Krankenhaus-Skandal in DonauwörthPatienten mit Hepatitis C angesteckt! Narkosearzt vor Gericht

Er steckte laut der Anklageschrift dutzende Patienten mit Hepatitis C an, um selbst weiter arbeiten zu können! Ein Narkosearzt (60) aus dem nordschwäbischen Donauwörth muss sich ab Mittwoch vor dem Landgericht Augsburg verantworten. Ein Urteil wird im Juli erwartet.
Im Krankenhaus: Arzt zweigte Opiate ab, um weiter arbeiten zu können
Zehn Jahre lang arbeitete der Mann als Narkosearzt in einem Krankenhaus in Donauwörth. Der Mediziner litt unter einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung. Um trotz der Krankheit arbeitsfähig zu bleiben, soll sich der Arzt deshalb immer wieder Opiate abgezweigt und selbst verabreicht haben. Die Substanzen waren eigentlich für Patienten während OPs vorgesehen.
Zur Übertragung der Hepatits-C-Infektion auf Patienten soll es gekommen sein, weil der Mann Hygieneregeln verletzte. Der angeklagte Anästhesist muss sich vor dem Landgericht Augsburg nun wegen gefährlicher Körperverletzung, Unterschlagung der Medikamente sowie Nutzung mangelhafter Arzneien verantworten. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Mediziner selbst gar nichts von seiner Infektion wusste.
Kurz vor dem Bekanntwerden des Skandals fand der Narkosearzt in Baden-Württemberg eine neue Stelle. Er begann im Ostalb-Klinikum in Aalen. Dort wurde die Zusammenarbeit allerdings nach nur etwa zwei Wochen beendet. Das Landratsamt Ostalbkreis berichtete 2018, dass es keine Gefahr für die Patienten in Aalen gegeben habe.
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Wegen möglicher Hepatitis-Infektion: 1.700 Patienten sollten sich testen
Zu Beginn der Ermittlungen gegen den Arzt vor fünf Jahren ging das zuständige Gesundheitsamt zunächst nur von vier bis fünf Fällen aus. Schlussendlich sollten sich dann aber insgesamt 1.700 Patienten, die in der Donau-Ries Klinik vom beschuldigten Arzt behandelt worden waren, auf Hepatitis C testen. Insgesamt infizierten sich mehr als 50 Personen, rund 60 haben Schmerzensgeldansprüche bei der Klinik geltend gemacht. Nach Angaben der Ermittler litten die Betroffenen später häufig unter Müdigkeit durch die Infektion, es habe aber auch andere Symptome und psychische Probleme gegeben.
Hepatitis C ist eine Krankheit, die mangels Symptomen oftmals unentdeckt bleibt, allerdings auch schwere Spätfolgen haben kann. Laut der Deutschen Leberhilfe heilt die Infektion in 20 bis 50 Prozent der Fälle binnen eines halben Jahres von alleine aus. In den anderen Fällen werde die Leberentzündung chronisch. Nach 20 bis 30 Jahren könnten dann bei einigen Betroffenen Zirrhose und Leberkrebs auftreten. „Durch neue Medikamente ist Hepatitis C jedoch heute fast immer heilbar“, betont der Selbsthilfeverein.
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Anklage gegen Arzt: Mediziner will vor Gericht aussagen
Vor dem Start des Prozesses am Mittwoch kündigte David Herrmann, der Verteidiger des 60-jährigen Arztes, an, dass der Beschuldigte vor Gericht umfassend aussagen will.
Das Landgericht Augsburg plant zwölf Verhandlungstage, ein Urteil könnte es Mitte Juli geben. (dpa/kmo)