in Hinblick auf unkontrolliertes Beckenbodentraining bei Inkontinenz jedoch zur Vorsicht: "Zwar kann man Übungsanleitungen in Büchern und im Internet finden, doch nur ein gezieltes Training mit fachkundiger Anleitung und Kontrolle, ist bei Inkontinenz-Patientinnen erfolgreich." Und dazu bedarf es speziell ausgebildeter Physiotherapeutinnen oder Ärzte, die befugt sind, die Erfolgskontrolle per gynäkologischer Untersuchung durchzuführen.

Erfolgreiches Beckenbodentraining mit Biofeedback

Nur beim so genannten Biofeedback, bei dem die Patientin per Tast- oder Sonden-Kontrolle die Rückmeldung erhält, die richtige Muskelgruppe trainiert zu haben, sind die Erfolgsaussichten positiv. "Alles andere", ergänzt Prof. Werner Bader, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Urogynäkologie in der DGGG, führt bei inkontinenten Patientinnen langfristig nicht zum Erfolg, sondern nur zur Frustration". Auch von Vaginalkonen, kleinen Gewichten, die wie ein Tampon in die Scheide eingeführt werden, rät Prof. Bader ab: "Diese Mini-Gewichte lösen häufig Verkrampfungen aus und schaden dann mehr als sie nutzen."

Physiotherapeutinnen, die mit Biofeedback-Methoden und damit auch mit gynäkologischer oder proktologischer Tastuntersuchung arbeiten dürfen, benötigen eine besondere Fortbildung. Sie erhalten erst nach ihrer Qualifikation und einer Prüfung ihr Zertifikat "Physio Pelvica", der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologie, Geburtshilfe, Urologie, Proktologie im Deutschen Verband für Physiotherapie, kurz AG GGUP. Geleitet wird diese Arbeitsgemeinschaft von der Hannoveranerin Ulla Henscher: "Weil es für inkontinente Patientinnen extrem wichtig ist, eine gute Übungsanleitung zu bekommen, haben wir auf unserer Website eine bundesweite Liste von qualifizierten Physiotherapeuten - meist sind es Frauen - zusammengestellt."

Das Training basiert darauf, erst einmal ein Gefühl für die korrekte Anspannung der Beckenbodenmuskulatur zu entwickeln. „Anschließend“, so Ulla Henscher, „werden spezielle Kontraktionsübungen erlernt, die mittels Tast- oder Sonden-Untersuchung überprüft werden. Da inkontinente Patientinnen eine hohe Motivation haben, konsequent zu trainieren, stellt sich meist nach fünf Monaten eine deutliche Verbesserung ein.

Beckenbodentraining - so geht's im Alltag

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Achten Sie darauf, dass Ihre Physiotherapeutin oder Ärztin für das Beckenbodentraining ausgebildet wurde.
picture alliance / dpa, Patrick Pleul

Doch auch Frauen, die nicht an Inkontinenz leiden, können etwas für Ihren Beckenboden tun. Ulla Henscher: "Zunächst gilt auch hier, ein Gefühl für die Beckenbodenmuskulatur zu entwickeln". Am besten geht das mit dem so genannten "Pipi-Stopp". Dabei wird der Urinstrahl beim Wasserlassen kurz unterbrochen. "Können Sie den Harnstrahl völlig unterbrechen", so Ulla Henscher, "ist das ein Zeichen für einen gut funktionierenden Beckenboden." Diese Methode sollte jedoch nur als Test fungieren und nicht dauerhaft angewendet werden, da sie zu Entleerungsstörungen der Blase führen kann.

"Für das Training und die eigentliche Anspannung der Beckenbodenmuskulatur sind Vorstellungsbilder hilfreich", erklärt die Physiotherapeutin der AG GGUP: "Stellen Sie sich beispielsweise vor, Sie hätten einen Schwamm in der Vagina, den Sie zusammendrücken und hochziehen. Oder stellen Sie sich vor, Sie würden sämtliche Körperöffnungen schließen und nach oben ziehen. Fünf bis zehn Trainingseinheiten am Tag, konsequent über sechs bis acht Wochen bringen schon etwas." Ein spezielles Krafttraining muss alle zwei Tage und über fünf Monate ausgeführt werden.